Traumatisierte Kinder und Jugendliche sollen besseren Zugang zu Therapie erhalten9. Oktober 2025 Foto: © phant – stock.adobe.com Ein internationales Team führender Forschender und klinischer Experten der International Society for Traumatic Stress Studies (ISTSS) hat konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis vorgestellt, um weltweit den Zugang zu evidenzbasierten Psychotherapien für Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen zu verbessern. Prof. Cedric Sachser, Erstautor des Briefing Papers und Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Kinder- und Jugendlichenpsychologie an der Universität Bamberg, erläutert: „Wir wissen, dass es wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche mit Traumafolgestörungen gibt. Die Herausforderung besteht darin, diese auch flächendeckend für betroffene Kinder und Jugendliche zugänglich zu machen. Darauf wollen wir mit dem Briefing Paper hinweisen und schlagen Maßnahmen vor, dass Akteure im Gesundheitssystem und in der Wissenschaft gemeinsam dafür sorgen können, dass flächendeckende evidenzbasierte Traumatherapieangebote nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.“ Vulnerable Gruppen haben kaum Zugang zu angemessener Unterstützung Traumatische Erfahrungen im Kindesalter sind weit verbreitet. Während sich viele Kinder von selbst von einer initialen Belastung erholen, zeigt die Forschung auch, dass eine signifikante Zahl an jungen Menschen langfristig psychische Beeinträchtigungen entwickelt. Besonders hoch ist das Risiko nach zwischenmenschlichen oder wiederholten Traumata – etwa durch Krieg, Misshandlung oder Vernachlässigung. Wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt es bereits. Dennoch erhalten viele betroffene Kinder und Jugendliche keine angemessene therapeutische Unterstützung – insbesondere betrifft das vulnerable Gruppen wie Kinder in der Jugendhilfe, geflüchtete Kinder oder junge Menschen mit komplexen Mehrfachbelastungen. Konkrete Ansatzpunkte für bessere Hilfe Durch Forschung und Praxis entstehen kontinuierlich Strategien, um bewährte Therapien breiter zugänglich zu machen, wie die Experten hervorheben. Entscheidend sind dabei: die Aufklärung und Entkräftung von Mythen: Die aktuelle Evidenzlage belegt etwa, dass es hilfreich ist, über traumatische Erfahrungen zu sprechen und Traumaerinnerungen zu verarbeiten. Befürchtungen, diese Methoden könnten Kinder und Jugendliche retraumatisieren, sind unbegründet. der Fokus auf die Anwendung: Es gibt bereits funktionierende Screeningverfahren, um Traumafolgestörungen zu erkennen und Behandlungselemente für Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen, die posttraumatische Belastungssymptome und Begleiterkrankungen wie Depressionen nachweislich verringern können. skalierbare Angebote: Therapieangebote sollten so gestaltet werden, dass sie auf eine größere Zahl von Betroffenen ausgeweitet werden können, ohne dass die Qualität darunter leidet. Denkbar sind etwa Gruppen- oder auch digitale Angebote. Die Präsidentin der ISTSS, Prof. Soraya Seedat, betont: „Die Briefing Papers der ISTSS sind ein zentraler Bestandteil unserer globalen Mission: allen Menschen, die nach traumatischen Erfahrungen leiden, Zugang zu qualitativ hochwertiger Versorgung zu ermöglichen. Wir danken dem Team der Autorinnen und Autoren – allesamt führende internationale Expertinnen und Experten, die ihr Leben der Unterstützung traumatisierter Kinder und Jugendlicher gewidmet haben. Mit diesem Briefing Paper legen sie klare und umsetzbare Empfehlungen für Politik und Praxis vor, um den Zugang zu evidenzbasierten Traumatherapien für Kinder und Jugendliche zu verbessern.“ Sachser ergänzt: „Künftig sollten Forschung, klinische Praxis und Politik noch stärker darauf ausgerichtet sein, die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen, die sich um traumatisierte Kinder und Jugendliche kümmern, zu verbessern – und zugleich junge Menschen sowie ihre Familien dazu zu befähigen, passende Unterstützung zu suchen und auch zu finden.“ Sachser forscht an der Universität Bamberg insbesondere zu Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Traumafolgestörungen sowie zur Stärkung von Resilienz im Kindes- und Jugendalter. Sein Team arbeitet zudem an der Implementierung und Verbreitung evidenzbasierter Therapieformen, insbesondere für besonders gefährdete Gruppen wie minderjährige Geflüchtete oder Kinder im Kontext der Jugendhilfe.
Mehr erfahren zu: "ERS 2025: Zahlen verdeutlichen globalen Verlust gesunder Lebensjahre von Kindern durch Passivrauch" ERS 2025: Zahlen verdeutlichen globalen Verlust gesunder Lebensjahre von Kindern durch Passivrauch Wie eine neue Studie zeigt, gehen Kindern global 8,45 Millionen gesunde Lebenstage pro Jahr dadurch verloren, dass sie Passivrauch ausgesetzt sind. Die Autoren zeigen auch auf, dass Kinder in sozioökonomisch […]
Mehr erfahren zu: "CDU-Generalsekretär offen für Social-Media-Verbot bis 16" CDU-Generalsekretär offen für Social-Media-Verbot bis 16 Beschimpfungen, Diskriminierung, Depressionen: Carsten Linnemann will Kinder vor Social Media schützen. Was schlägt er vor?
Mehr erfahren zu: "ERS 2025: Remote-Monitoring halbiert bei Kindern mit Asthma die Hospitalisierungsrate" ERS 2025: Remote-Monitoring halbiert bei Kindern mit Asthma die Hospitalisierungsrate Eine App, mit der Eltern selbst das Asthma ihrer Kinder überwachen können, hat in einer Studie gute Erfolge gebracht. Mit einem solchen Monitoring ging ‒ im Vergleich zur alleinigen Betreuung […]