Tuberkuloseforschung: Neuer effektiver Wirkstoff mit großem Potenzial untersucht

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Die Wirksamkeit eines neuen Antibiotikums zur Behandlung der Tuberkulose haben unter anderem Forschende am Tropeninstitut des LMU Klinikums nachgewiesen.

Tuberkulose ist immer noch die weltweit häufigste Infektionskrankheit: Allein im Jahr 2022 gab es 10,6 Millionen Neuinfektionen und 1,3 Millionen Todesfälle. „Es besteht ein dringender Bedarf an neuen wirksamen Medikamenten zur Bekämpfung von Tuberkulose, insbesondere aufgrund des wachsenden Problems antibiotikaresistenter Stämme“, sagt Scientific Program Manger Dr. Julia Dreisbach, die zusammen mit Prof. Michael Hoelscher, Direktor des Institutes für Infektions- und Tropenmedizin der LMU, die Entwicklung des Wirkstoffes BTZ-043 vorantreibt.

Das europäisch-afrikanische Netzwerk PanACEA – ein Konsortium von Tuberkulose-Forschenden aus fünf europäischen und elf afrikanischen Institutionen – hat nun in „The Lancet Microbe“ Studienergebnisse veröffentlicht, die das vielversprechende Potenzial eines neuartigen Antibiotikums zeigen. Der Wirkstoff BTZ-043 wurde vom Tropeninstitut des LMU Klinikums mitentwickelt und könnte nach Angaben der Wissenschaftler eine Schlüsselrolle im globalen Kampf gegen Tuberkulose spielen.

Die Sicherheit und Verträglichkeit des Präparates wurden bei 77 Erwachsenen mit neu diagnostizierter pulmonaler Tuberkulose in Kapstadt (Südafrika) untersucht. „Die Studie belegt, dass BTZ-043 antibakteriell wirksam und gut verträglich ist und auch in Kombination mit anderen Tuberkulose-Medikamenten verabreicht werden kann“, fasst PD Dr. Norbert Heinrich, Oberarzt und Scientific Lead Tuberculosis, die Ergebnisse zusammen.

BTZ-043 sei der erste Antibiotika-Kandidat, der ausschließlich von der akademischen Gemeinschaft entwickelt wurde. Entdeckt von Forschenden am Leibniz-HKI in Jena und entwickelt in einer Kooperation des LMU Klinikums mit dem Leibniz-HKI, hemmt der Wirkstoff ein Enzym, das die Erreger der Tuberkulose für den Aufbau ihrer Zellwand benötigen, was dazu führt, dass sie sich auflösen und sterben.

Die PanACEA-Studie ist laut den Autoren eine der ersten adaptiven modellbasierten Dosisfindungsstudien für ein Tuberkulosemedikament und die erste ihrer Art, die in Afrika durchgeführt wurde. „Das innovative Design der Studie, einschließlich Bewertungen der Nahrungsmitteleffekte und der Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, ermöglicht uns nun ein umfassendes Verständnis dafür, wie BTZ-043 optimal verabreicht werden kann“, betont Heinrich.