Therapiehund am Krankenbett: Hannibal und Flip ergänzen die Krebstherapie11. September 2024 Foto: © Stiftung Universitätsmedizin Essen, Knut Vahlensieck Therapiehunde sind in der Krebstherapie für Kinder und Jugendliche eine sehr wirksame Ergänzung. Kontakt, Kuscheln und tierische Interaktion steigern das Wohlbefinden. Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen haben in einer kürzlich im „World Journal of Pediatrics“ veröffentlichten Studie die therapeutische Wirksamkeit der Besuche der Labrador Retriever Hannibal und Flip nachgewiesen. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung der Universitätsmedizin Essen. Eine Krebstherapie ist für Kinder und Jugendliche körperlich und seelisch ganz besonders anstrengend. Daher haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universitätsmedizin Essen neue therapeutische Wege gesucht, um Entspannung und Motivation zu steigern und den gesamten Genesungsprozess positiv zu begleiten. Rund 100mal kam der Labrador Hannibal von 2018 bis 2022 auf der Kinderonkologie im Universitätsklinikum Essen zu Besuch. Die Forschenden um Prof. Dr. Michael Schündeln, Onkologe und Oberarzt der Kinderklinik III am Universitätsklinikum Essen konnten in ihrer Studie im „World Journal of Pediatrics“ die positiven Effekte nachweisen: „Um Infektionen vorzubeugen, sind Tiere auf Stationen für Kinderonkologie eigentlich nicht erlaubt und es gibt nur wenige Studien zum Einsatz von Besuchstieren. Doch wir konnten mit Hannibal zeigen, dass der Einsatz eines Besuchshunds wirksam und sicher ist. Die Kinder und Jugendlichen haben ihren Krankenhausaufenthalt besser akzeptiert und hatten nachweislich weniger Stress.“Nur wenige kinderonkologische Kliniken setzen bislang diese sogenannten tiergestützten Aktivitäten in der stationären Therapie ein. Prof. Schündeln: „Die Vorbehalte wegen möglicher Infektionen waren zunächst groß.“ Um auszuschließen, dass durch Retriever Hannibal Infektionen übertragen werden, wurden sowohl die Patienten als auch Hannibal regelmäßig mikrobiologisch getestet. Das Resultat: Die Infektionen nahmen nicht zu.Schündeln erläutert seinen therapeutischen Ansatz: „Die Überlebenschancen der Kinder mit Krebs sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Unser Ziel ist daher in der Zukunft auch, die langfristige Lebensqualität zu steigern. Der Einsatz von Therapiehunden hat gezeigt, dass dies ein vielversprechender Ansatz ist. Bei der Studie handelte es sich um eine Machbarkeitsstudie. Sie diente der Generierung von Hypothesen und der Vorbereitung weiterer Studien. Geplant ist eine deutlich umfangreichere, prospektive, randomisierte Studie mit einer Kontrollgruppe. Unser Ziel ist es, die Mechanismen des therapeutischen Effekts durch Therapiehunde besser zu verstehen und die Sicherheit der Intervention zu zeigen“.In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler mit sog. visuellen Analogskalen bei Patienten den Prä- und Post-Interventionsstress gemessen, ähnlich zu Smileyskalen zur Schmezmessung bei Kindern und Jugendlichen. In gleicher Form haben die Forschenden die Akzeptanz des Krankenhausaufenthaltes gemessen. Der Stress erwies sich nach der Intervention durch den Therapiehundbesuch als signifikant geringer als vorher und auch die Akzeptanz stellte sich bei einem Hundebesuch höher dar.Die Forschenden werden ihre Studien künftig unter Einbeziehung entsprechender Sicherheitsstandards auch auf Kinderintensivstationen ausweiten. Dann aber nicht mehr von Hannibal, er ist nach fünf Jahren im Einsatz nun in Rente gegangen. Labrador Flip hat seinen Job übernommen.
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