Übergewicht: Nicht nur bei Zweibeinern eine Zivilisationskrankheit – Bewegung hilft28. Dezember 2022 Bewegung tut gut, nicht nur bei Übergewicht. Abb.: © Gordon Johnson – pixabay.com An Tagen nach den Festtagen wird es überdeutlich: Übergewichtigkeit nimmt nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Haustieren geradezu epidemische Ausmaße an. Untersuchungen zufolge sind rund 50 Prozent aller Hunde und Katzen betroffen. Tendenz steigend. Übergewicht ist jedoch nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern kann die Gesundheit von Mensch und Tier stark beeinträchtigen. Übergewicht und falsche Fütterung zählen inzwischen zu den häufigsten Krankheitsauslösern bei Hund und Katze wie der Bundesverband für Tiergesundheit mitteilt. Zu den Folgeerscheinungen zählen: ● Verkürzung der Lebenserwartung und Schwächung des Immunsystems ● Erhöhtes Risiko von Erkrankungen wie: − Arthrose/Osteoarthritis − Herz- und Kreislauferkrankungen − Erkrankungen des respiratorischen Systems (Atmungssystem) − Erhöhtes Operationsrisiko − Insulinresistenz − Störungen des Fettstoffwechsels und Pankreatitis − Störungen der Schilddrüsenfunktion − Tumore (z.B. am Gesäuge) − Erkrankungen des Urogenitalsystems (Harn- und Geschlechtsorgane) − Hauterkrankungen − Auftreten von chronisch entzündlichen Erkrankungen Tierärzte und Veterinärwissenschaftler fordern deshalb, Übergewicht bzw. Adipositas als ernsthaften Behandlungsbereich stärker anzuerkennen und gemeinsam mit dem Tierhalter über geeignete Präventionsmaßnahmen im Rahmen eines Gewichtsmanagements nachzudenken. Tierhalter sensibilisieren Vor der Behandlung steht jedoch zunächst die Einsicht der Tierhalter, dass ihr vierbeiniger Hausgenosse einige Pfunde zu viel auf die Waage bringt. Die subjektive Wahrnehmung spricht hier häufig eine andere Sprache als die Realität. Viele Tierhalter schätzen ihr übergewichtiges Tier nicht „als zu dick“ ein. Laut einer aktuellen Umfrage meinen 87 Prozent der Hundehalter, ihr Tier habe Normalgewicht, nur acht Prozent halten ihren Hund für zu dick. (Quelle: Forsa/Uelzener August 2022) Die Aufgabe des Tierarztes besteht zunächst darin, die Tierhalter über mögliche Konsequenzen von Übergewicht sowie über geeignete Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung aufzuklären. In Folge hat es der Tierhalter häufig selbst in der Hand, die Pfunde bei Hund und Katze purzeln zu lassen. Gute und schlechte Futterverwerter Ausreichende Bewegung ist der erste Schritt zum Idealgewicht. An zweiter Stelle steht eine tiergerechte Fütterung. Was aber ist eine tiergerechte Fütterung? Die Ernährung sollte zunächst eine optimale Versorgung mit allen Nähr- und Vitalstoffen gewährleisten, egal, ob ein Hund oder eine Katze über- oder untergewichtig ist. Für beide gilt, dass die Futtermenge individuell festgelegt werden sollte, da es bessere und schlechtere Futterverwerter gibt. Die Futterverwertung beim Hund ist beispielsweise niedrig, wenn er viel von dem Futter aufnehmen muss, um sein Gewicht zu halten. Bei guten Futterverwertern und guter Verdaulichkeit des Futters reicht hierzu eine geringere Futtermenge aus. Bei Übergewicht muss die Energieaufnahme über das Futter verringert werden. Dies erreicht man über die Futtermenge selber nach dem Motto „FdH“. Mit festen Fütterungszeiten und regelmäßigen Gewichtskontrollen kann man sich einen ersten Überblick verschaffen. Tierärztliche Kontrolle ist wichtig Starkes Übergewicht bekommt man damit alleine aber nicht mehr in den Griff. Reduktionsdiäten mit hohem Proteingehalt bei geringem Fettgehalt wirken sich positiv auf die Gewichtsabnahme aus. Sie sollten aber nur bei nierengesunden Tieren und bei langfristigem Einsatz unter tierärztlicher Kontrolle angewendet werden. Eine weitere mögliche Maßnahme ist die Energieverdünnung des Futters. Dies wird über die Beimischung von Rohfaserträgern (pflanzliche Produkte) erreicht. Besonderer Vorteil ist das verbesserte Sättigungsgefühl und dass eine größere Menge dieses Futters aufgenommen werden kann. Eine Adipositastherapie kann letztlich aber nur dann erfolgreich sein, wenn sich der Hund auch mehr bewegt. Nährstoffgehalte des Futters berücksichtigen Auch unter den Feliden ist Adipositas ein gewichtiges Thema. Foto: © Q K – pixabay.com Auch für die Katzen können feste Fütterungszeiten festgelegt werden, bei erwachsenen Katzen am besten 2- oder 3-mal am Tag. Es gibt leider auch Katzen, denen das natürliche Sättigungsgefühl abhanden gekommen ist, und die mehr fressen als sie sollten. Zusätzlich tragen energiereiche Futtermittel zu einem zu hohen Körpergewicht bei. Adipositas macht die Katze nicht nur träge, sondern begünstigt auch verschiedene organische Krankheiten. Dem Übergewicht der Katze kann wie beim Hund dadurch begegnet werden, indem weniger gefüttert oder ein energiereduziertes Diät-Futter gegeben wird. Die Angabe des Nährstoffgehaltes auf der Verpackung ist eine wichtige Orientierungshilfe: Eine Katze von vier Kilogramm Körpergewicht benötigt durchschnittlich etwa 1.200 kJ/Tag (300 kcal), eine Katze mit einem Gewicht von fünf Kilogramm benötigt rund 1.400 kJ (340 kcal). Wichtig ist, besonders bei der Fütterung von Trockenfutter, dass jederzeit ausreichend frisches Wasser zur Verfügung steht. Vor allem kastrierte Wohnungskatzen neigen dazu dick zu werden, weil ihre Aktivität begrenzt ist. Besondere Aufmerksamkeit ist in diesen Fällen geboten. Fazit: Reduzierte Futterzuteilung, ein Bewegungsprogramm und regelmäßige Gewichtskontrollen sind wesentliche Elemente eines Gewichtsmanagements, das am besten vom Tierarzt begleitet wird. Auch spezielle Diätfutter helfen auf dem Weg zu den Idealmaßen.
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