Test identifiziert Pneumoniepatienten mit erhöhtem Risiko für Sepsis und Atemversagen

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Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Valencia hat spezifische microRNA identifziert, die bei der Entwicklung eines Atemversagens und einer Sepsis bei Patienten mit Pneumonie eine Rolle spielen.

Bei der Vorstellung der Forschungsergebnisse anlässlich des Internationalen Kongresses der European Respiratory Society (ERS) in Madrid Anfang Oktober erklärte Studienautor Dr. Francisco Sanz, dass diese Erkenntnisse Mediziner befähigen könnten, Patienten rasch auf die besagten Biomarker zu testen, wenn sie mit einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingewiesen würden. So könnten Komplikationen vorhergesagt und eine intensivere Unterstützung und Beobachtung des betroffenen Patienten erfolgen.

Sanz, Pneumologe am Consorci Hospital Universitari de València und Professor an der Universität Valencia, analysierte gemeinsam mit Kollegen klinische Daten und Blutproben von 169 Patienten mit einer ambulant erworbenen Pneumonie.

Die schwersten Komplikationen einer Pneumonie seien die Entwicklung von Atemversagen und Sepsis, erklärte Sanz. Er und seine Kollegen hätten herausgefunden, dass dabei eine spezifische microRNA eine Rolle spiele. Die Forscher identifizierten diese in Blutproben von Patienten zum Zeitpunkt der Aufnahme in ein Krankenhaus mittels quantitativer Reverser-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (qRT-PCR).

Dann suchten sie nach Korrelationen zwischen diesen microRNA und Sepsis bzw. Atemversagen, um festzustellen, wie gut bestimmte microRNA diese Komplikationen vorhersagten.

Die Studienautoren stellten fest, dass 3 microRNA, von denen man bereits wusste, dass sie an pulmonalen und systemischen entzündlichen Prozessen beteiligt sind, sich gut für die Vorhersage einer Sepsis oder eines Atemversagens eigneten. Von 169 Patienten entwickelten 109 (64,5%) Komplikationen: 25,4% ein Atemversagen und 13,6% eine schwere Sepsis. MicroRNA 223 eignete sich der Analyse zufolge gut für die Vorhersage einer Sepsis (78% Genauigkeit), microRNA 574 für die Vorhersage eines Atemversagens (77% Genauigkeit) und microRNA 182 für die Vorhersage beider Komplikationen (schwere Sepsis mit 83% and Atemversagen mit 76% Genauigkeit).

„Unsere Studie hat unser Verständnis der Veränderungen und Prozesse verbessert, mit denen unser Körper auf eine Pneumonie reagiert, indem wir diese microRNA identifizieren konnten. Diese deuten spezifisch auf die Komplikationen Sepsis und Atemversagen hin. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Prognose. Der Zeitpunkt für einen potenziellen Einsatz dieser Biomarker wäre die stationäre Aufnahme des Patienten, sodass Komplikationen, die dieser entwickeln kann, vorhergesagt werden können. Ist bei einem Patienten erst einmal ein bestimmtes microRNA-Profil entdeckt worden, könnten eine intensivere Unterstützung und eine intensivere Kontrolle veranlasst werden. Der Test ist schnell – er nimmt nur 1-3 Stunden in Anspruch – und kostengünstig. Er kann zudem mit Verfahren durchgeführt werden, die in den meisten Krankenhäusern verfügbar sind.“

Die Patienten in der Studie waren im Durchschnitt 67 Jahre alt (Bereich 58-79 Jahre). Manche von ihnen litten noch an anderen Erkrankungen: 29% hatten Diabetes, 28% eine COPD und 14% eine Arrhytmie. Fast 4% der Patienten (3,6%) verstarben nach der Einweisung ins Krankenhaus.

„Unsere Studie wurde in einem Krankenhaus-Setting durchgeführt, könnte jedoch auch auf ambulante Patienten angewendet werden“, betonte Sanz. „Zudem könnte sie – aufgrund der Bandbreite des Alters der Patienten in unserer Studie – auf erwachsene Patienten jeden Alters zutreffen, auch wenn wir die Ergebnisse nicht auf Kinder extrapolieren können.“

Prof. Tobias Welte (Hannover), Präsident der ERS und an der Studie nicht beteiligt, erklärte: „Jeder kann an einer Pneumonie erkranken, auch Personen, die fit und gesund sind. Sie tritt jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit bei Personen auf, die anfällig sind, wie sehr junge und sehr alte Menschen. Diese Patientengruppen sind auch mit höherer Wahrscheinlichkeit von Komplikation wie einer Sepsis oder einem Atemversagen nach einer Pneumokokkeninfekiton betroffen. Der in der Studie beschriebene innovative Ansatz könnte eine rasche und kostengünstige Methode zur Identifizierung solcher Patienten darstellen, bei denen ein Risiko für die Entwicklung einer Sepsis oder eines Atemversagens besteht. Sie hat das Potenzial, Leben zu retten und die Lebensqualität von Patienten zu verbessern sowie Gesundheitskosten zu reduzieren. Allerdings muss dieser Test mit Leitlinien und der empfohlenen besten klinischen Praxis verglichen werden müssen, um seinen Nutzen unter Beweis zu stellen.“