Umfrage: Auf das Personal kommt es an in den Arztpraxen

Der Faktor Personal rangiert in einer Patienten-Umfrage eindeutig auf Platz 1 bei den wichtigsten Anforderungen an eine Arztpraxis. Foto (Symbolbild): © Robert Kneschke – stock.adobe.com

Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Ravensburg, Fachbereich BWL-International Business, haben in einer Online-Umfrage erhoben, welche Anforderungen Patienten an eine Arztpraxis stellen und welche Faktoren dabei besonders wichtig ist. 950 Befragte nahmen an dieser Erhebung im Mai teil. Die Corona-Pandemie wirft ein besonderes Licht auf die Ergebnisse, denn speziell abgefragt wurden die Erwartungen an die Hygiene.

Welche Faktoren einer Arztpraxis sind für die Patienten „unbedingt erforderlich“ wollten die Studierenden wissen. Betreut wurden sie von Prof. Thomas Dobbelstein. 74 Prozent der Befragten legen den größten Wert auf den Faktor Personal, dessen Freundlichkeit, Kompetenz und Fachkenntnis. Mit 59 Prozent erreichten die Faktoren Hygiene (Tragen von Sicherheitsbekleidung, Desinfektionsspender und Sauberkeit) und Organisation (Erreichbarkeit, Wartezeit, Angebot und Sprechstunden) einen niedrigeren Wert. „Gerade in den Zeiten von Corona ist das, denke ich, ein interessantes Ergebnis“, so Dobbelstein.

Digitale Angebote wie etwa Online-Sprechstunden und -Terminbuchung sowie eine Webseite bewerteten nur neun Prozent der Umfrage-Teilnehmer als „unbedingt erforderlich“. 39 Prozent der Befragten halten die Online-Sprechstunde sogar für unwichtig, Chat und E-Mail sehen neun Prozent als nicht unbedingt erforderlich an.
Die elektronische Patientenakte hingegen halten 65 Prozent für (unbedingt) erforderlich, lediglich für 18 Prozent ist sie (völlig) unwichtig.
Auf dem letzten Platz der Anforderungen an eine Arztpraxis landete mit sieben Prozent die räumliche Gestaltung.

Zurück zur Hygiene – welche Erwartungen haben die Befragten hier im Detail? 49 Prozent der Befragten sehen Desinfektionsspender als wichtigstes Hygieneinstrument an … eine Anforderung, die aus Patientensicht weit vor Hinweisen zum Sicherheitsabstand am Boden (13%) und der Trennung zwischen Patient und Praxispersonal durch eine Scheibe (11%) rangiert.

Besonders wichtig ist den Befragten eine Trennung von infektiösen und nicht infektiösen Patienten. Separate Wartezimmer für infektiöse Patienten sind für 57 Prozent unbedingt erforderlich, für 35 Prozent der Befragten sind es getrennte Infekt-Sprechzeiten.

Während hinsichtlich Alter, Versicherungsart oder Größe des Wohnortes nur wenige und zumeist nicht systematische Unterschiede feststellbar sind, haben Frauen bei sehr vielen der untersuchten Anforderungen an eine Arztpraxis ein signifikant höheres Anspruchsniveau als Männer.

Die Ergebnisse der Umfrage der Studierenden sind laut Mitteilung der DHBW Ravensburg nicht repräsentativ, da sie verglichen mit der Gesamtbevölkerung erhöhte Anteile an Frauen, Privatversicherten und jungen Menschen aufweisen. Neben Betreuer Dobbelstein begleitete auch Praxiseinrichter Thomas Brylla das Projekt.