Tinnitus: Häufige Nutzung rezeptfreier Schmerzmittel mit erhöhtem Risiko assoziiert

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Die häufige von NSAR oder Paracetamol sowie die regelmäßige Nutzung von COX-2-Inhibitoren ist mit einem fast 20 Prozent höheren Risiko für Tinnitus assoziiert, so eine aktuelle Studie. Für Frauen unter 60 erhöht auch Aspirin in mittlerer Dosis das Risiko, die häufige Einnahme von niedrigdosiertem Aspirin jedoch nicht.

Rezeptfreie Schmerzmittel, etwa Aspirin, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Paracetamol gehören zu den am häufigsten genutzten Medikamenten. Allerdings birgt die häufige Nutzung Risiken, das gilt auch für die versehentlich Überdosierung, etwa durch die zusätzliche Einnahme von Erkältungsmedikamenten, die die Wirkstoffe enthalten können. So ist bekannt, dass sehr hohe Dosen von Aspirin reversiblen Tinnitus auslösen können. Ein aktuelle, longitudinale Studie, durchgeführt am US-amerikanischen Brigham and Women`s Hospital, hat untersucht, ob typische Dosen üblicher Schmerzmittel unabhängig mit einem Risiko für Entwicklung eines persistierenden Tinnitus assoziiert sind. Analysiert wurde das für niedrig beziehungsweise mittel dosiertes Aspirin, NSAR und Paracetmol oder die Verwendung von COX-2-Inhibitoren.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Personen, die Schmerzmittel verwenden, möglicherweise ein höheres Risiko haben, Tinnitus zu entwickeln. Außerdem könnten die Studienergebnisse Einblick in die Auslöser dieser Erkrankung geben“, erklärt die leitenden Autorin Sharon Curhan, MD, ScM von der Brigham’s Channing Division of Network Medicine.

Tinnitus sei häufig, aber schwierig zu therapieren, so Curhan. Schätzungsweise 20 Millionen US-Amerikaner leiden an chronischem Tinnitus, drei Millionen sind erheblich eingeschränkt. Meist ist die Ursache des Tinnitus unbekannt, die Wirksamkeit von Therapien begrenzt.

Für ihre Studie werteten Curhan und ihr Team Daten von 69.455 Teilnehmerinnen der Nurses’ Health Study II (NHSII) als Teil der Conservation of Hearing Study (CHEARS) aus. Letztere Studie ist eine große, noch laufende, longitudinale Studie, die die Risikofaktoren für Hörverlust und Tinnitus unter den Teilnehmenden in verschiedenen, noch nicht abgeschlossenen prospektiven Kohorten-Studien untersucht. Die Frauen waren bei Aufnahme in die Studie zwischen 31 und 48 Jahren alt und wurden über 20 Jahre nachverfolgt.

Primärer Endpunkt war neu aufgetretener persistierender Tinnitus, definiert als Tinnitus, der von den Betroffenen mehre Tage pro Woche oder öfter wahrgenommen wurde. Das Team untersuchte auch alternative Definitionen von Tinnituts, inklusiver persistierender Tinnitus, der länger als fünf Minuten andauert und Tinnitus, der jeden Tag auftritt. Die Teilnehmerinnen füllten vor Auftreten eines Tinnitus Fragebögen zu ihrer Nutzung von freiverkäuflichen Schmerzmedikamenten aus sowie zur Einnahme von COX-2-Inhibitoren.

Die Studie konnte zeigen, dass die häufige Einnahme (6-7 Tage pro Woche) von Aspirin in mittlerer Dosis bei Frauen unter 60 Jahren mit einem um 16 Prozent höheren Risiko für Tinnitus assoziiert war, nicht jedoch bei älteren Frauen. Hingegen war die häufige Nutzung von niedrigdosiertem Aspirin (≤100 mg) nicht mit einem erhöhten Tinnitus-Risiko assoziiert. Ein fast 20 Prozent höheres Risiko für Tinnitus war mit der häufigen Einnahme von NSRA oder Paracetamol assoziiert. Dabei scheint das Risiko mit häufigerer Nutzung höher zu sein. Auch die regelmäßig Nutzung (2 oder mehr Tage pro Woche) von COX-2-Inhibitoren war mit einem um 20 Prozent erhöhten Tinnitus-Risiko assoziiert.

Das Autorenteam weist darauf hin , dass die Informationen zum Tinnitus und zur Nutzung von Schmerzmitteln ausschließlich von Patientinnen selbst berichtet wurden. Aussagen über die Kausalität erlaub das Beobachtungsdesign der Studie nicht. Die Studienpopulation war überwiegend weiß und weiblich, sodass weitere Studien mit Teilnehmern anderer Ethnien und Männern nötig seien, so die Autoren.

„Ausgehend von unseren Ergebnissen könnte es aufschlussreich sein zu untersuche, ob die Vermeidung von Schmerzmitteln helfen könnte, Tinnitussymptome zu lindern”, erklärt Curhan. „Freiverkäufliche Schmerzmedikamente sind haben Vorteile, wenn sie kurzzeitig genutzt werden. Allerding könnte die häufige Nutzung solcher Medikamente über einen längeren Zeitraum das Tinnitus-Risiko erhöhen und andere Nebenwirkungen haben.” (ja)