Topiramat: Pränatale Behandlung erhöht nicht das Risiko für eine Autismus-Spektrum-Störung beim Nachwuchs

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Topiramat scheint das Risiko einer Autismus-Spektrum-Störung (ASD) bei Kindern, die den Wirkstoffen (z.B. in der zweiten Schwangerschaftshälfte) ausgesetzt waren, nicht zu erhöhen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.

In zahlreichen Studien wurden die Auswirkungen einer pränatalen Exposition gegenüber Valproat und Lamotrigin, zwei anderen Medikamenten gegen Anfallsleiden, die häufig von Menschen mit Epilepsie eingenommen werden, auf die neurologische Entwicklung untersucht. Die meisten dieser Studien haben Valproat mit einem erhöhten ASD-Risiko bei Kindern in Verbindung gebracht, die pränatal exponiert waren. Sie haben aber kein zusätzliches Risiko im Zusammenhang mit Lamotrigin festgestellt. Die Forschung zur Sicherheit von Topiramat in Bezug auf die neurologische Entwicklung ist dagegen begrenzt und die Ergebnisse sind unterschiedlich.

„Unsere Ergebnisse liefern die notwendige Klarheit über die möglichen Auswirkungen dieses häufig verwendeten Medikaments auf die neurologische Entwicklung“, kommentiert Erstautorin Sonia Hernández-Díaz, Professorin für Epidemiologie an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, USA. Zwar hätten sich die primären Analysen auf Mütter mit Epilepsie konzentriert, fügt sie hinzu, die Studie habe aber auch Auswirkungen auf Schwangere mit anderen Erkrankungen, welche mit Topiramat behandelt werden.

Anhand von Daten, die zwischen 2000 und 2020 in zwei US-Gesundheitsdatenbanken erfasst wurden, identifizierten die Forscher eine bevölkerungsbasierte Kohorte von fast 4,3 Millionen schwangeren Frauen und ihren Kindern. Kinder, die in der zweiten Schwangerschaftshälfte mit Topiramat behandelt worden waren, wurden mit Kindern verglichen, die vor der Geburt nie mit einem Antiepileptikum behandelt worden waren, und zwar im Hinblick auf das Risiko einer ASD. Kinder, die in der zweiten Schwangerschaftshälfte mit Valproat und Lamotrigin behandelt worden waren, dienten als Kontrollgruppe.

Erhöhtes Risiko für Kinder von Müttern mit Epilepsie

Die Studie ergab, dass Kinder von Müttern mit Epilepsie im Alter von 8 Jahren eine höhere Prävalenz von ASD aufwiesen als Kinder in der Allgemeinbevölkerung. In der gesamten Studienpopulation wurde bei 1,9 Prozent der Kinder, die vorgeburtlich nie ein Antiepileptikum erhalten hatten, eine ASD diagnostiziert. Bei Kindern von Müttern mit Epilepsie lag die Inzidenz bei 4,2 Prozent ohne Exposition gegenüber einem Antiepileptikum, bei 6,2 Prozent mit Exposition gegenüber Topiramat, bei 10,5 Prozent mit Valproat und bei 4,1 Prozent mit Lamotrigin. Nach Bereinigung um Störvariablen kamen die Forscher jedoch zu dem Schluss, dass die pränatale Exposition gegenüber Topiramat und Lamotrigin nicht mehr mit einem zusätzlichen Risiko für die Entwicklung von ASD verbunden war, während die pränatale Exposition gegenüber Valproat weiterhin mit einem zusätzlichen Risiko verbunden war.

Höheres Risiko für Mundspalten

Die Forscher stellten fest, dass dieser Zusammenhang zwischen Valproat und ASD dosisabhängig ist und dass Topiramat zwar aus Sicht der neurologischen Entwicklung sicher zu sein scheint, aber mit einem höheren Risiko für Mundspalten verbunden ist. Sie wiesen auch auf bestimmte Einschränkungen der Studie hin, darunter die Tatsache, dass ein erheblicher Teil der Kinder in der Studienpopulation vor dem Alter von 8 Jahren nicht mehr weiterverfolgt werden konnte.