Tattoos: Gefahr durch ungenaue Kennzeichnung von Tätowierfarben?

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Neue Untersuchungen der Binghamton University, USA, zeigen, dass viele Tätowierfarben in Europa falsch beschriftet sind und einige sogar verbotene Inhaltsstoffe enthalten.

Tätowierfarben in Europa unterliegen den Vorschriften der Europäischen Union zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH). Diese schränken die Verwendung von etwa 4.000 Stoffen ein. Einige Tinten wurden ganz verboten.

In einer neuen Studie unter der Leitung des Chemikers John Swierk von der Binghamton University analysierten Forschende 10 grüne und blaue Farben von 5 verschiedenen Herstellern, die auf dem europäischen Markt vertrieben werden und die alle behaupten, REACH-konform zu sein. Swierks Labor hatte zuvor eine Studie über Tätowierfarben in den USA durchgeführt, die ergab, dass 45 von 54 Tinten nicht mit den auf dem Etikett angegebenen Inhaltsstoffen übereinstimmten.

„Unsere Arbeit kann nichts über die Sicherheit von Tätowierungen aussagen, aber wir halten sie für einen wichtigen ersten Schritt zur Beantwortung der Frage ,Sind Tätowierungen sicher?‘, so Swierk. „Wenn wir nicht wissen, was in einem Fläschchen Tätowierfarbe enthalten ist, können wir auch nicht herausfinden, was kurz- oder langfristig ein unerwünschtes Ereignis verursachen könnte, sei es eine allergische Reaktion oder etwas Ernsthafteres. Wir als Team sind nicht gegen Tätowierungen, wir glauben nur, dass Kunden und Künstler ein Recht darauf haben, zu wissen, was in den Tinten enthalten ist, die sie verwenden.“

Swierks Labor setzte eine Reihe von Techniken ein, um die Tinten zu analysieren. Die wichtigste Methode war die Raman-Analyse.  Die Studie lieferte zwei wesentliche Ergebnisse:

Nahezu alle Tinten (9 von 10) entsprachen nicht den REACH-Vorschriften. In einigen Fällen ging es nur darum, dass nicht alle Bestandteile aufgelistet waren, aber im Falle von 4 Tinten lag es daran, dass sie Stoffe enthielten, die von REACH ausdrücklich verboten sind.

Die Forschenden haben außerdem gezeigt, dass verschiedene Instrumente nicht zuverlässig unterscheiden können, welche Form von Pigment Blue 15 vorliegt. Es gibt drei gängige Strukturen von Pigment Blue 15, eine ist durch REACH verboten. Die Hersteller hätten keine einfache Möglichkeit, zu bestätigen, dass sie die richtige Version verwenden. Die Forschenden sind daher der Meinung, dass das Verbot von Pigment Blue 15 in seiner derzeitigen Fassung nicht durchsetzbar sei.

„Es gibt Vorschriften, die nicht eingehalten werden, zumindest teilweise, weil die Durchsetzung der Vorschriften verzögert wird“, so Swierk. „Unsere Arbeit kann nicht feststellen, ob die Probleme mit der ungenauen Kennzeichnung von Tätowierfarbe absichtlich oder unabsichtlich entstanden sind, aber sie zeigt zumindest, dass die Hersteller bessere Herstellungsstandards einführen müssen. Gleichzeitig müssen die geltenden Vorschriften durchgesetzt werden, und wenn sie nicht durchgesetzt werden können, wie wir im Fall von Pigment Blue 15 argumentieren, müssen sie neu bewertet werden.“

Swierks Labor untersucht weiterhin Tätowierfarben. „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, zu verstehen, wie sich Tätowierpigmente unter Lichteinwirkung zersetzen, insbesondere die Art von Laserlicht, die bei der Entfernung von Tätowierungen verwendet wird, und eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, wie Tätowierungen in die Haut eingebracht werden“, so Swierk.