Tinnitus: Verschlechterung durch COVID-1913. November 2020 Foto: ©weyo/stock.adobe.com Laut einer aktuellen Studie, können Tinnitus-Symptome durch COVID-19 verschlimmert werden. Großen Einfluss haben auch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die für viele Menschen deutliche Veränderungen des Lebensstils und alltäglicher Routinen bedeuten. Für die Studie wurden 3103 Menschen mit Tinnitus, aus insgesamt 48 Ländern, aber vorwiegend aus Nordamerika und Großbritannien befragt. Dabei stellte sich heraus, dass 40 Prozent der Befragten mit COVID-19-Symptomen gleichzeitig von einer Verschlechterung ihrer Tinnitus-Symptome berichteten. Auch wenn im Fokus der Studie Personen standen, die bereits vor ihrer COVID-19-Erkrankung unter Tinnitus litten, berichtete ein kleiner Anteil der Teilnehmenden, dass ihr Tinnitus durch die COVID-19-Erkrankung ausgelöst worden sei. Das legt nach Einschätzung der Studienautoren nahe, dass Tinnitus eine mögliche Langzeitfolge von COVID-19 ist. In Großbritannien ist geschätzt jeder achte Erwachsene von Tinnitus betroffen, während es in Deutschland je nach Schätzung zwischen fünf und fünfzehn Prozent sind. Tinnitus kann sich negativ auf die Psyche auswirken und ist mit vermindertem Wohlbefinden, Angststörungen und Depressionen assoziiert. Ein weiteres Ergebnis der in “Frontiers in Public Health” veröffentlichten Studie: Ein großer Anteil der Befragten glaubt, dass sich ihr Tinnitus durch die Social-distancing-Maßnahmen verschlechtert hat, die helfen sollen das Virus unter Kontrolle zu bringen. Die Maßnahmen haben zu vielen Änderungen der täglichen Routinen im Alltag und im Arbeitsleben geführt. Bei Studienteilnehmern und -teilnehmerinnen aus Großbritannien scheint dies ein größeres Problem zu sein als in anderen Ländern. So gaben 46 Prozent der Befragten aus Großbritannien an, dass die Veränderungen im Lebensstil ihre Tinnitussymptome negativ beeinflusst hat, während die nur 29 Prozent der nordamerikanischen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zutrifft. Sorgen, wie etwa die Angst an COVID-19 zu erkranken, finanzielle Bedenken, Einsamkeit und Schlafstörungen haben für 32 Prozent der Befragten dazu beigetragen, den Tinnitus als stärkeren Störfaktor zu empfinden. Einige der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben auch äußere Faktoren als Grund dafür an, etwa mehr Videokonferenzen, ein lauteres Zuhause, Unterricht zu Hause für die Kinder und vermehrter Konsum von Alkohol und Kaffee. Insbesondere Frauen unter 50 Jahren litten im Lauf der Pandemie stärker unter Tinnitus. Laut Studie hat die COVID-19-Pandemie nicht nur Tinnitus-Symptome verschlimmert, sondern auch dazu geführt, dass es für Betroffene schwieriger wurde Zugang zu medizinische Versorgung ihrer Erkrankung zu bekommen. Das könne emotionalen Stress und damit auch Tinnitus-Symptome weiter verstärken und so in einen Teufelskreis münden, heißt es in der Studie. Bereits vor der Studie waren acht von zehn britischen Tinnitus-Patienten unzufrieden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen. Erstautor Dr. Eldre Beukes, Research Fellow at Anglia Ruskin University (ARU) in Cambridge, England, und an der Lamar University in Texas sagte: “Die Ergebnisse dieser Studie Rücken die komplizierten Zusammenhänge, die mit Tinnitus assoziiert sind in den Fokus; genauso wie die Tatsache, dass sowohl interne Faktoren, wie beispielsweise stärkere Ängstlichkeit oder Einsamkeit, und interne Faktoren, wie Änderungen der Alltagsroutine, signifikante Auswirkungen auf die Erkrankung haben können.” Manche dieser durch COVID-19 hervorgebrachten Veränderungen scheinen sich negativ auf das Leben von Tinnitus-Betroffenen ausgewirkt zu haben, so Beukes weiter. Befragte hätten im Rahmen der Studie von einer Verschlechterung ihrer Symptome berichtet, oder davon, dass der Tinnitus erst durch COVID-19 ausgelöst worden sei. “Das ist etwas, das genauer untersucht werden sollte”, betonte Beukes. David Stockdale, Chief Executive der British Tinnitus Association und Mitautor der Studie sagte: “Angesichts der zweiten COVID-19-Welle und eines landesweiten Lockdowns, die wahrscheinlich Gefühle von Stress und Isolation verstärken, kommt es darauf an nicht die gleichen Fehler in der Gesundheitsversorgung von Tinnitus-Patienten zu machen. Eine schlechter Therapie in den frühen Stadien der Erkrankung führt oft zu viel schlimmeren Fällen und schwerer Tinnitus kann sich stark auf die psychische Gesundheit auswirken. Mit dieser Tatsache im Kopf, muss das Gesundheitssystem in der zweiten COVID-19-Welle sicherstellen, dass jeder der Tinnitus entwickelt oder dessen Symptome sich verschlechtert, so schnell wie möglich Zugang zu professioneller medizinischer Hilfe hat.” (red/ja) Originalpublikation:Beukes WE et al. Changes in Tinnitus Experiences During the COVID-19 Pandemic. Front. Public Health, 05 November 2020.
Mehr erfahren zu: "Neustart für das Programm für Nationale Versorgungsleitlinien" Neustart für das Programm für Nationale Versorgungsleitlinien Nach der Auflösung des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin, das bis 2024 das Programm koordinierte und redaktionell betreute, war nach einer Möglichkeit gesucht worden, die Arbeit an den […]
Mehr erfahren zu: "Stimmbandverletzungen: Neues injizierbares Gel vielversprechender Therapieansatz" Stimmbandverletzungen: Neues injizierbares Gel vielversprechender Therapieansatz Ein US-amerikanisches Forscher-Team hat ein injizierbares Hydrogel zur Therapie von Stimmbandverletzungen entwickelt. In vitro und im Tiermodell hat es sich in einer präklinischen Studie als vielversprechend gezeigt.
Mehr erfahren zu: "Arbeitszeitgesetz: Marburger Bund sieht drohende Aufweichung" Arbeitszeitgesetz: Marburger Bund sieht drohende Aufweichung Der Marburger Bund (MB) lehnt die im Koalitionsvertrag angekündigte Reform des Arbeitszeitgesetzes entschieden ab. In einem Positionspapier weist er auf bestehende Möglichkeiten hin, schon jetzt flexible Modelle „in ausreichendem Maße“ […]