Therapieangebot für Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen wird ausgebaut

Das Uniklinikum Dresden und die AOK PLUS haben einen Versorgungsvertrag für ein Kinder- und Jugendkopfschmerzprogramm geschlossen (v.l.): Rainer Sabatowski, Frank Ohi, Rainer Striebel, Gudrun Goßrau, Matthias Richter. Foto: ©UKD/Marc Eisele

Die Kopfschmerzambulanz am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bietet betroffenen Familien über das Dresdner Kinder-/Jugendkopfschmerzprogramm (DreKiP) die Möglichkeit zu einer multimodalen Therapie. Gemeinsam mit der Krankenkasse AOK PLUS hat sich das Uniklinikum nun auf die weitere Finanzierung der Therapie geeinigt.

Der Vertrag dazu wurde am 16. Januar 2024 unterzeichnet, wie das Dresdner Universitätsklinikum bekannt gab. Gemeinsamer Wille der Partner: Das Versorgungnetz soll sachsenweit ausgebaut werden. „Erneut gelingt es uns, gemeinsam mit der AOK ein wichtiges Angebot für die Region zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden.

Kopfschmerzen: Ein häufiges Problem bei Kindern und Jugendlichen

Eine Studie an Dresdner Schulen hat ergeben, dass 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler mindestens einmal im Monat Kopfschmerzen haben. Rund fünf Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden unter schweren kopfschmerzbedingten Einschränkungen im Alltag, verändern dadurch ihr Verhalten und können nicht zur Schule gehen. Das wiederum hat Auswirkungen auf den Bildungsweg der Betroffenen. In der Kopfschmerzambulanz für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum Dresden wurde in den vergangenen Jahren eine Therapiestrategie etabliert, bei der sowohl biologische als auch psychische und soziale Faktoren von wiederkehrenden Kopfschmerzen berücksichtigt werden. Die Kinderkopfschmerzambulanz befindet sich im UniversitätsSchmerzCentrum und kooperiert im Rahmen des Programms eng mit der Kinderklinik des Uniklinikums.

Multimodaler Behandlungsansatz

Am Beginn der Schmerzbehandlung steht die diagnostische Einordnung der Kopfschmerzen durch einen Facharzt oder eine Fachärztin. Allein zwischen 2015 und 2019 stieg die Zahl der Kopfschmerzdiagnosen bei Kindern und Jugendlichen um 44 Prozent an. „In den anschließenden Corona-Jahren mit Schulschließungen und Homeschooling kamen noch einmal deutlich mehr Fälle dazu“, sagt Prof. Gudrun Goßrau, Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Uniklinikum. Sobald ein Kind in das Therapieprogramm aufgenommen wird, muss es in einem Kopfschmerzkalender oder einer App die Häufigkeit, die Stärke und mögliche Begleiterscheinungen dokumentieren. Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind die häufigsten Kopfschmerzen. Zur Therapie werden nichtmedikamentöse Verfahren wie Entspannungstechniken und Ausdauersport, Biofeedback und Schlafhygiene eingesetzt. Auch die Reduktion von Stress spielt eine wichtige Rolle. Bei akutem Migränekopfschmerz kommen entsprechende Medikamente zum Einsatz.

Zentraler Baustein in der Behandlung der jungen Patientinnen und Patienten ist die Gruppentherapie. In acht Modulen befassen sich sechs bis acht Kinder und Jugendliche mit den Themen Stressmanagement, Entspannungstechniken und körperlicher Aktivierung. An drei Sitzungen nehmen auch die Eltern teil. Die Auslöser für Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind vielfältig: Lange Phasen der Konzentration, Flüssigkeits- oder Bewegungsmangel, zu wenig Schlaf oder seelischer Stress können den Schmerz auslösen oder verstärken. Darum ist es so wichtig, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie ihre Eltern so viel wie möglich über Kopfschmerzen wissen. Das ist der Ausgangspunkt für das biopsychoedukative Therapiekonzept DreKiP.

Im Januar 2016 startete das ambulante, interdisziplinäre und bislang spendenfinanzierte Therapieprogramm DreKiP am Uniklinikum. Die Erfahrungen und Inhalte aus den vergangenen Jahren werden nun als besondere Versorgung für die Versicherten der Krankenkasse AOK PLUS angeboten. Der Vertrag wurde von Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum, Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand, und Rainer Striebel, Vorstandvorsitzender der AOK PLUS, unterzeichnet.

Versorgungsnetz in Sachsen wird ausgebaut

„Den betroffenen Kindern und Jugendlichen gelingt es nach dem Abschluss des Programms besser mit ihren Kopfschmerzen umzugehen, durch mehr körperliche Aktivität und eigenständiges Anwenden von Entspannungstechniken erhöht sich die Selbstwirksamkeit und der Alltag gelingt zu Hause und in der Schule besser“, sagt Albrecht. „Diese einzelnen Aktivitäten sind wichtige Elemente, mit denen es den Kindern und Jugendlichen gelingen kann, ihrem Kopfschmerz nachhaltig zu begegnen. Bisher hat die Hochschulmedizin Dresden für dieses wichtige Angebot die Verantwortung als Maximalversorger in der Region übernommen. Mit dem jetzt geschlossenen Vertrag gehen wir einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, um das Therapieprogramm langfristig anzubieten und regional in Sachsen auszubauen.“

„Kopfschmerz ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Trotzdem sind passende Behandlungsmöglichkeiten bisher kaum vorhanden. Zusammen mit dem Uniklinikum Dresden gehen wir dies nun an“, sagt Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS. „Chronische Kopfschmerzen haben einen erheblichen Einfluss auf den Alltag der Kinder und Jugendlichen. Durch die multimodale Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten sowie Therapeutinnen und Therapeuten erhalten sie eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Behandlung, unabhängig davon, ob sie in der Stadt leben oder nicht“, so Striebel zum Start des Versorgungsvertrages Kinder- und Jugendkopfschmerz am Uniklinikum.

Erklärtes Ziel der Partner ist es, das Versorgungsnetz des am Uniklinikum entwickelten Kopfschmerzprogramms sachsenweit auszubauen. Ein erster Standort wird jetzt in der Kinderklinik des Städtischen Klinikums Görlitz etabliert, dann folgen Chemnitz und Leipzig.