Umfrage: Jeder Sechste für Ersthelfer-Netzwerk zu gewinnen – Rettungsquote bei Herz-Kreislauf-Stillstand könnte sich verdoppeln26. Juni 2024 Symbolfoto: ©Platoo Studio/stock.adobe.com Die ADAC-Stiftung analysiert den Ausbau von Ersthelfer-Netzwerken. Demnach ist trotz großen Potenzials halb Deutschland unversorgt. Laut einer Umfrage ist allerdings genügend Bereitschaft zum Engagement in der Bevölkerung vorhanden. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist die Rettung ein Wettlauf gegen die Zeit. Je eher der Patient reanimiert wird, desto höher seine Chance, ohne bleibende Hirnschäden zu überleben. Deutlich schneller als die professionellen Rettungsdienste könnten Ersthelfer am Einsatzort eintreffen und mit der Herzdruckmassage beginnen. Doch die dafür nötigen Smartphone-basierten Alarmierungssysteme fehlen in weiten Teilen Deutschlands. Dabei mangelt es weder an der Einsatzbereitschaft von Ersthelfern noch am Willen der Rettungsleitstellen, wie eine aktuelle Studie der ADAC-Stiftung belegt. Für die repräsentative Bevölkerungsumfrage befragte die ADAC Markt- und Meinungsforschung im Dezember 2023 und Januar 2024 insgesamt 2054 Personen mit Hauptwohnsitz in Deutschland ab 18 Jahren. Demnach können sich 16 Prozent aller Erwachsenen gut vorstellen, sich in einer Ersthelfer-App registrieren zu lassen. Unter den 30- bis 39-Jährigen sagt das sogar mehr als jeder Vierte (27 Prozent), wie der ADAC kürzlich vermeldete. Ersthelfer-Systeme: Mangelnde Umsetzung und keine einheitlichen Standards Allerdings werden Smartphone-basierte Ersthelfer-Alarmierungssysteme derzeit nur unzureichend in Deutschland genutzt, wie die ADAC-Stiftung mit Unterstützung des Kölner Beratungsunternehmens antwortING in einer Analyse herausfand, in der sie Bestand, Bedarf, Potenzial und Implementierungsstrategien zu Ersthelfer-Netzwerken unter die Lupe nahmen. Und dass obwohl die Erfahrungen mit ihnen derart positiv sind, dass der Deutsche Rat für Wiederbelebung seit 2021 in seinen Reanimationsleitlinien fordert, diese Systeme flächendeckend einzuführen. Dieser Empfehlung folgen laut ADAC jedoch nur drei Bundesländer. Lediglich Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein haben landesweite Ersthelfer-Netzwerke aufgebaut. In allen anderen Bundesländern kämen zwar in einzelnen Städten und Landkreisen unterschiedliche Apps von diversen Anbietern zum Einsatz, so die Ergebnisse der Analyse. Jedoch existierten für diese Alarmierungssysteme keine einheitlichen Standards, weshalb sich die bestehenden Ersthelfer-Netzwerke nicht miteinander verbinden ließen, bemängelt der ADAC. Außerdem seien aktuell in Deutschland 235 der 401 Landkreise und kreisfreien Städten unversorgt. Rund 52 Millionen Menschen, so der ADAC, würden somit in Regionen ohne jegliche koordinierte Alarmierung von Ersthelfern leben. „Diese Bestandsaufnahme kann uns nicht zufrieden stellen, weil die Überlebenschance für Herz-Kreislauf-Notfälle unnötig hoch vom Zufall abhängt. Wir könnten in Deutschland erheblich mehr Leben retten“, sagt Christina Tillmann, Vorständin der ADAC Stiftung. 3,5 Millionen Menschen für Ersthelfer-Netzwerk nötig Damit Ersthelfer in der Regel innerhalb der ersten fünf Minuten nach einem Notfall am Einsatzort sind, geht die Studie für Deutschland von einem Bedarf in Höhe von fünf Prozent der Erwachsenen aus. Etwa 3,5 Millionen Bundesbürger müssten sich demnach in einem Netzwerk als Ersthelfer registrieren lassen. „Die hohe Bereitschaft zu helfen, ist ein ermutigendes Signal“, ordnet Tillmann die Umfrageergebnisse ein. Und weiter: „Die Politik sollte jetzt die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass überall in Deutschland Ersthelfer-Netzwerke bestehen und alle Alarmierungssysteme kompatibel sind.“ Die ADAC-Stiftung erarbeite derzeit Konzepte, Ersthelfer-Netzwerke in der Bevölkerung bekannter zu machen, mehr Ersthelfer zu gewinnen und deren Ausbildung zu organisieren. Dass dieser Aufbau in nicht allzu ferner Zukunft bundesweit gelingen kann, darauf deuten zwei weitere Umfrage-Ergebnisse hin: Jeder zweite Befragte unter 50 Jahren ist diesen zufolge bereit, Erste-Hilfe-Kenntnisse in einem Kursus aufzufrischen. Und die Mehrzahl der Leitstellen, die derzeit noch kein Ersthelfer-Netzwerk nutzen, plant, eines aufzubauen.
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