Umfassende Umstrukturierung im Raum Frankfurt/Main-Taunus-Kreis7. Dezember 2023 In Bad Soden soll die Urologie konzentriert werden. Foto: Varisano Der Gesundheitsverbund Varisano zentralisiert und verschiebt seine medizinischen Leistungen an den drei Krankenhausstandorten Bad Soden, Hofheim und Frankfurt-Höchst (Hessen). Ziel ist es, in einer wirtschaftlich angeschlagenen Lage alle drei Standorte zu erhalten. Dies sieht das Medizinkonzept vor, das am 01.12.2023 Mitarbeitenden und Medien vorgestellt wurde. Das Konzept sei in intensiver Zusammenarbeit mit einem Wirtschaftsberatungsunternehmen entwickelt worden, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung. Bereits am Vortag war es den Gesellschaftern, der Stadt Frankfurt am Main und dem Main-Taunus-Kreis, empfohlen worden. Folgende Veränderungen sind im Medizinkonzept vorgesehen: Der Schwerpunkt des Varisano-Krankenhauses Hofheim (Main-Taunus-Kreis) soll künftig auf der Geriatrie und Psychiatrie liegen. Um dies zu erreichen, soll die bisher teilweise auch in Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) angesiedelte Geriatrie im Main-Taunus-Kreis komplett nach Hofheim ziehen. Gleichzeitig wird die Allgemeine Innere Medizin durch die Geriatrie mit abgedeckt werden. Die Klinik für Pneumologie, die unter dem neuen Chefarzt Dr. Gerasimos Varelis eine deutlich stärkere onkologische Ausprägung erhält, soll dagegen an das Varisano-Klinikum Frankfurt-Höchst umsiedeln. Dieses verfügt bereits über eine insgesamt starke onkologische Ausrichtung. Das Weaningzentrum, das Schlaflabor und das Therapiezentrum für außerklinische Beatmung sollen am Standort Hofheim verbleiben. Die andere psychiatrische Klinik im Verbund ist versorgungsrelevant und bleibt am Klinikum Frankfurt-Höchst erhalten. Die Vernetzung zwischen den psychiatrischen Standorten soll intensiviert werden, um der zunehmenden Behandlungsspezialisierung auch in der Psychiatrie immer besser zu entsprechen. Ebenso wird es in Frankfurt-Höchst weiterhin eine geriatrische Klinik geben. Die Notaufnahme des Hofheimer Krankenhauses wird geschlossen. Die qualifizierte Versorgung von Notfallpatienten sollen die Notaufnahmen in den wenige Kilometer entfernten Schwesterkrankenhäusern Bad Soden und Frankfurt-Höchst übernehmen. Die interventionelle kardiologische Versorgung soll in ihrer ganzen Bandbreite künftig in Frankfurt-Höchst konzentriert werden. Der voranschreitenden Ambulantisierung der Kardiologie soll mit entsprechend ausgerichteten Angeboten zusätzlich in Bad Soden Rechnung getragen werden. Komplexe viszeralchirurgische Eingriffe, die einer qualitätsorientierten Leistungsmengenvorgabe durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unterliegen, wie etwa Operationen der Bauchspeicheldrüse, soll künftig das Klinikum Frankfurt Höchst übernehmen. Varisano betont aber, dass auch bisher beide Standorte die Leistungsmengenvorgabe eindeutig erfüllt hätten. Allgemeinchirurgische Eingriffe an sich seien weiterhin wesentlicher Teil des Leistungskataloges am Krankenhaus Bad Soden. Zudem werde in Bad Soden ein orthopädischer Schwerpunkt mit eher planbaren Eingriffen herausgebildet werden, während man sich in Höchst auf die nicht planbare Unfallchirurgie konzentriere. Orthopädischen Elektivpatienten komme so eine bessere Planbarkeit im OP-Saal zugute, da deren Operationen dann seltener aufgrund von Notoperationen verschoben werden müssten. Auch würden dort Sektionen mit spezialisierten Operationsteams gebildet werden, um dem breitgefächerten Katalog in der orthopädischen Versorgung gerecht zu werden. Die Klinik für Augenheilkunde ist künftig am Standort Bad Soden vorgesehen. Die bisher sowohl in Höchst als auch Bad Soden vorgehaltene Urologie wird schwerpunktmäßig in Bad Soden konzentriert. In diesem Zuge soll die roboterassistierte Chirurgie dort weiter ausgebaut werden. Die urologische Versorgung am Standort Frankfurt-Höchst werde dann konsiliarisch erfolgen, heißt es seitens Varisano. Ebenso werde die Diagnostik dort weiterhin gewährleistet sein. Im Bereich der gynäkologischen Onkologie will man künftig den Schwerpunkt am Standort Frankfurt-Höchst ausbilden – neben einem intensiv vernetzten gemeinsamen Brustzentrum, das Leistungen an beiden Standorten anbietet. In Bad Soden soll im Zusammenspiel mit der Urologie zudem ein urogynäkologischer Fokus herausgearbeitet werden, um Patientinnen mit Kontinenzproblemen breite qualifizierte Hilfe anbieten zu können. Alle übrigen Fachbereiche verbleiben laut Mitteilung an den jeweiligen Standorten, so beispielsweise auch die Geburtshilfen in Bad Soden mit durchschnittlich mehr als 1000 Geburten und in Frankfurt-Höchst als Perinatalzentrum Level-1 mit fast 2300 Geburten im vergangenen Jahr. Die einzelnen Fachbereiche sollen sich intensiv konsiliarisch, beispielsweise auch in der Neugeborenen-Versorgung im Verbund unterstützen. Kosteneinsparungen geplant In den zurückliegenden Wochen waren die unterschiedlichsten Konzept-Varianten – von den beiden Extremen Status quo bis Ein-Standort-Strategie – erarbeitet und ausführlich diskutiert worden, wie Dr. Bastian Bergerhoff, Stadtkämmerer und Gesellschaftervertreter der Stadt Frankfurt am Main, erläuterte: „Klar war: Das Szenario ‚Wir erhalten den Status quo‘ ist keine Option, wenn Varisano unter den veränderten und sich weiter verändernden Rahmenbedingungen wirtschaftlich arbeiten und die Krankenhäuser in unserer Trägerschaft erhalten bleiben sollen.“ Michael Cyriax, Landrat und Gesellschaftervertreter des Main-Taunus-Kreises, ergänzt: „Eines ist klar: Die Krankenhauslandschaft in Deutschland und auch bei uns in der Region wird nicht bleiben, wie sie war. Alle Abteilungen müssen sich verändern. Der Patient muss im Mittelpunkt stehen.“ Hintergrund ist eine wirtschaftliche Schieflage mit einem Defizit von 32 Millionen Euro in diesem Jahr, wie die “Frankfurter Neue Presse” berichtet. Die Zeitung zitiert Varisano-Geschäftsführer Michael Osypka, demzufolge man bis 2028 eine “schwarze Null” anstrebe – oder zumindest „Richtung Null, aber wohl noch mit leichtem Defizit“. Dafür reicht die Neustrukturierung des Medizinangebots allein nicht aus, wie Dr. Patrick Frey, ebenfalls Varisano-Geschäftsführer, bei der Vorstellung des Konzeptes erklärte: „Wir werden jeden Stein umdrehen, um zu schauen, wo wir durch Synergien weiter Kosten einsparen können. So haben wir unter anderem die Zusammenlegung einiger aktuell noch standortbezogener Verwaltungsbereiche in dem Konzept adressiert. Auch werden Verbund-Prozesse weiterhin optimiert.” Und auch ein “unbequemer Teil der Wahrheit” kam zur Sprache: “Wir werden in nahezu allen Bereichen die Stellenpläne genauestens überprüfen und hinterfragen müssen.“ Zur dringend erforderlichen Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sieht das Konzept einen notwendigen Personalabbau von etwas mehr als 10 Prozent vor. Die Pflege am Bett werde jedoch aufgrund besonderer Finanzierungsgegebenheiten hiervon explizit nicht betroffen sein. (Varisano/ms)
Mehr erfahren zu: "Neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft: Wie behält der Einzelne den Überblick?" Neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft: Wie behält der Einzelne den Überblick? Heutzutage ist es für eine Einzelperson nahezu unmöglich, den Überblick über neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu behalten. Im folgenden Beitrag legen die Autoren mögliche Lösungsstrategien dar.
Mehr erfahren zu: "Warken offen für finanzielle Anreize bei Vergabe von Arztterminen" Warken offen für finanzielle Anreize bei Vergabe von Arztterminen Die Gesundheitsversorgung soll effizienter werden. Können Gebühren und Boni bei einer stärkeren Steuerung von Praxisterminen helfen? Gesundheitsministerin Nina Warken sieht verschiedene Optionen.
Mehr erfahren zu: "Das Geschlecht des Körpers: Warum unsere Organe kein einfaches männlich oder weiblich kennen" Das Geschlecht des Körpers: Warum unsere Organe kein einfaches männlich oder weiblich kennen Unsere Organe bilden offenbar ein Mosaik geschlechtsspezifischer Merkmale – fernab der strikten Einteilung in „männlich“ und „weiblich“. Dies belegt eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön und des […]