Tod durch alkoholbedingte Lebererkrankungen: Studie betont Möglichkeit frühzeitiger Diagnose und Intervention in der Sekundärversorgung14. Juni 2022 Foto: © iVazoUSky/stock.adobe.com In einer kürzlich veröffentlichten Studie hatten Patienten, die an einer alkoholbedingten Lebererkrankung verstarben, häufig Arztkontakte auf Sekundärversorgungsebene. Dabei wurden, wie die Untersuchungsergebnisse zeigen, diese Gelegenheiten, gegen den riskanten Alkoholkonsum vorzugehen, möglicherweise verpasst. Die Studie ergab, dass Menschen, die an einer alkoholbedingten Lebererkrankung (ARLD) verstarben, vor ihrem Tod durchschnittlich 25 Krankenhauskontakte hatten. Die Studie wurde von Dr. Mohsen Subhani und Rebecca Elleray von der School of Medicine an der University of Nottingham (Großbritannien) geleitet. Die ARLD stelle eine vermeidbare Todesursache dar, wie die University of Nottingham in einer Mitteilung anlässlich der Veröffentlichung der Studie betont . Im Jahr 2020 habe die alkoholbedingte Sterblichkeitsrate in Großbritannien einen Höchststand seit 2001 erreicht, mit einem Anstieg von 19,6 Prozent im Vergleich zu 2019. Im Jahr 2018 berichtete die Weltgesundheitsorganisation, dass Alkoholkonsum zu mehr als drei Millionen Todesfällen (Männer 2,3 Millionen, Frauen 0,7 Millionen) und 132,6 Millionen verlorenen gesunden Lebensjahren (DALYs) weltweit pro Jahr beigetragen habe. Eine ARLD ist in den frühen Stadien asymptomatisch und macht sich erst dann bemerkbar, wenn die Prognose bereits schlecht ist. Das frühzeitige Erkennen von Alkoholmissbrauch ist daher von entscheidender Bedeutung, wobei es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Alkoholmissbrauch früher zu erkennen und/oder eine ARLD zu diagnostizieren. Es gibt nur begrenzte Forschungsergebnisse, die beschreiben, wo und wie Patienten mit zugrunde liegender ARLD mit medizinischem Fachpersonal interagierten. Es ist auch wenig über spezifische Faktoren bekannt, die mit einer verzögerten Diagnose verbunden sind. Bisherigen Studien mangelt es an einer detaillierten verknüpften Bewertung gesundheitsbezogener Kontakte zwischen Patienten und Medizinern vor dem Tod, was das Verständnis von Interventionsmöglichkeiten einschränkt. In der neuen Studie analysierten Experten retrospektiv Informationen aus den Datenbanken des Office for National Statistics (ONS) und der Hospital Episode Statistics (HES), um erwachsene Einwohner (Alter über 18 Jahre) von Nottinghamshire zu identifizieren, die innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren an einer ARLD verstarben ( zwischen Januar 2012 und 31. Dezember 2017). Der Tod wurde als primärer Endpunkt eingesetzt. Die Forschenden führten eine Analyse durch, um den Zusammenhang zwischen Schlüsselvariablen und der Mortalität aufgrund einer ARLD zu untersuchen. Im Verlauf von fünf Jahre wurden 799 ARLD-Todesfälle identifiziert. Bei mehr als der Hälfte wurde keine Diagnose gestellt oder eine ARLD weniger als sechs Monate vor dem Tod erkannt. Eine Notfallvorstellung der Betroffenen bei der ersten ARLD-Diagnose und Zugehörigkeit zur weißen Bevölkerungsgruppe waren signifikant mit einer Verzögerung der Diagnose verbunden. Insgesamt wurden für die Kohorte in den fünf Jahren vor dem Tod der Patienten im Median fünf Krankenhauseinweisungen, vier Kontakte wegen eines Unfalles oder eines anderen Notfalles sowie 16 ambulante Termine verzeichnet. Die Behandlung erfolgte durch Ärzte einer Reihe von Fachrichtungen, wobei es sich am häufigsten um Allgemeinmediziner handelte. Alkohol wurde mit den meisten Aufnahmen in Verbindung gebracht. Subhani, korrespondierender Autor der Studie, sagt: „Unsere Studie zeigt, dass Menschen mit einer ARLD vor ihrem Tod durchschnittlich 25 Kontakte in Krankenhäusern in Nottinghamshire hatten. Diese Interaktionen betrafen hauptsächlich ambulante Patienten, und bei mehr als 50 Prozent der Patienten wurde erst in den letzten sechs Monaten vor ihrem Tod eine Lebererkrankung diagnostiziert. Diese Daten heben die Mängel in der Sekundärversorgung der ARLD deutlich hervor und unterstreichen die Bedeutung der Botschaft von Health and Education England und dem National Institute for Health and Care Excellence, dass ‚jeder Kontakt wichtig ist‘ und ‚Untersuchungen und Beratung zum Alkoholkonsum in der Verantwortung jedes medizinischen Fachpersonals liegen‘. Wir verfügen jetzt über eine leistungsstarke Methodik, die verwendet werden kann, um zu bewerten und zu verbessern, wie mit Alkoholproblemen umgegangen wird und wo am besten zielgerichtet gehandelt werden kann.“
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