Tuberkulose: Ist ein aktives Screening unter gefährdeten Bevölkerungsgruppen kosteneffektiv?

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In einem systematischen Review haben Wissenschaftler insbesondere für Settings mit geringer Tuberkuloseinzidenz untersucht, ob sich ein aktives Tuberkulose-Screening in Risikopopulationen rechnet.

Die frühzeitige Identifizierung und sofortige Therapie von Tuberkulose stellen wichtige Säulen auf dem Weg zur Eliminierung der Infektionskrankheit dar, indem sie dazu beitragen, eine fortgesetzte Übertragung zu verhindern. Um Personen zu erkennen, bei denen das Risiko für eine Infektion besteht, sind jedoch zusätzliche Anstrengungen erforderlich – insbesondere in Settings, in denen die Tuberkulose-Inzidenz im Allgemeinen niedrig ist, das heißt, wenn es weniger als zehn Tuberkulosefälle pro 100.000 Einwohner gibt.

Hier könnte ein aktives Screening bei der Identifizierung (latenter) Infektionen helfen, das sich an Bevölkerungsgruppen richtet, die einem höheren Tuberkuloserisiko ausgesetzt sind: Menschen in städtischen Gebieten mit geringerem Einkommen, Obdachlose, Personengruppen in abgelegenen oder isolierten Gebieten, indigene Bevölkerungsgruppen, Migranten, Flüchtende und andere gefährdete oder ausgegrenzte Personengruppen mit eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung.

In der Ausgabe der Zeitschrift „Eurosurveillance“ zum Welttuberkulosetag 2024 (24. März) berichten Nino Gogichadze vom Germans Trias i Pujol Research Institute in Badalona (Spanien) und Kollegen über die Ergebnisse ihres systematischen Reviews zu Programmen eines aktiven Screenings auf Lungentuberkulose, die zwischen 2008 und 2023 in sogenannten Hochrisikogruppen in Ländern mit niedriger Tuberkulose-Inzidenz durchgeführt wurden. Ziel der Autoren war es herauszufinden, ob ein solches aktives Screening kosteneffektiv wäre. Der Hintergrund: Ein passiver Ansatz zum Aufspüren von Tuberkulosefällen reicht für die Identifizierung und nachfolgende Therapie Betroffener möglicherweise nicht aus.

Aktive Fallfindung macht einen Unterschied

Bei ihrer Suche fanden die Autoren 6318 Artikel, die ihren Suchkriterien entsprachen, und schlossen neun davon in ihre Bewertung mit spezifischem Blick auf die aktive Fallfindung ein (Röntgenthorax, Tuberkulin-Hauttest, Interferon-Gamma-Freisetzungstest und Symptomfragebogen).

Bei der Analyse der Ergebnisse der analysierten Artikel kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass „das Screening von Einwanderern aus Ländern mit einer Tuberkulose-Inzidenz von mehr als 40 Fällen pro 100.000 Einwohner und von anderen gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Einzelpersonen aus isolierten Gemeinschaften, Obdachlosen sowie von Personen, die Drogentherapiedienste in Anspruch nehmen, in Ländern mit niedriger (Tuberkulose-)Inzidenz kosteneffektiv ist.“

Ein Kosteneffektivitätsvergleich war jedoch aufgrund der Datenheterogenität nicht möglich – hier ist für eine Kosteneffektivitätsanalyse nach Ansicht der Autoren eine weitere Harmonisierung der Verfahren notwendig. Die Wissenschaftler fassen zusammen: „Basierend auf den Erkenntnissen aus 16 Jahren und den verfügbaren Leitlinien haben wir mehrere Empfehlungen zur Optimierung des Studiendesigns für Programme mit einem aktiven Screening auf Tuberkulose in Ländern mit geringer Inzidenz aufgeführt. Erstens sollte die Kostenwirksamkeitsanalyse als Orientierung für politische Entscheidungsträger immer Teil der Tuberkulose-Screening-Aktivitäten sein, die sich an Hochrisikogruppen in Ländern mit niedriger Tuberkulose-Inzidenz richten. Darüber hinaus sollten Kostenwirksamkeitsstudien den nationalen Richtlinien zur wirtschaftlichen Bewertung folgen, sofern diese verfügbar sind, und die veröffentlichten Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation berücksichtigen. Darüber hinaus sollte die Kostenwirksamkeitsanalyse nicht nur die Kosten im Zusammenhang mit dem Screening umfassen, sondern auch diejenigen, die in Verbindung mit Diagnose und Behandlung entstehen.“