Therapie des HWS-Syndroms mit Physiotherapie

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Der Einfluss von Dauer und Häufigkeit einer Physiotherapie auf den Behandlungserfolg des Halswirbelsäulen(HWS)-Syndroms bleibt offen.
Um die Frage zu beantworten, reichen nach Angaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Daten nicht aus.

Als HWS-Syndrom wird eine Reihe von Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich bezeichnet. Diese können unterschiedliche Ursachen haben und sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Zwar gibt es keine aktuellen Zahlen für Deutschland; es wird aber geschätzt, dass in Europa 26 Prozent der Erwachsenen (Frauen häufiger als Männer) mindestens zeitweise unter einem HWS-Syndrom leiden. Die Behandlung des HWS-Syndroms kann sowohl chirurgisch als auch konservativ erfolgen. Zu den konservativen Methoden gehört neben der medikamentösen Therapie unter anderem die Physiotherapie.

Im Auftrag des IQWiG untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Witten/Herdecke mit weiteren Kooperationspartnern, inwiefern Behandlungsdauer, -häufigkeit und/oder -frequenz einer Physiotherapie Einfluss auf den Behandlungserfolg bei einem HWS-Syndrom haben.

Es konnten drei Studien mit geringer Aussagekraft identifiziert werden, in denen unterschiedliche Dauern, Häufigkeiten und/oder Frequenzen einer Massagetherapie, einer Kombination aus Massage- und Wärmetherapie sowie aktiver Krankengymnastik im Bewegungsbad untersucht wurden. Auf dieser Basis kommt das Forscherteam zum Ergebnis, dass die Studienlage nicht ausreicht, um diese Frage beantworten zu können. Für die Nutzenbewertung seien weitere qualitativ hochwertige Studien mit ausreichend langer Nachbeobachtungsdauer notwendig.

Das IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 04.02.2020 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um ein Health Technology Assessment (HTA) in dem durch Gesetzesauftrag 2016 gestarteten IQWiG-Verfahren „ThemenCheck Medizin“. Stellungnahmen können alle interessierten Personen, Institutionen und Gesellschaften abgeben. Wenn es nach den schriftlichen Stellungsahmen noch Klärungsbedarf hat, führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung durch. Danach wird der HTA-Bericht finalisiert.

Bürger fragen, Wissenschaftler antworten

Laut IQWiG gehört zu den Besonderheiten von „ThemenCheck Medizin“, dass die Fragestellungen der Berichte immer auf Vorschläge aus der Bevölkerung zurückgehen. Das IQWiG sammelt diese und wählt pro Jahr bis zu fünf Themen aus. Ein Auswahlbeirat bringt dabei die Bürger- und Patientensicht mit ein, ein Fachbeirat die Expertenperspektive.

Die HTA-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von extern beauftragten Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung („HTA kompakt“) und einem Herausgeberkommentar des IQWiG veröffentlicht.

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