Typ-2-Diabetes: RKI prognostiziert steigende Fallzahlen bis 2050

Das Robert Koch-Institut prognostiziert für Deutschland steigende Fallzahlen von diagnostiziertem Typ-2-Diabetes bis 2050. Symbolbild: ©Justlight/stock.adobe.com

Forschende des Robert Koch-Instituts haben im „Journal of Health Monitoring“ aktuelle Prognosen zur zeitlichen Entwicklung des diagnostizierten Typ-2-Diabetes in Deutschland bis zum Jahr 2050 veröffentlicht.

In Deutschland hat aktuell etwa jeder zehnte Erwachsene einen ärztlich diagnostizierten Diabetes. Typ-2-Diabetes ist mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent unter allen an Diabetes erkrankten Personen am häufigsten und tritt vor allem im mittleren oder höheren Erwachsenenalter auf. Mit Diabetes und seinen Folge- und Begleiterkrankungen wie Nieren- und Augenerkrankungen oder Amputationen sind viel Leid und hohe Kosten verbunden.

Zur Entstehung eines Typ-2-Diabetes können verhaltensbasierte Risikofaktoren (zum Beispiel ungünstiges Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Adipositas) sowie nachteilige Umwelt- und soziale Rahmen­bedingungen (zum Beispiel Luftverschmutzung, soziale Deprivation) beitragen. Um den Bedarf an Präventions- und Versorgungsleistungen einschätzen und Public-Health-Maßnahmen planen zu können, sind Prognosen zur Diabetes-Entwicklung unerlässlich.

Fast doppelt so viele Betroffene in 2050?

Für die mathematische Modellierung wurden verschiedene Szenarien zur Entwicklung von Inzidenz und Übersterblichkeit verwendet. Gegenüber bisherigen Auswertungen berücksichtigen die Forschenden in den aktuellen Prognosen mehrere und stärker variierende Annahmen für die Veränderung von Inzidenz und Übersterblichkeit, um das Potenzial von möglichen Public-Health-Maßnahmen zu verdeutlichen. Die Berücksichtigung von Annahmen zur Inzidenz- und Mortalitätsentwicklung in der Modellierung der zukünftigen Prävalenz und Fallzahl erlaubt auch zuverlässigere Prognosen.

Bei einem der Szenarien nehmen die Forschenden zum Beispiel eine Modellierung auf Grundlage einer Prävalenz von 8,6 Prozent beziehungsweise 6,05 Millionen betroffenen Personen im Jahr 2022 vor. Bei Annahme einer gleichbleibenden Inzidenz und Übersterblichkeit prognostizieren sie dann einen Anstieg auf 16,1 Prozent beziehungsweise auf 11,01 Millionen Personen mit Typ-2-Diabetes für das Jahr 2050.

„Verbesserungspotenzial in der Versorgungsqualität“

Das Fazit der RKI-Autorinnen und -Autoren: „Alle der hier dargestellten Szenarien prognostizieren steigende Fallzahlen von Personen mit Typ-2-Diabetes bis 2050. Daraus ergibt sich ein steigender Versorgungsbedarf für Diabetes in der Bevölkerung in Deutschland verbunden mit höheren Gesundheitsausgaben […].”

Die Experten weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass trotz der in der Vergangenheit beobachteten Fortschritte weiterhin ein deutliches Verbesserungspotenzial in der Versorgungsqualität von Personen mit Typ-2-Diabetes besteht. Sie halten verstärkt primärpräventive Maßnahmen für eine nachhaltige Inzidenzabnahme für erforderlich. Neben Aufklärungs- und Kommunikationsmaßnahmen für eine Verhaltensänderung auf individueller Ebene sollten diese ihrer Ansicht nach insbesondere verhältnispräventive gesundheitspolitische Maßnahmen – wie zum Beispiel eine Verstärkung der Tabakkontrollmaßnahmen – berücksichtigen.