Thrombosen der Netzhaut: Was hinter Schleiersehen stecken kann

Retina-Untersuchung. Foto: © Peakstock-stock.adobe.com

Thrombosen können im gesamten Körper auftreten. Um schwerwiegende Folgen abzuwenden, ist eine schnelle Behandlung erforderlich. Dies gilt auch für Thrombosen, die in einer Vene der Netzhaut auftreten. Unbehandelt kann diese zur Schädigung der lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut bis hin zur Erblindung führen. Woran Betroffene eine Netzhautvenenthrombose erkennen, wie die Behandlung aussieht und wie sich das persönliche Thrombose-Risiko reduzieren lässt, erklären Experten der Stiftung Auge.

Die auf der Netzhaut liegenden Fotorezeptoren sind für gutes Sehen essenziell. Sie wandeln einfallendes Licht in Nervenimpulse um. „Eine gute Durchblutung der Netzhaut ist wichtig, damit diese Sehzellen richtig funktionieren können“, erklärt Prof. Frank G. Holz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Doch wie in allen Gefäßen des Körpers können auch in den Venen und Arterien der Netzhaut Gerinnsel entstehen. „Tritt die Thrombose in den Venen der Netzhaut auf, beeinträchtigt dies den Blutfluss, und es kann zu Schäden an den Sehzellen kommen“, erklärt Holz.

Infolge einer Thrombose kommt es zu einem Blutstau und der Druck in dem betroffenen Blutgefäß steigt. Flüssige Bestandteile des Blutes können in die Netzhaut übertreten und sich dort als Ödeme ansammeln. Bemerkbar macht sich eine Netzhautvenenthrombose vor allem durch eine Einschränkung des Sehvermögens. „Betroffene können oft nur eingeschränkt oder wie durch einen Schleier sehen“, so Netzhautspezialist Holz. Je nachdem, ob die Thrombose einzelne Venenäste oder die Zentralvene betrifft, treten diese Sehstörungen nur in Teilen des Gesichtsfeldes oder aber im gesamten Gesichtsfeld auf.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung einer Augenvenenthrombose zielt darauf ab, die Durchblutung der Netzhautvene zu verbessern, sodass sich der Blutstau auflöst. Dabei arbeiten Augenärzte in der Regel mit Internisten zusammen. Bei Bedarf spritzen Augenärzte auch Anti-VEGF-Inhibitoren direkt in den Glaskörper. Diese Präparate dichten die undichten Gefäße ab, um das Ödem reduzieren zu können. „Auch ein Lasereingriff kann sinnvoll sein, wenn es aufgrund von nichtdurchbluteten Netzhautarealen zu Gefäßneubildung kommt“, sagt Holz. Ein schneller Therapiebeginn und die Lage der Thrombose entscheiden darüber, ob sich das Sehvermögen wieder regenerieren kann. „Bei Venenverschlüssen abseits des Netzhaut-Zentrums stehen die Heilungschancen meist besonders gut. Ist hingegen die Makula in der Netzhautmitte betroffen, wo die Dichte an Sehzellen am höchsten ist, können Sehstörungen zurückbleiben“, betont Holz.

Erhöhtes Thrombose-Risiko

Wer an Erkrankungen leidet, die die Gefäße im gesamten Körper schwächen, hat auch ein erhöhtes Risiko für eine Netzhautvenenthrombose. Zu diesen Erkrankungen zählen etwa Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder hohe Blutfettwerte, aber auch Augenerkrankungen wie Glaukom. Auch der Lebensstil hat einen wesentlichen Einfluss auf Gefäßverschlüsse. „Wer nicht raucht, wenig Alkohol trinkt, sich viel bewegt und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet, senkt sein Thrombose-Risiko“, erklärt Prof. Gerd Geerling, Mediensprecher der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. Daher sei es gerade für Risikopatienten wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten und bei einer morgendlichen Sehminderung schnell einen Augenarzt aufzusuchen.