Typ-2-Diabetes-Studie: Eine kurze und lange Schlafdauer sind mit Blutgefäßschäden verbunden

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Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass bei Menschen, bei denen kürzlich Diabetes diagnostiziert wurde und die eine kurze oder lange Schlafdauer aufweisen, die Wahrscheinlichkeit einer mikrovaskulären Erkrankung höher ist.

Die Studie wurde von Mette Johansen und Thomas Olesen, Steno Diabetes Center Odense, Odense University Hospital, Odense, Dänemark, und Kollegen durchgeführt und wird auf der diesjährigen Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) im September in Madrid, Spanien, vorgestellt.

Mikrovaskuläre Komplikationen, wie Retinopathie und Nephropathie, tragen wesentlich zu den mit Typ-2-Diabetes (T2D) verbundenen Komplikationen bei. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Schwankungen in der Schlafdauer das Risiko für die Entwicklung diabetesbedingter Komplikationen beeinflussen können. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und dem Vorhandensein von mikrovaskulären Erkrankungen bei Personen, bei denen T2D neu diagnostiziert wurde, zu untersuchen.

Für ihre Analyse verwendeten die Autoren Daten aus der „The Specialist Supervised Individualized Multifactorial Treatment of New Clinically Diagnosed Type 2 Diabetes in General Practice“(IDA)-Studie – einer Teilstudie der Kohorte des Danish Centre for Strategic Research in Type 2 Diabetes.

Die nächtliche Schlafdauer wurde mit Axivity AX3-Beschleunigungsmessern gemessen. Diese wurden von den Teilnehmern über einen Zeitraum von zehn Tagen getragen. Die nächtliche Schlafdauer wurde in drei Kategorien eingeteilt: kurz (<7 h), optimal (7 bis <9 h) und lang (9 h oder länger). Eine mikrovaskuläre Erkrankung wurde entweder als Urin-Albumin/Kreatinin-Verhältnis ≥ 30 mg/g oder als Vorhandensein einer diabetischen Retinopathie definiert, die entweder durch eine mydriatische Netzhautdarstellung oder durch Ophthalmoskopie festgestellt wurde.

Anschließend führten die Wissenschaftler eine Computermodellierung durch. Hierbei wurde die optimale Schlafdauer als Referenzgruppe verwendet und um Alter, Geschlecht, BMI, systolischen Blutdruck, Rauchgewohnheiten, glykiertes Hämoglobin, Diabetesdauer und blutdrucksenkende Behandlung bereinigt, um Odds Ratios zwischen den Schlafdauer-Gruppen zu schätzen.

Insgesamt führten die Forscher bei 396 Teilnehmern, davon waren 175 weiblich (44 %), gültige Schlafdauermessungen, UACR-Messungen und Augenuntersuchungen durch. Das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren mit einer mittleren Diabetesdauer von 3,5 Jahren. Die Kohorte bestand überwiegend aus übergewichtigen Personen mit einem mittleren BMI von 31 und 68 Prozent (n=285) nahmen blutdrucksenkende Medikamente ein.

Die Wissenschaftler ermittelten eine Verteilung der Schlafdauer wie folgt: 12 Prozent (n=49) mit kurzer Schlafdauer, 60 Prozent (n=238) mit optimaler Schlafdauer und 28 Prozent (n=109) mit langer Schlafdauer. Die Prävalenz mikrovaskulärer Schäden betrug 38 Prozent in den Gruppen mit kurzer, 18 Prozent mit optimaler beziehungsweise 31 Prozent mit langer Schlafdauer. Eine kurze Schlafdauer war im Vergleich mit einer optimalen Schlafdauer, den Autoren zufolge, mit einem 2,6-fach erhöhten Risiko für mikrovaskuläre Erkrankungen verbunden. Ebenso ging eine lange Schlafdauer im Vergleich zu einer optimalen Schlafdauer mit einem 2,3-fach erhöhten Risiko einher.

Darüber hinaus wurde der Zusammenhang zwischen kurzer Schlafdauer und mikrovaskulären Erkrankungen durch das Alter akzentuiert. Interessanterweise erhöhte eine kurze Schlafdauer bei Teilnehmern unter 62 Jahren das Risiko für mikrovaskuläre Schäden im Vergleich zur optimalen nur um 23 Prozent, wie die Autoren berichten. Wohingegen bei Teilnehmern ab 62 Jahren eine kurze Schlafdauer mit einem 5,7-fach erhöhten Risiko für Schäden im Vergleich zur optimalen verbunden war. Der Einfluss des Alters auf den Zusammenhang zwischen langer Schlafdauer und mikrovaskulären Erkrankungen war statistisch nicht signifikant.

Die Autoren schlussfolgern: „Bei kürzlich diagnostizierten T2DM-Patienten sind sowohl kurze als auch lange Schlafdauer mit einer höheren Prävalenz mikrovaskulärer Erkrankungen im Vergleich zur optimalen nächtlichen Schlafdauer verbunden. Das Alter verstärkt den Zusammenhang zwischen kurzer Schlafdauer und mikrovaskulären Erkrankungen, was auf eine erhöhte Anfälligkeit bei älteren Menschen hindeutet“. Sie fügen hinzu: „Änderungen des Lebensstils bei Patienten mit Typ-2-Diabetes können Schlafinterventionen beinhalten. Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um die Rolle der Schlafdauer und -qualität bei diesen Patienten zu ermitteln“.