Unabhängige Fortbildung erkennen12. November 2019 Foto: ©HNFOTO/Adobe Stock Woran erkennen Ärzte unabhängige Fortbildung? Bei der Beantwortung dieser Frage, soll das Positionspapier des Marburger Bundes – „Prüfkriterien zur unabhängigen Fortbildung“ – helfen. „Wir sind es als Ärztinnen und Ärzte unseren Patienten schuldig, für sie die jeweils am besten gesicherte Diagnostik und Therapie auszuwählen.“ Diesem Leitgedanken folgt das Positionspapier „Prüfkriterien zur unabhängigen Fortbildung – Unabhängigkeit durch Kompetenz und Transparenz“, das der Marburger Bund unmittelbar vor seiner 136. Hauptversammlung veröffentlicht hat. An der Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen dürfe kein Zweifel bestehen, sie sei die entscheidende Grundvoraussetzung für ärztliche Identität und Glaubwürdigkeit, so der Marburger Bund. Deshalb brauchten Ärztinnen und Ärzte klare und praktikable Kriterien, anhand derer zu erkennen ist, ob es sich im konkreten Fall um unabhängige Fortbildung handelt. Diesem Zweck sollen die vom Marburger Bund erstellten „Prüfkriterien“ dienen. Dazu gehörten beispielsweise die Offenlegung finanzieller Interessen von Referenten und Autoren und eine objektive Sprache, bei der die Beschreibung der Evidenzstärke nicht mit einer Handlungsempfehlung gleichgesetzt wird. In ihrem Papier betont die Ärztegewerkschaft zugleich, dass Fortbildung Teil der ärztlichen Arbeitsleistung sei und Ärztinnen und Ärzte deshalb auch die Möglichkeit haben sollten, sich am Arbeitsplatz (beispielsweise per Internet) fortbilden zu können. Teilnehmer an Fortbildungsveranstaltungen müssten das notwendige methodische Rüstzeug zur Evidenzbeurteilung mitbringen, fordert der Ärzteverband. Im Rahmen des Medizinstudiums sei jedoch weiterhin der Erwerb methodischer und klinischer Kompetenzen nicht regelhaft miteinander koordiniert. Notwendig sei daher die konsequente und flächendeckende Integration von methodisch orientierten Lehrveranstaltungen in das Medizinstudium. Aktuell werde die klinische Forschung, insbesondere im Bereich neuer Pharmaka, von industriefinanzierten Studien dominiert. Bei der Entscheidung über Studiendesign und -durchführung sowie Datenspeicherung und -verwendung hätten Ärzte nur eine untergeordnete Rolle, kritisiert der Marburger Bund. Dieses Problem werde noch dadurch verschärft, dass nach wie vor überhaupt nur etwa die Hälfte aller abgeschlossenen klinischen Studien veröffentlicht werde. Auch die Veröffentlichungsquote von Studien, die ausschließlich von Ärzten oder akademischen Institutionen durchgeführt worden seien, liege nicht höher. Unabhängige Fortbildung setze aber die vollumfängliche Verfügbarkeit der zu einem Thema vorliegenden Evidenz zwingend voraus, heißt es in dem Positionspapier des Marburger Bundes. Die Ärztegewerkschaft verurteilt nachdrücklich alle Bestrebungen und Maßnahmen, die aus primär wirtschaftlich motivierten Gründen zu Einschränkungen führen können. Dazu zählten beispielsweise die Zurückhaltung von Studien mit neutralem oder negativem Ausgang durch die Sponsoren, die Einflussnahme von Krankenhausträgern auf das ärztliche Fortbildungsverhalten sowie die Einflussnahme von Sponsoren auf die Auswahl von Referenten beziehungsweise Autoren und die Inhalte der Fortbildung. Der Marburger Bund fordert daher „die völlige Transparenz aller zu einem klinischen Problem mit wissenschaftlicher Methodik erhobenen Daten“. Als Minimalstandard betrachtet der Verband eine zeitgerecht nach Abschluss der Studie zu erfolgende Präsentation der klinischen Daten in den Datenbanken der Zulassungsbehörden. Darüber hinaus müsse die Bundesregierung die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) die Ergebnisse ihrer Entscheidungen zeitnah, übersichtlich, technisch einfach handhabbar und in klinisch relevanter Diktion für die ärztliche Fortbildung zur Verfügung stelle.
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