Tumoren am Lid – Therapie auch ohne Operation?

Zielpunkt Lidtumor. Illustration: © freshidea – stock.adobe.com

Lidtumoren sind eine der besonderen Herausforderungen in der Augenheilkunde. Prof. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Chemnitz, erläuterte in der DOG-Online-Konferenz, welche Therapieoptionen heute verfügbar sind – auch jenseits der Chirurgie.

Die Herausforderung der Behandlung von Lidtumoren besteht zum einen in der Nähe zum Auge, zum anderen aber auch in der Verbindung von sowohl funktionellen als auch ästhetischen Aspekten. Bislang, so erläuterte Kakkassery, sei bei den soliden Lidtumoren – Tumoren, die nicht aus dem Blutsystem stammen – die operative Entfernung der Goldstandard. Ein entscheidender Vorteil liege darin, dass während der Operation die Schnittränder kontrolliert werden könnten, um sicherzustellen, dass der Tumor vollständig entfernt wurde. Diese präzise Resektionskontrolle reduziere die Rezidivrate deutlich.

Systemtherapien zur weiteren Senkung des Rezidivrisikos

Doch gerade bei bösartigen Tumoren, so wurde deutlich, gewinnen zusätzliche Therapien an Bedeutung: Anschließende Systemtherapien – wie beispielsweise Hedgehog-Inhibitoren oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren – könnten das Rezidivrisiko weiter senken und in bestimmten Fällen auch die Lebenserwartung verbessern.

Als neuen, vielversprechenden Ansatz verwies Kakkassery auf die neoadjuvante Therapie. Dabei wird der Tumor vor einer Operation medikamentös behandelt, um ihn zu verkleinern. Ziel ist es, während des dann folgenden Eingriffes möglichst viel gesundes Gewebe oder auch das Auge selbst zu erhalten.
Bei hämatologischen Tumoren am Lid hat sich das Vorgehen heute bereits stark gewandelt: Hier steht die gezielte medikamentöse Behandlung als Systemtherapie im Vordergrund. Die Chirurgie dient in diesen Fällen in erster Linie der Gewebegewinnung zur exakten Diagnosesicherung. Die eigentliche Therapie erfolgt dann meist ausschließlich medikamentös.

Das gemeinsame Ziel aller innovativen Therapien ist es, in Zukunft die organerhaltenden und zugleich patientenschonenden Optionen weiter zu verbessern.

(dk/BIERMANN)