Trauer um Gottfried O. H. Naumann15. Juni 2021 Gottfried O.H. Nauman, hier 2014 bei der Aufnahme in die “Hall of Fame Ophthalmologie” der DOC. Foto: Kaulard/Biermann Medizin (Archiv) Prof. em. Gottfried O. H. Naumann ist am 5. Juni im Alter von 86 Jahren in Erlangen gestorben. Naumann war von 1980 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 Ordinarius für Ophthalmologie und Vorstand der Universitäts-Augenklinik Erlangen. Gottfried Otto Helmut Naumann, geboren am 25. April 1935 in Wiesbaden, aufgewachsen in Sachsen, studierte von 1952 bis 1957 an der Medizinischen Fakultät in Leipzig. Die Weiterbildung zum Facharzt erfolgte an der Universitäts-Augenklinik in Hamburg. Von 1965 bis 1966 weilte er als Fellow an der Augenabteilung des Armed Forces Institute of Pathology in Washington/D.C. Von 1966 bis 1974 war er an der Universitäts-Augenklinik Hamburg tätig. In diese Zeit fiel seine Habilitation (1968), der die Ernennung zum Leitenden Oberarzt und Professor folgte. Von 1975 bis 1980 leitete er als Ordinarius und Geschäftsführender Direktor die Augenklinik der Universität in Tübingen. Zum 1. Juli 1980 wurde er Vorstand der Augenklinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg. Naumanns Spezialgebiete innerhalb der Augenheilkunde waren die Ophthalmopathologie und neue mikrochirurgische Verfahren an den Vorderabschnitten des Auges. Unter dem Stichwort „Erlanger Orientierungszähnchen“ erlangte eine neuartige Methode der Hornhaut-Transplantation Bekanntheit, bei der Spenderhornhaut und Empfängerauge mittels Punktlaser optimal aneinander angepasst werden. Maßgeblichen Anteil hatte Naumann an der 1997 erfolgten Einrichtung des DFG-Sonderforschungsbereiches (SFB) 539 zur Erforschung der Glaukome und des Pseudoexfoliations-Syndroms; bis 2002 fungierte er als Sprecher des SFB 539. Zu den breit gestreuten Forschungsaktivitäten, mit denen er zur Neu- und Weiterentwicklung von Therapien beitrug, zählen außerdem Beiträge zu Krebserkrankungen der Iris, Traumata und Infektionen. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen befassen sich insbeondere mit der Pathologie und Mikrochirurgie des Auges. Zweifache EhrendoktorwürdeZweimal wurde Naumann die Ehrendoktorwürde verliehen: Die Semmelweis-Universität in Budapest und die Medizinische Akademie in der polnischen Stadt Lublin erkannten ihm diese Auszeichnung zu. 1996 wurde er mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt, 2001 mit dem Bayerischen Verdienstorden. Hinzu kommt eine Fülle weiterer nationaler und internationaler Ehrungen, darunter die Bowman und Gonin Medaille, zahlreiche Gastprofessuren weltwelt sowie die Ehrenmitgliedschaft mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften; 1998 wurde er in die Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Im Jahr 2006 ehrte ihn die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) mit der nur alle zehn Jahre verliehenen höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der DOG – der Albrecht von Graefe-Medaille. Besondere Anerkennung fanden Naumanns Verdienste um die internationale OphthalmologieDie Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC) würdigten Naumanns Lebenswerk 2014 mit der Aufnahme in die damals neu gegründete “Hall of Fame Ophthalmologie”. Von 1991 bis 1994 war Naumann Mitglied der Gründungskommission der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden.Naumann amtierte als Präsident der European Ophthalmic Pathology Society (1990–1993) und des European Board of Ophthalmology (1996–1998), zu dessen Gründungsmitgliedern er 1992 zählte. Des Weiteren war er Mitgründer der Deutschsprachigen Ophthalmo-Pathologen (DOP) sowie der European University Professors of Ophthalmology (EUPO). Zweimalige ICO-PräsidentschaftFür den Zeitraum von 1998 bis 2002 und anschließend bis 2006 wurde er zum Präsidenten des International Council of Ophthalmology (ICO) und der International Federation Ophthalmological Societies gewählt. In seiner Funktion als ICO-Präsident nahm er an der globalen Initiative “VISION 2020 – Das Recht auf Sehen” der Weltgesundheitsorganisation teil, die vermeidbare Blindheit beseitigen und die Diskrepanz in der augenärztlichen Versorgung zwischen reichen und armen Ländern vermindern will. Gastprofessuren übernahm Naumann unter anderem an Universitäten in den USA, Japan, Taiwan, Argentinien, Saudi-Arabien, China und Australien. Gottfried-und-Lieselotte-Naumann-Stiftung für Ophthalmo-PathologieGemeinsam mit seiner Ehefrau Dr. Lieselotte Naumann hat er 1997 die Gottfried-und-Lieselotte-Naumann-Stiftung für Ophthalmo-Pathologie ins Leben gerufen. Aus den Stiftungsmitteln wird ein Preis in Höhe von 50.000 US-Dollar finanziert, der seit 2006 in vierjährigem Abstand für herausragende Forschungen auf diesem Gebiet vergeben wird. Die nächste Preisvergabe wird während der Eröffnungsfeier des Welt-Ophthalmologie-Kongresses (WOC) 2022 (25.–28.02., Melbourne, Australien) stattfinden. Nachfolgend wird der/die Geehrte die Naumann Lecture halten, die an den ehemaligen ICO-Präsidenten Gottfried O.H. Naumann erinnert. (dk)
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