Tumorspezifische Antikörper zur Melanom-Früherkennung

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Tumorspezifische Antikörper bieten neue Möglichkeiten zur Früherkennung von Melanomen. Damit könnte die Diagnose in frühen, besser behandelbaren Stadien optimiert und die Prognose verbessert werden.

Die Methode, die auf dem Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) 2024 vorgestellt wurde, nutzt tumorspezifische Profile, um Antikörper zu erkennen, die nur bei Melanompatienten im Stadium I und II auftreten.

Das Melanom produziert immunogene Marker, die eine Immunreaktion auslösen, woraufhin Antikörper gegen Cancer-Testis-Antigenen (CTA) gebildet werden. Diese CTA führen wiedrum zur Produktion spezifischer Antikörper, die als frühe diagnostische und prognostische Marker für das Melanom dienen können.

In der Studie wurde ein Krebs-Array verwendet, um Blutproben von 199 Patienten mit Melanomen im Stadium I und II und 38 gesunden Spendern zu analysieren und zu vergleichen. Die Blutproben wurden bei der Erstdiagnose und innerhalb von 30 Tagen nach einer Operation mit Heilungsabsicht entnommen.

Spezifische IgG-Antikörper gegen drei Tumorantigene wurden als vielversprechende diagnostische Biomarker für Melanome im Frühstadium identifiziert, wobei die Werte der Fläche unter der Kurve (AUC) in der Entdeckungskohorte zwischen 0,857 und 0,981 und in der internen Validierungskohorte zwischen 0,824 und 0,985 lagen.

Die Entdeckungskohorte wird verwendet, um vielversprechende Biomarker zu finden, während die interne Validierungskohorte verwendet wird, um zu bestätigen, dass diese Biomarker in einer anderen Gruppe von Probanden gültig und zuverlässig sind.

Von den drei identifizierten Markern zeigte einer einen AUC-Wert von 0,9805 in der Entdeckungskohorte mit 98 Prozent Sensitivität und 76 Prozent Spezifität und 0,9846 in der Validierungskohorte mit 99 Prozent Sensitivität und 82 Prozent Spezifität.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass 99 Prozent der Melanompatienten in der Validierungskohorte positiv für diesen Marker waren, während 82 Prozent der gesunden Personen unter Verwendung des empfohlenen Schwellenwerts korrekt als negativ identifiziert wurden“, erklärt Dr. Cristina Vico-Alonso, leitende Forscherin des Victorian Melanoma Service, Melbourne, Australien. „Zwar wurden 18 Prozent der gesunden Personen fälschlicherweise als positiv für diesen Marker identifiziert, doch die Kombination mit den beiden anderen Markern zu einer Multiparameter-Signatur trägt zur Verbesserung der Genauigkeit bei.“

Auf der Grundlage der Validierungsdaten würde nur 1 Prozent der Melanompatienten einen negativen Test für diesen Top-Marker aufweisen, was darauf hindeutet, dass ein negatives Ergebnis ein deutlicher Hinweis auf das Fehlen eines Melanoms ist.

„Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Kohorte gesunde Personen ohne frühere oder aktuelle Krebserkrankungen umfasste und Personen mit einem hohen Melanomrisiko ausschloss“, sagt Vico-Alonso. Weitere Tests in einer realen Kohorte seien notwendig, um festzustellen, ob diese Ergebnisse auch dann zutreffen, wenn Störfaktoren, wie etwa Begleiterkrankungen, berücksichtigt werden.

„Ein wesentlicher Vorteil dieses Krebs-Arrays ist seine tumordiagnostische Natur“, fügt Vico-Alonso hinzu. „CTA werden in vielen soliden Tumoren exprimiert, sodass die hier identifizierte diagnostische Signatur auch über das Melanom hinaus anwendbar ist. Die spezifische Antigenkombination bleibt jedoch einzigartig für das Melanom im Vergleich zu anderen soliden Tumoren.“

„Wir verwenden den Krebs-Array derzeit, um Kandidaten für einen diagnostischen Test für alle Krebsarten zu identifizieren, wobei wir uns zunächst auf Melanom, Lungen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs konzentrieren“, so Vico-Alonso. „In früheren Forschungsarbeiten haben wir bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom eine einzigartige Antigensignatur identifiziert, die mit einer aggressiveren Erkrankung oder Metastasen in Verbindung gebracht wird. Kürzlich haben wir auch eine weitere eindeutige Antigensignatur identifiziert, die zwischen Melanompatienten im Stadium III, bei denen ein Rezidiv auftrat, und solchen, bei denen dies nicht der Fall war, unterscheidet.“

Die Früherkennung des Melanoms ist nach wie vor eine dringende Herausforderung in der Onkologie, und diese Forschung stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, der Hoffnung auf wirksamere, nicht invasive Diagnoseinstrumente macht. Entscheidend ist, dass eine frühzeitige Erkennung zu früheren chirurgischen und therapeutischen Eingriffen führen kann, wodurch die Zahl der Patienten mit fortgeschrittener Krankheit verringert und die Behandlungsergebnisse verbessert werden können.

Vico-Alonso schlussfolgert: „Diese Methode der Früherkennung könnte in die derzeitigen Melanom-Screening-Praktiken integriert werden, um zusätzliche Informationen zu liefern, insbesondere in unklaren Fällen, wodurch möglicherweise unnötige Eingriffe vermieden werden könnten.“

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Quellen Vico-Alonso C et al. Early detection of melanomas using circulating tumour-specific antibodies. Presented at the European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) Congress 2024.European Academy of Dermatology and Venerology (EADV) Congress 2024, 25.9.2024