Teambuilding-Tipps: Was können Augenärzte von Fußballern lernen?23. Oktober 2024 Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann. Foto: Schulz/Biermann Medizin Können Augenärzte etwas von der Fußball-Nationalmannschaft lernen? Angriff, Verteidigung, flanken, grätschen … wohl eher nicht. Viel näher liegend sind da Kooperation und Mannschaftsgeist. „Teambuilding in Klinik und Praxis – Analogien aus dem Leistungssport“ lautete daher der Titel des Gastvortrages zum 122. DOG-Kongress. Referent war der langjährige psychologische Betreuer des DFB-Nationalteams Prof. Hans-Dieter Hermann aus Tübingen, Sportpsychologe und Unternehmensberater. Teambuilding habe sicher viel mit Sport zu tun, räumte Hermann ein, „aber auch Sie können viel mitnehmen“, wandte er sich an das Publikum im Auditorium von Graefe: „Es geht um Kommunikation und Vertrauen. Es geht um Softskills, wenn Sie erfolgreich sein wollen.“ Wie entsteht Sinn? Ob im Leistungssport – hier war Hermann neben dem Fußball auch in etlichen anderen Disziplinen psychologisch unterwegs – oder in der Medizin, als Grundlage für jeden Erfolg nannte er die Motivation. Und als höchste Form der Motivation sei wiederum das Erkennen von Sinn entscheidend. „Wie entsteht Sinn bei Menschen für das, was sie tun?“ fragte Hermann und gab gleich die Antwort: durch Anerkennung, Sicherheit und Zugehörigkeit. So müsse jedem in einem Team das Gefühl gegeben werden „Dass Du hier bist, ist richtig“. Fehlten das Gefühl der Zugehörigkeit oder auch die Sicherheit, etwas Sinnvolles zu tun, kämen Zweifel auf, sei Erfolg nicht möglich. Als Anekdote aus seiner Betreuerzeit streute er die Begegnung mit einem 400-Meter-Läufer ein, der sich irgendwann gefragt habe, weshalb er denn immer wieder möglichst schnell an einen Ort laufen solle, wo er beim Start ja schon gewesen sei …Ein Positiv-Beispiel in punkto Motivation brachte Hermann von der Handball-Nationalmannschaft mit. Die von ihm ausgewählte Aufnahme zeigte nicht die Feldspieler, sondern ganz bewusst die Ersatzbank. Hier gab es keine mürrischen Gesichter gelangweilt Herumsitzender, sondern auch diese Handballer lebten das Spiel sichtbar mit, waren bei ihren Kameraden auf dem Feld. „Da kommt man vom Ich zum Wir“, erläuterte Hermann die Dynamik des Teamseins via gemeinsame Motivation. Eine solche Motivation kann auch von außen kommen – etwa durch den Trainer, der seinen Spielern Vertrauen signalisiert, Zugehörigkeit vermittelt und so Sicherheit gibt. Als Beispiel hierfür zitierte er Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann mit der klaren Ansage „Finde die beste Position!“ In dieser Aufforderung, so Hermann, gehe es darum, das Beste zu tun, sein Bestes zu geben – aber im Zusammenhang mit den anderen, nicht als Solist. Erfolg zu haben, bedeute auch und vor allem, das „Big Picture“ im Blick zu halten, nicht allein auf sich selbst zu schauen. Kultur der Unterstützung Um ein Team zu sein und als Team Erfolg zu haben, sei noch ein weiterer psychologischer Grundpfeiler unerlässlich, führte Hermann weiter aus: die Kultur der Unterstützung, die sich in drei Formen darstellen lasse. Zunächst sei da die praktische Unterstützung, „das Mitanpacken, auch wenn es gerade nicht mein Job ist.“ Der entscheidende Punkt sei hier die Frage: „Was kann ich für das Team tun?“ Als weitere Ebene gebe es die Unterstützung durch Information – den anderen mitwissen lassen, ihn nicht informell ausgrenzen. Und schließlich gehöre zu dieser Team-Kultur auch die emotionale Unterstützung, das Zusprechen von Mut. Neben mehreren beispielhaften Erlebnissen aus seiner Zeit bei der Fußballnationalmannschaft konkretisierte Hermann den Teamfaktor „Unterstützung“ insbesondere anhand jener im Saal projizierten Szene: Im WM-Finale 2014 in Brasilien ging Nationalstürmer Miroslav Klose bei seiner Auswechslung auf den damaligen Youngster Mario Götze zu, umfasste mit beiden Händen dessen Nacken, drückte seine Stirn an die von Götze und gab ihm folgenden Satz mit auf den Platz: „Du kannst es möglich machen.“ Und Klose sollte Recht behalten: Götze schoss mit seinem 1:0 gegen Argentinien Deutschland in der Verlängerung zum Weltmeistertitel. Motivieren und unterstützen, so die Take-Home-Message des ohne Skript und Rednerpult gehaltenen Vortrages, sind die beiden Grundpfeiler, auf denen Teams entstehen und erfolgreich agieren können. Was in Sportmannschaften funktioniere, sei letztlich auf jedes Team übertragbar, meinte Hermann, räumte aber ein, dass in Kliniken und im Wissenschaftsbetrieb oftmals stärkere Hierarchien als im Sport existierten Zur Person: Hermann ist seit 2017 als Honorarprofessor am Sportwissenschaftlichen Institut der Eberhard-Karls-Universität Tübingen tätig.Seine 2004 aufgenommene Tätigkeit als Sportpsychologe bei der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat Herrmann nach der diesjährigen Europa-Meisterschaft beendet. Als die deutschen Fußballer 2014 in Brasilien den Weltmeistertitel gewannen, gehörte er zum engsten Betreuerteam der Nationalelf.Hermann ist des Weiteren Mitinhaber eines bundesweit agierenden Coaching-Institutes. Darüber hinaus ist er Autor mehrerer Fachbücher und kommentierte als Experte im ZDF die Leistungen der Olympia-Teilnehmer als sportpsychologischer Sicht. (dk)
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