Tauopathy Challenge Workshop: DZNE-Forscher unter den Geförderten

Darstellung von Neuronen und Tau-Proteinen. (Abbildung, KI-generiert: © TensorSpark/stock.adobe.com)

Die Rainwater Charitable Foundation fördert gemeinsam mit der Aging Mind Foundation, der Alzheimer’s Association und der Stiftung CurePSP fünf Forschungsprojekte, die aus dem zweiten jährlichen Tauopathy Challenge Workshop hervorgegangen sind, für einen Zeitraum von zwei Jahren mit insgesamt 2,5 Millionen Dollar.

Der 2023 eingerichtete Tauopathy Challenge Workshop zielt darauf ab, die Lücke in der Finanzierung neuartiger neurodegenerativer Forschung für primäre Tauopathien zu schließen. Laut eigenen Angaben ist die Rainwater Charitable Foundation einer der größten unabhängigen Förderer der primären Tauopathie-Forschung. Der Tauopathy Challenge Workshop ist ein seit 2023 bestehendes Förderprogramm, das interdisziplinäre Experten zusammenbringt, die sich in ihrer Forschung mit primären Tauopathien beschäftigen.

Durch die Finanzierung innovativer Forschungsarbeiten soll die Entwicklung von Behandlungen für diese neurodegenerativen Krankheiten Unterstützung finden. Zu den Erkrankungen, die dabei im Mittelpunkt stehen, gehören die progressive supranukleäre Blickparese (PSP), die kortikobasale Degeneration (CBD) und Frontotemporale Demenzen (FTD).

Zusammenhang von Störungen im Myelin- und Lipidtransportsystem und Tau-Pathologie?

Seit seiner Gründung hat der Tauopathy Challenge Workshop 4,5 Millionen Dollar zur Unterstützung innovativer, auf den Mechanismus fokussierter Forschung vergeben, die darauf abzielt, neue therapeutische und Biomarker-Ziele für diese Tau-bedingten neurodegenerativen Krankheiten zu entdecken. In diesem Jahr nun werden fünf Projekte finanziert.

Darunter befindet sich auch eines, dass am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) läuft: Hier erforscht Prof. Mikael Simons, Leiter der Klinischen Forschung München am DZNE, wie nicht-neuronale Zellen, insbesondere Gliazellen wie Oligodendrozyten, sowie Faktoren wie Myelinschäden und Lipoproteine (insbesondere ApoE) zur Tau-Aggregation und -Ausbreitung beitragen. Mithilfe fortschrittlicher bildgebender Verfahren und biochemischer Tests in Mausmodellen sowie auch an menschlichem Hirngewebe will Simons herausfinden, ob Störungen im Myelin- und Lipidtransportsystem eine entscheidende Rolle bei der Tau-Pathologie spielen. Ziel ist es, das Verständnis der mit Tau zusammenhängenden Störungen zu vertiefen und potenzielle therapeutische Ziele zu ermitteln. Diese Forschungsarbeiten werden nun – wie alle übrigen in diesem Jahr ausgewählten Projekte – mit 500.000 US-Dollar unterstützt.

Weitere geförderte Forschungsprojekte in Australien und den USA

Gefördert wird auch Eleanor Drummond von der University of Sydney (Australien). Ziel ihrer Forschung ist es, herauszufinden, wie abnorme Proteinaggregation über Tau hinaus zu primären Tauopathien – insbesondere PSP, CBD und Morbus Pick – beiträgt. Mithilfe molekularer Verfahren möchte Drummond Proteine im menschlichen Gehirn identifizieren, die für die Bildung pathologischer Aggregate anfällig sind, und feststellen, ob diese Veränderungen bei verschiedenen Tauopathien gleich sind. Durch die Kartierung der Position dieser Proteine im Hirngewebe und die Prüfung, ob Tau ihre Aggregation antreibt, soll die Studie Krankheitsmechanismen aufklären, Biomarker identifizieren und erforschen, ob diese Prozesse in Zellmodellen umgekehrt werden können – was letztlich zu künftigen therapeutischen Strategien führen soll.

Leonard Petrucelli von der Mayo Clinic (USA) untersucht, ob Fibrillen des lysosomalen Transmembranproteins 106B (TMEM106B) die Tau-Aussaat fördern und die PSP-Symptome verschlimmern. Der Forscher analysiert dafür Hirnproben von Verstorbenen auf Korrelationen zwischen Proteinkonzentrationen, genetischen Varianten und Krankheitsschweregrad. Petrucelli und sein Co-Investigator Dr. Michael Ward von den National Institutes of Health (ebenfalls USA) testen an menschlichen Neuronen und in Mausmodellen, ob TMEM106B-Fibrillen die Taupathologie und lysosomale Dysfunktion direkt beeinflussen und möchten so möglicherweise neue Mechanismen und therapeutische Ziele für PSP aufdecken.

Um potenzielle Interaktion zwischen zwei amyloidbildenden Proteinen – dem transaktiven Response-DNA-Bindungsprotein 43 kDa (TDP-43) und Tau – bei neurodegenerativen Erkrankungen wie PSP und frontotemporaler Lobärdegeneration (FTLD) geht es in den Forschungsarbeiten von Vijay Rangachari von der University of Southern Mississippi (USA).  Während beide Proteine dafür bekannt sind, unabhängig voneinander toxische Aggregate zu bilden, untersucht der Wissenschaftler, ob sie gemeinsam zu „Hybrid-Amyloiden” mit einzigartigen Strukturen und pathologischen Auswirkungen aggregieren können. Rangachari möchte das Vorhandensein dieser Ablagerungen in menschlichem Hirngewebe bestätigen, ihre molekularen Eigenschaften verstehen und ihre Rolle bei neuronalen Funktionsstörungen bewerten – in der Hoffnung, Antikörper zu entwickeln, die diese toxischen Stoffe im Gehirn nachweisen.

Ebenfalls gefördert wird Wilfried Rossoll von der Mayo Clinic (USA): Ziel seiner Forschung ist es, herauszufinden, wie die TDP-43-Ko-Pathologie die Taupathologie beeinflusst und zur Neurodegeneration bei PSP und CBD beiträgt. Rossoll möchte mithilfe innovativer räumlicher Proteomik-Forschungsansätze in Hirngewebe Verstorbener sowie in mechanistischen Studien an Kulturmodellen von Mäusehirnen untersuchen, wie diese Proteine interagieren und die Progression der Krankheit insgesamt beeinflussen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen den Weg für bessere Instrumente zur Untersuchung neurodegenerativer Erkrankungen und zur Entwicklung wirksamer Behandlungen ebnen.

Förderung bei derzeit eingeschränkter Forschungsfinanzierung

„Wir freuen uns über die wachsende Dynamik des Tauopathy Challenge Workshop, mit Partnern wie der Aging Mind Foundation, der Alzheimer’s Association und CurePSP, die sich unserer Mission anschließen, diese neuartigen, hochwirksamen Vorschläge zu unterstützen”, erklärt Jeremy Smith, Präsident der Rainwater Charitable Foundation. „Angesichts der derzeitigen Einschränkungen bei der Forschungsfinanzierung bleibt unser Engagement für die Förderung der primären Tauopathie-Forschung unerschütterlich. Die bei diesem Workshop gewonnenen Erkenntnisse können die Forschung zu neurodegenerativen Erkrankungen im weiteren Sinne erheblich beeinflussen und uns einer sinnvollen Behandlung der Betroffenen näher bringen.”

Der Tauopathy Challenge Workshop 2026 steht allen Forschern im Rahmen einer Absichtserklärung offen. Bewerbungen für den nächsten Workshop können bis zum 2. September 2025 eingereicht werden. Der Schwerpunkt des Workshops 2026 liegt auf der Erforschung der strukturellen und thermodynamischen Eigenschaften von Tau und seiner Wechselwirkungen mit anderen Krankheiten.