UMG-Kardiologe erhält Lieselotte Becht-Forschungspreis für neue Erkenntnisse bei TAVI

Dr. Bo Eric Beuthner, Assistenzarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen. Bild: umg/hzg

Deutsche Stiftung für Herzforschung (DSHF) zeichnet Dr. Bo Eric Beuthner für seine Forschung über den Einfluss von Transkatheter-Aortenklappenimplantationen (TAVI) auf den Behandlungserfolg bei Patienten mit Aortenstenose aus. Der mit 15.000 Euro dotierte August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis geht damit zum fünften Mal an einen Göttinger Herzforscher.

Ausgezeichnet wurde Beuthner, Assistenzarzt in der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), für seine Arbeit mit dem Titel „Impact of myocardial fibrosis on left ventricular remodelling, recovery, and outcome after transcatheter aortic valve implantation in different haemodynamic subtypes of severe aortic stenosis“.

In der prämierten Studie ist Beuthner zwei bislang ungeklärten Fragen nachgegangen: Welchen Einfluss haben die typischen Gewebeveränderungen bei einer kardialen Fibrose auf die Umbauprozesse des Herzens? Und: Wie wirken sich diese auf die Behandlungsergebnisse von Patienten mit schwerer Aortenstenose nach einer TAVI aus?

„Die seit etwas mehr als zehn Jahren verfügbare TAVI hat die Behandlung der Aortenstenose revolutioniert. Sie ermöglicht nun auch die Behandlung von älteren und gebrechlichen Patienten, für die es zuvor keine Therapiemöglichkeiten gegeben hat. Bisher waren keine Daten zum Einfluss der histologisch gesicherten, kardialen Fibrose (Bindegewebsvermehrung) auf das Überleben und die Lebensqualitäten der Patienten nach TAVI verfügbar“, erläutert Beuthner die Ausgangslage der Studie.

100 Studien-Patienten wurde während der TAVI zusätzlich eine Gewebeprobe aus der linken Herzhauptkammer entnommen. Die Probe diente dazu, einen möglichen Zusammenhang zwischen der kardialen Fibrose, dem Überleben nach Klappenersatz, der Erholung des Herzens und dem Befinden der Patienten zu untersuchen.

Das Ergebnis der Untersuchungen: Die Vermehrung des Bindegewebes im Herzen verzögert die Erholung der Herzfunktion und mindert die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer TAVI-Prozedur.

„Die Studie hat uns aufgezeigt, dass die Beschaffenheit des Herzgewebes eine bedeutende Rolle für das Leben nach einem Klappenersatz spielt. Folglich sollte zusätzlich zum Klappenersatz bei Patienten mit ausgeprägter Herzmuskelfibrose eine medikamentöse Therapie zur Reduktion der Fibrose durchgeführt werden. Die Ergebnisse dienen uns als Grundlage für die Entwicklung dieser antifibrotischen Therapie. Eine entsprechende Patientenstudie ist bereits für 2021 geplant“, sagt Beuthner.

„Ich freue mich außerordentlich über die Auszeichnung von Herrn Dr. Beuthner, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen eine großartige Forschungsarbeit hier in Göttingen leistet. Die inzwischen fünfmalige Auszeichnung von Göttinger Herzforschern mit dem renommierten Forschungspreis ehrt und unterstreicht die wissenschaftliche Expertise an unserem Standort”, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Vorsitzender des Herzzentrums Göttingen und Letztautor der Studie.

Publikation: Miriam Puls, Bo Eric Beuthner, Rodi Topci, Anja Vogelgesang, Annalen Bleckmann, Maren Sitte, Torben Lange, Sören Jan Backhaus, Andreas Schuster, Tim Seidler, Ingo Kutschka, Karl Toischer, Elisabeth Zeisberg, Claudius Jacobshagen, Gerd Hasenfuß: Impact of myocardial fibrosis on left ventricular remodel-ling, recovery, and outcome after transcatheter aortic valve implantation in different haemodynamic subtypes of severe aortic stenosis. European Heart Journal (2020), doi: 10.1093. February 12th, 2020. doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa033