Typ-1-Diabetes: Erwachsene entwickeln häufig Nieren- und Augenerkrankungen

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Diabetische Nephropathie und Retinopathie sind die frühesten Komplikationen nach Beginn eines Typ-1-Diabetes (T1D) im Erwachsenenalter. Bis zu 10 Prozent der Patienten erkranken innerhalb des ersten Jahres nach der T1D-Diagnose daran.

Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Analyse von zwei verschiedenen deutschen Diabetes-Kohorten, welche in ‘Frontiers of Endocrinology’ veröffentlicht wurden.

Beobachtungen und Ergebnisse aus Bevölkerungsstudien lassen sich nicht immer vergleichen und verallgemeinern, da die verschiedenen Kohorten meist unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen für die Studienteilnehmer haben. Um die Prävalenz für diabetesbedingte Komplikationen sowie Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen bei neu aufgetretenem T1D bei Erwachsenen bewerten zu können, haben DZD-Forschende zwei unterschiedlich konzipierte deutsche Kohorten gemeinsam ausgewertet. In der Studie wurden 1511 Personen mit T1D aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) und 268 Probanden der prospektiven beobachtenden Deutschen Diabetes-Studie (German Diabetes Study, GDS) mit einer bekannten Diabetesdauer von weniger als einem Jahr untersucht. Das Alter (36 Jahre), die Geschlechtsverteilung (41 % weiblich) und der BMI (26 kg/m2) der Teilnehmer waren in beiden Kohorten ähnlich.

Die Untersuchung zeigte, dass diabetische Nephropathie und Retinopathie die häufigsten Komplikationen bei einem T1D sind. Bis zu 10 Prozent der Patienten erkranken innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose daran. Beide Kohorten wiesen im Durchschnitt einen gut eingestellten Blutzucker, aber ein unzureichendes Management der Risikofaktoren für Komplikationen wie Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte auf.

„Die vorliegende Analyse von Daten aus verschiedenen deutschen Diabetes-Kohorten ermöglicht ein besseres Verständnis der Verteilung von Risikofaktoren und deren Zusammenhang mit diabetesbedingten Folgeerkrankungen“, erläutert Prof. Reinhard W. Holl von der Universität Ulm, einem Projektpartner des DZD. „Die Studien-Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines strengeren Risikofaktorenmanagements bereits zum Zeitpunkt der Diagnose von Typ-1-Diabetes, um die Entwicklung und das Fortschreiten diabetesbedingter Komplikationen zu verhindern“, schlußfolgert Prof. Julia Szendrödi, Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie Heidelberg und Studienärztin der GDS.

Original-Publikation: Zaharia OP et al. Comorbidities in Recent-Onset  Adult Type 1 Diabetes: A Comparison of German Cohorts. Frontiers in Endocrinology, DOI: 10.3389/fendo.2022. 760778