Technologie: Wenn der Arzt per Webcam zur Visite kommt11. September 2017 Prof. Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld leitet die wissenschaftliche Analyse der drei Gesundheitsprojekte. Foto: © Universität Bielefeld Die Universität Bielefeld untersucht bis 2019 drei neue Projekte für zeitgemäße Gesundheitsversorgung. Sie setzen auf innovative Konzepte wie ärztliche Televisiten, Videokonferenzen von Medizinern, Online-Videotelefonie für ältere Menschen und digitale Medikationspläne. Für die wissenschaftliche Analyse der Projekte hat die Universität Bielefeld jetzt eine Förderzusage über mehr als eine Million Euro erhalten. Die Projektförderung startet Anfang dieses Jahres. Die Mittel kommen aus dem bundesweiten Innovationsfonds zur Gesundheitsversorgung in Deutschland. Die Wissenschaftler erforschen moderne Gesundheitskonzepte für Seniorinnen und Senioren, chronisch Kranke sowie Patienten in Krankenhäusern und ambulanten Praxen. „Wir untersuchen, wie sich die Projekte auf die Versorgungssituation der Versicherten auswirken“, sagt Prof. Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Der neue Innovationsfonds fördert erstmals ab 2017 Projekte, die neue Konzepte für die Regelversorgung von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen entwickeln. „Patienten sollen besser versorgt werden, ihre Behandlung und Betreuung sollen wirtschaftlicher werden.“ Digitale Medien setzt das Projekt „TELnet@nrw“ ein, mit dem sich Ärztinnen und Ärzte untereinander austauschen und Patienten auch aus der Ferne behandeln können. Telemedizin nennt sich dieser Ansatz. Medizinische Behandlungen werden zunehmend komplexer, Ärzte sind heute hoch spezialisiert. Das neue Gesundheitsnetzwerk TELnet@nrw soll dafür sorgen, dass Patienten schnell die Einschätzung von Spezialisten erhalten. In dem Projekt beraten und betreuen die zwei Universitätskliniken in Aachen und Münster über digitale Medien 17 Krankenhäuser der Grundversorgung und zwei Ärztenetze in Bünde und Köln mit insgesamt rund 130 Ärztinnen und Ärzten. Die Universitätskliniken stellen ihr Wissen durch Televisiten, Expertenchats und Fortbildungen via Internet zur Verfügung. Für diese Vernetzung setzt das Projekt eine sichere und datenschutzkonforme Technik ein. In den kommenden drei Jahren sollen rund 50.000 ambulante und stationäre Patienten von dem Projekt profitieren. Wer fünf oder mehr Medikamente nimmt, muss mit Wechselwirkungen rechnen. Arzneien, die nicht zueinander passen, können etwa das Gleichgewicht stören und die Wirksamkeit der Arzneimittel senken. Das Projekt AdAM soll mit digitalen Medikamentenplänen Abhilfe schaffen und Polypharmazie vermeiden. Der Name steht für „Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie- und Versorgungsmanagement“. Dank des neuen Systems soll der Hausarzt künftig die Arzneitherapie koordinieren und optimieren. Damit erkennt er Doppelverordnungen, Wechselwirkungen oder Dosierungsfehler und kann reagieren. Partner des Projekts sind neben der Universität Bielefeld die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, die BARMER, die Universitäten Köln, Frankfurt am Main, Bochum und die Universitätsklinik Köln. Das Projekt NetzWerk LebenPlus (NWLP) will selbstbestimmtes Leben auch im hohen Alter ermöglichen – wenn möglich und gewünscht in den eigenen vier Wänden. Ausgangspunkt des Netzwerks ist die Analyse der Ressourcen und Gesundheitsrisiken der älteren Menschen, die an dem Projekt teilnehmen. Eine digitale Kommunikationsplattform unterstützt die Arbeit des Netzwerks. Geplant sind zum Beispiel die Online-Videotelefonie mit Angehörigen und Ärzten, ein digitaler Medikationsplan und Online-Coachings. In dem Projekt NetzWerk LebenPlus kooperiert die Universität Bielefeld mit der Techniker Krankenkasse, der BARMER, der DAK Gesundheit, der Knappschaft, dem Albertinen-Krankenhaus und dem Albertinen-Haus, der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem Unternehmen CIBEK technology + trading und der Forschungsabteilung für Klinische Geriatrie am Albertinen-Haus, Universität Hamburg. Die Bundesregierung will neue Versorgungsformen und versorgungsbezogene Forschungsprojekte in der gesetzlichen Krankenversicherung fördern. Sie will insbesondere die sektorübergreifende Versorgung in Deutschland unterstützen, also stationäre und ambulante Behandlungen besser verbinden. Am 20. Oktober 2016 hat der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) über die ersten Projekte entschieden, die finanzielle Mittel aus dem Innovationsfonds erhalten sollen. In dem Gemeinsamen Bundesausschuss sind für ganz Deutschland Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen organisiert. Der Ausschuss hat Förderzusagen über mehr als 220 Millionen Euro erteilt.
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