Trotz hoher Studienkosten: Mindestens 7500 Deutsche studieren Medizin im Ausland

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Bei der Diskussion um Medizinstudium und Ärztemangel in Deutschland werden die deutschen Studierenden im Ausland weitgehend ignoriert. Dabei macht ihr Anteil an allen deutschen Medizinstudierenden etwa acht Prozent aus.

Humanmedizin gehört zu den beliebtesten Studienfächern in Deutschland, ist aber bundesweit zulassungsbeschränkt. Auch deshalb suchen viele Studieninteressierte nach Studienangeboten im Ausland. Der aktuelle CHECK „Medizinstudium in Europa“ des CHE – Centrum für Hochschulentwicklung gibt einen detaillierten Überblick über die verfügbaren Angebote.

Österreich und Ungarn gehören dabei zu den stark nachgefragten Ländern bei deutschen Medizinstudierende im Ausland. 2021 waren an österreichischen Hochschulen 2585 deutsche Studierende in einem Medizinstudiengang eingeschrieben. In Ungarn waren es 2051 deutsche Studierende. Ebenfalls beliebt sind Polen (859), Tschechien (422), Großbritannien (421) und Litauen (413).

Eine Gesamtzahl deutscher Medizinstudierenden in Europa zu berechnen ist allerdings nicht möglich, da die Zahlen für einige Länder, wie etwa Italien oder Bulgarien, nicht vorliegen. Eine Schätzung der Expertinnen und Experten des CHE auf Grundlage der verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes geht aber von mindestens 7500 Studierenden aus. Dies entspräche einem Anteil von mindestens 8 Prozent aller deutschen Medizinstudierenden insgesamt.

Keine Erkenntnisse über den Verbleib der Absolventinnen und Absolventen trotz Fachkräftemangel

„Noch lückenhafter als die Datenlage zu den aktuellen Medizinstudierenden im Ausland ist die zu deren Verbleib nach dem Studium“, konstatiert Gero Federkeil. „Zwar haben einige internationale Hochschulen in unserer Befragung angegeben, dass die Mehrzahl ihrer deutschen Absolventinnen und Absolventen nach Deutschland zurückgekehrt sind, aber diese Angaben können nicht generalisiert werden. Selbst die für die Anerkennung und Approbation zuständigen Länderbehörden in Deutschland haben nahezu flächendeckend keine Informationen und Daten über die Anerkennung eines Studiums von Deutschen im Ausland“, so der Leiter internationale Projekte beim CHE.

Angesichts des Fachkräftemangels im Medizinbereich sei es bemerkenswert, dass die mindestens 7500 deutschen Studierenden im Ausland in der Diskussion kein Thema zu sein scheinen. Aktuell fordern die Bundesärztekammer und das Gesundheitsministerium rund 6000 zusätzliche Medizinstudienplätze in Deutschland, um den Bedarf langfristig zu decken. In einigen Bundesländern werden „Landarztmodelle“ eingesetzt. Bei diesen erhalten Studieninteressierte einen Medizinstudienplatz, wenn sie sich verpflichten, später als Hausarzt in ländlichen Regionen tätig zu werden.

Studiengebühren von bis zu 29.800 Euro pro Jahr für ein Medizinstudium im Ausland

Für den „CHECK Medizinstudium in Europa“ haben Federkeil und Caroline Friedhoff die Studienbedingungen von 86 Medizinstudiengängen in Europa zusammengetragen, die sich auch oder speziell an internationale Studierende richten. Hierbei gibt es eine kompakte Übersicht über das Studienangebot in Österreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden sowie detaillierte Übersichten für 44 Studienangebote in elf Ländern in Südosteuropa.

Besonders groß sind die Unterschiede im internationalen Vergleich bei den Studiengebühren. Die Preisspanne reicht von etwa 3000 bis zu 29.800 Euro pro Studienjahr. „Bei einer Studiendauer von durchschnittlich sechs Jahren sind das Kosten von bis zu 178.800 Euro allein für Studiengebühren“, bilanziert Friedhoff. „Für eine solche Investition sollten alle Angebote und Kosten, etwa auch die je nach Land unterschiedlichen Lebenshaltungskosten verglichen werden“, rät die Studienautorin des CHECKs.

Die länderspezifischen Lebenshaltungskosten sind in der aktualisierten Übersicht des CHE Ratgebers dabei ebenso aufgeführt, wie Bewerbungsfristen und Informationen zu den Zulassungsverfahren.

Die meisten internationalen Medizinstudiengänge in Südosteuropa werden in englischer Sprache angeboten, deutschsprachige Angebote gibt es unter anderem in Ungarn und Kroatien. Für die klinische Ausbildung sind dann im späteren Verlauf des Studiums in der Regel Kenntnisse der jeweiligen Landessprache erforderlich.

Die Zulassung für einen Studienplatz erfolgt meist über einen kostenpflichtigen Aufnahmetest. Oft müssen zudem für die Bewerbung Nachweise über sehr gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie entsprechende Englischkenntnisse erbracht werden.