Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft: Neben Fallzahlen immer auch die Ergebnisqualität berücksichtigen

Bild: BVMed/Kurt Paulus

Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) veröffentlicht zum DKOU seinen Jahresbericht 2025. Die Anzahl der von Krankenhäusern übermittelten Dokumentationen ist gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent gestiegen. Außerdem zeigen die Datenauswertungen, dass die Qualität der endoprothetischen Versorgung nicht ausschließlich durch hohe Fallzahlen begründet ist.

Der neue EPRD-Jahresbericht beschäftigt sich erstmals in einem eigenen Kapitel mit der anstehenden Krankenhausreform und gibt Empfehlungen, welche Aspekte bei der Planung der Endoprothetik berücksichtigt werden sollten. Darauf weisen das EPRD und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) in einer gemeinsamen Mitteilung hin. Beispielsweise, so die beiden Organisationen, gilt die Mindestmengenregelung nur für die Versorgung mit primären Knietotalendoprothesen. Das EPRD sieht aber auch eine ausreichende Evidenz für bessere Behandlungsergebnisse bei höheren Fallzahlen in der Versorgung mit Hüfttotalendoprothesen sowie bei unikondylären Knieprothesen. Das „Volume-Outcome-Paradigma“ – also der Zusammenhang zwischen höherer Fallzahl und niedrigerer Komplikationsrate – lasse sich aber nicht auf alle Einrichtungen übertragen. So sind laut EPRD auch vereinzelt sehr gute Behandlungsergebnisse bei kleineren Kliniken und schlechtere Behandlungsergebnisse bei größeren Kliniken möglich.

Das EPRD kommt deswegen zu dem Schluss, dass die Fallzahl als alleiniger Parameter zur Messung der Ergebnisqualität nicht ausreichend ist „Um zu vermeiden, dass mit einem generellen Ausschluss von Einrichtungen mit kleinen Fallzahlen auch diejenigen Kliniken von der Versorgung ausgeschlossen werden, die gute Qualität liefern, ist neben der Fallzahl eine systematische Überwachung der Ergebnisqualität wichtig und sollte perspektivisch in die Kriterien des Leistungsgruppenkatalogs integriert werden“, fordert . Prof. Carsten Perka, Wissenschaftlicher Leiter des EPRD.

Deutlicher Anstieg bei Kniegelenkerstimplantationen

Für das Jahr 2024 erfasste das EPRD 410.333 endoprothetische Eingriffe an Hüfte oder Knie inklusive Folgeengriffe und Revisionsoperationen. Davon entfielen 199.052 auf die primäre Implantation eines Hüftgelenkes und 173.252 auf die Erstimplantation eines Kniegelenkes. Dabei nimmt die Anzahl der Ersteingriffe am Kniegelenk deutlich zu. Von 2022 auf 2024 erhöhte sich die Zahl der jährlichen dokumentierten Hüftversorgungen um 18.237 und die der Knieversorgungen um 36.413. Im Vergleich zu Patienten mit einer Hüftprothese sind Knieprothesenpatienten meist jünger und haben im Median einen etwa drei Punkte höheren Body-Mass-Index (BMI) Vor allem in den jüngeren Altersgruppen ist der BMI der Knieprothesenpatienten stärker erhöht.

Die Zahl der datenliefernden Krankenhäuser ist aufgrund der Strukturreformen im Gesundheitswesen und der daraus folgenden Marktkonsolidierung leicht rückläufig. Dennoch wurden dem EPRD für 2024 vier Prozent mehr Eingriffe gemeldet als für das Vorjahr. „Diese Entwicklung freut uns sehr. Sie zeigt, dass das EPRD sich als wissenschaftliches Register in der endoprothetischen Versorgung etabliert hat und seine praxisnahe Datenbasis ein zentraler Bestandteil der Versorgungsforschung in Deutschland ist“, so EPRD-Geschäftsführer Timo Stehn:

BVMed: „Gelenkersatz-OP hat in Deutschland ein hohes Niveau“

Auch der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) würdigte die Ergebnisse, die sich aus dem Jahresbericht ablesen lassen. „Das EPRD, das seit 2012 Daten zur endoprothetischen Versorgung auswertet, ermöglicht uns, wesentliche Qualitätsmerkmale beim endoprothetischen Hüft- und Kniegelenksersatz nachzuverfolgen und darzustellen. Das EPRD hat damit einen großen Nutzen. Es hilft uns, die Versorgungsqualität beim Einsatz von künstlichen Gelenken weiter zu verbessern“, erklärte BVMed-Vorstand Michel. Zudem begrüßte der Verband, dass zunehmend auch PROMs („Patient Reported Outcome Measures“) im EPRD erfasst werden. Sie bestätigten die hohe Zufriedenheit der Patienten mit künstlichen Genlenkersatz. Laut Michel zeigten die Registerdaten, dass Patienten mit Gelenkersatz in Deutschland insgesamt sehr gut versorgt sind. „Wir haben stabile, der demografischen Entwicklung folgende, Fallzahlen, eine hohe Indikationstreue und lange Standzeiten. Die Behandlungsqualität von Hüft- und Kniegelenkersatz-Operationen hat in Deutschland ein hohes Niveau erreicht“, so der BVMed-Vorstand. „Die Entwicklung der Eingriffszahlen und der Indikationsstellung zeigen damit, dass in Deutschland keineswegs zu viel operiert wird“, schlussfolgerte Michel.

Hintergrund: Eigenen Angaben zufolge ist das EPRD ein freiwilliges Register und mit mehr als drei Millionen erfassten OP-Dokumentationen das zweitgrößte endoprothetische Register Europas. Sein Ziel ist, die Qualität der endoprothetischen Versorgung in Deutschland zu messen und darzustellen. Betreiber des EPRD ist die gemeinnützige EPRD Deutsche Endoprothesenregister gGmbH, eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC).

(hr/BIERMANN)