Trotz Leitlinien: Mehrheit der Eltern in USA wird nicht zur frühen Erdnussgabe beraten28. Juli 2025 © Tanawut – stock.adobe.com (Symbolbild) Die frühe Einführung von Erdnuss-haltigen Lebensmitteln bei Säuglingen kann das Risiko für spätere Erdnussallergien deutlich senken. Dennoch erreicht viele Eltern in den USA diese Empfehlung nicht. Die Studie befragte im Jahr 2021 eine national repräsentative Stichprobe von über 3000 US-Eltern von Kindern im Alter zwischen sieben und 42 Monaten. Bis zum ersten Geburtstag hatten 51 Prozent der weißen Befragten erdnusshaltige Lebensmittel eingeführt, im Vergleich zu 42 Prozent der schwarzen, 36 Prozent der hispanischen und 35 Prozent der asiatisch-amerikanischen Eltern. Die frühe Einführung war zudem signifikant häufiger bei Eltern mit höherem Einkommen und Hochschulabschluss. Studie legt Ungleichheiten bei der Aufklärung offen Hinsichtlich der Beratung zum Zeitpunkt und Vorgehen bei der Einführung von Erdnüssen gaben nur etwa die Hälfte der schwarzen und hispanischen Eltern an, dass ihr Kinderarzt das Thema angesprochen habe, verglichen mit fast zwei Dritteln der weißen Eltern. Noch besorgniserregender ist, dass nur 29 Prozent der schwarzen Eltern glaubten, dass die Einführung von Erdnüssen vor dem zwölften Monat zur Prävention von Allergien beiträgt, gegenüber 53 Prozent der weißen Eltern. Diese Ungleichheiten sind besonders problematisch, da Kinder aus einkommensschwachen und Minderheitenfamilien ohnehin häufiger von Nahrungsmittelallergien betroffen sind und schwerwiegendere Verläufe zeigen. Minderheiten und Geringverdiener im Nachteil Laut Erstautor Dr. Christopher Warren, Assistant Professor für Präventivmedizin an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University, USA, legen die Ergebnisse nahe, dass Familien aus ethnischen Minderheiten sowie mit niedrigem Einkommen seltener eine korrekte und zeitnahe Beratung zur Einführung von Erdnüssen im Säuglingsalter durch ihren Hausarzt erhalten. Warren betont, es sei überraschend, wie ungleich die Umsetzung der Leitlinien weiterhin ist, obwohl die frühe Einführung von Erdnüssen als sicher und effektiv gilt. Damit zeigt sich in den USA ein ähnliches Bild wie im Vereinigten Königreich. Eine bereits im April 2025 veröffentlichte Studie legt offen, dass in UK viele Eltern den Leitlinien zur frühen Einführung allergener Lebensmittel nicht folgen (wir berichteten). Bei der aktuellen Untersuchung handelt sich nun um die erste Studie, die detailliert untersucht, wie sich die empfohlene Allergieprävention je nach Herkunft, Einkommen und weiteren Faktoren in den USA unterscheidet. Die Ergebnisse wurden am 8. Juli im Fachjournal „Academic Pediatrics“ veröffentlicht. Leitlinien-Empfehlung in den USA seit 2017 Seit 2017 empfehlen nationale Leitlinien, erdnusshaltige Lebensmittel bereits im Alter von vier bis sechs Monaten einzuführen – eine grundlegende Änderung, die auf einer wegweisenden klinischen Studie basiert, die zeigte, dass das Risiko für eine Erdnussallergie durch die frühe Einführung um mehr als 80 Prozent gesenkt werden kann. Zuvor wurde Eltern häufig geraten, mit der Einführung von Erdnüssen zu warten, aus Sorge, Allergien zu fördern. Die Prävalenz der Erdnussallergie, die potenziell lebensbedrohlich sein kann, nimmt zu und betrifft mittlerweile schätzungsweise 2 Prozent der US-Kinder. Randomisierte Studien belegen, dass eine frühe und regelmäßige Exposition gegenüber Erdnussprodukten – zusammen mit anderen Beikosteinführungen – insbesondere bei Säuglingen mit Risikofaktoren wie Ekzem oder Hühnereiallergie die Allergieprävalenz signifikant senkt. Die Leitlinien empfehlen, nach erfolgreicher Einführung anderer altersgerechter Beikost erdnusshaltige Produkte wie mit Wasser verdünnte Erdnussbutter oder kindgerechte Erdnuss-Snacks zu geben. Erforderlich sind hochwertige Information und politische Maßnahmen Um die frühe Einführung von Erdnüssen gerechter zu gestalten, müssen Hausärzte, insbesondere in unterversorgten Gemeinschaften, besser ausgestattet und geschult werden. Da Eltern und Ärzte während der Vorsorgeuntersuchungen nur begrenzt Zeit haben und viele Themen konkurrieren, ist es entscheidend, beide Gruppen mit qualitativ hochwertigen Informationen und klaren, praxistauglichen Empfehlungen zu versorgen. Sprachlich und kulturell angepasste Informationsmaterialien können Eltern zusätzlich unterstützen, Erdnüsse sicher zu Hause einzuführen. Größere politische Maßnahmen, wie die Aufnahme von Erdnussprodukten in staatliche Lebensmittelprogramme (WIC), könnten den Zugang für einkommensschwache Familien verbessern. Da etwa 40 Prozent der US-Säuglinge über Medicaid versichert sind, könnten auch staatliche Medicaid-Programme eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung und Prävention spielen.
Mehr erfahren zu: "Gebärmutterhalskrebs: Risiko für Analkrebs fast doppelt so hoch" Weiterlesen nach Anmeldung Gebärmutterhalskrebs: Risiko für Analkrebs fast doppelt so hoch Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs erkranken, haben ein fast doppelt so hohes Risiko, später auch an Analkrebs zu erkranken, wie die Ergebnisse einer Studie des Hollings Cancer Center (USA) zeigen. Die […]
Mehr erfahren zu: "Pflegefachkräfte: Mehr Befugnisse, weniger Bürokratie" Pflegefachkräfte: Mehr Befugnisse, weniger Bürokratie Um mehr Personal für die Pflege zu gewinnen, soll der Beruf attraktiver werden – mit mehr Eigenverantwortung und weniger Formularen. Das sieht ein neuer Gesetzesentwurf der Bundesregierung vor.
Mehr erfahren zu: "Männergesundheit: 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Andrologie" Männergesundheit: 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Andrologie Ein halbes Jahrhundert Forschung, Klinik und Berufspolitik für eine bessere Versorgung von Männern mit andrologischen Erkrankungen: Vor genau 50 Jahren wurde die Deutsche Gesellschaft für Andrologie (DGA) gegründet. Anlässlich des […]