Überlebensvorteil durch elektive Halsdissektion?

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Die Autoren der vorliegenden Studie sehen keinen signifikanten Überlebensvorteil durch elektive Halsdissektion nach einer Salvage-Laryngektomie bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Kehlkopfs.

Unter Kopf-Hals-Karzinomen werden epitheliale Tumoren von Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf, Nase und Nasennebenhöhlen sowie Speicheldrüsen zusammengefasst. In Europa erkranken jährlich ca. 180.000 Menschen an Kopf-Hals-Karzinomen, wobei Männer deutlich häufiger erkranken als Frauen. Bei Karzinomen der oberen Luft- und Speisewege handelt es sich in > 90 % der Fälle um Platten­epithelkarzinome. Sichere Zahlen zur Inzidenz dieser Tumore in Deutschland gibt es nicht. Es wird geschätzt, dass in Deutschland pro Jahr etwa 50/100.000 Einwohnern an einem Kopf-Hals-Karzinom erkranken.

Stärker belastbar sind die Zahlen zu Rezidiven bei nicht chirurgisch behandelten Patienten mit Platten­epithelkarzinomen des Kehlkopfs: Ca. 30 % der Patienten erleiden ein Rezidiv, wovon viele zum Tumorstadium N0 (kein Lymphknoten­befall nachweisbar) gezählt werden. Die Indikation für eine elektive Halsdissektion (elective neck dissection, END) ist weiterhin nicht eindeutig geklärt. Die Autoren der vorliegenden Studie evaluierten mittels eines systematischen Reviews, ob eine END nach Salvage-Laryngektomie indiziert ist.

Aus 17 Studien konnten 1141 Patienten identifiziert werden. Die Rate der okkulten nodalen Positivität betrug 13,7 % (106/775, 11,3–16,1); bei supraglottischer Erkrankung lag dieser Wert höher als bei glottischer Erkrankung (17,8 %; 10,3–25,3 vs. 12 %; 7,1–16,9). Es konnte keine signifikante Differenz zwischen END und Observation im krankheitsfreien 5-Jahres-Überleben (Chancenverhältnis 0,76; 0,49–1,17) und dem Gesamtüberleben (Chancenverhältnis 0,96; 0,65–1,41) festgestellt werden.

Es konnte beim Vergleich von END und Observation kein signifikanter Überlebensvorteil nachgewiesen werden, so das Fazit. Einzelstudien tendierten zu einem verbesserten Überleben nach END bei supraglottischen und lokal fortgeschrittenen Tumoren. Die Autoren raten zur Berücksichtigung dieser Faktoren, wenn eine END nach Salvage-Laryngektomie in Betracht gezogen wird. (am)

Originalpublikation:
Lin et al. Head Neck 2019 Nov;41(11):4026–4035.