Trotz Hirntumor: Auspowern, nicht im Rehasport “baden”7. Juni 2018 Foto: © photophonie – Fotolia.com Von Sport wird Hirntumorpatienten meist abgeraten. Dr. Dorothea Wiewrodt vom Hirntumorzentrum in Münster präsentierte bei der DGNC-Tagung in Münster dagegen sehr positive Erfahrungen. In einer Studie soll der wertvolle Beitrag intensiven Trainings auf die Lebensqualität von Hirntumorpatienten jetzt wissenschaftlich untersucht werden. Wegen möglicher Gefahren wie Blutungen oder epileptischer Anfälle in Folge körperlicher Belastung raten Ärzten und Therapeuten Hirntumorpatienten meist zur Vorsicht. „Unsere Erfahrungen sind da ganz andere“, sagte Dr. Dorothee Wiewrodt, Neurochirurgin und Psychoonkologin am Uniklinikum in Münster. Bei der 69. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie e. V. (DGNC) berichtete sie gemeinsam mit Diplom-Trainer Ralf Brandt vom Sportangebot, welches am Hirntumorzentrum Münster seit 2011 auf Spendenbasis Patienten zu erstaunlicher Leistungsfähigkeit verhilft – sogar bis hin zum Marathonlauf. Zwei 60-minütige, individuell zugeschnittene Fitnesstrainingseinheiten mit dem Theraband, auf dem Rad, mit Hanteln und anspruchsvollen Koordinationsübungen pro Woche absolviert Brandt über mehrere Monate als Personaltrainer mit einzelnen Patienten. 60 Minuten, in denen er ihnen viel abverlangt. Auspowern und Leistungssteigerung – nicht „baden“ in Rehasport – ist Brandts Programm. Mühen, die sich auszahlen. Bei rund 50 Männern und Frauen beobachten Wiewrodt und Brandt seit 2011, wie positiv sich das Training auf die Leistungsfähigkeit auswirkt: Gleichaltrigen Gesunden stehen die Sport treibenden Hirntumorpatienten nach einigen Wochen in nichts nach, liegen gar leicht im Vorteil. Und das trotz paralleler Chemotherapie und Bestrahlung. Dabei spielt es kaum eine Rolle, wie alt die Patienten sind und wie sportlich aktiv sie vor ihrer Erkrankung waren. Auch scheinen die Patienten durch das Training die Chemotherapie besser zu vertragen, litten etwa weniger an Übelkeit, so Wiewrodts Erfahrung. Am wichtigsten aber ist die positive Auswirkung auf die Psyche: Das Gefühl, über sich hinauszuwachsen, Leistungen zu erreichen, die man nicht mal vor der Diagnose für möglich gehalten hätte, spendet viel wertvollen, neuen Lebensmut. Die positiven Effekte des Sports sind bei anderen Tumorarten bereits nachgewiesen. Für Hirntumorpatienten will die Psychoonkologin Wiewrodt das jetzt in einer Studie ebenfalls zeigen. Bei der DGNC-Jahrestagung stellte sie das Studiendesign nun vor und warb für die Teilnahme anderer Kliniken. „Für uns liegt der Schwerpunkt auf einer Verbesserung der Lebensqualität für die Patienten“, sagte sie. Inwieweit Sport auch einen Überlebensvorteil schafft, wird sich zeigen. Die DGNC-Jahrestagung in Münster besuchten rund 1300 Teilnehmern aus 20 Nationen, die sich in 60 Sessions mit insgesamt 350 Vorträgen über aktuelle Erkenntnisse und Forschungsergebnisse sowie neue wissenschaftliche Ansätze in der Neurochirurgie informierten. Die Schwerpunkte lagen in diesem Jahr im Bereich Neuroonkologie, Wirbelsäulenchirurgie, Epilepsiechrurgie sowie intraoperatives Imaging.
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