Ungeplante Schwangerschaften durch Diabetes-Medikament: DDG fordert mehr Aufklärung12. Dezember 2024 Foto: © neirfy/stock.adobe.com Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) macht auf mögliche Nebenwirkungen und Risiken der Behandlung mit GLP-1 Analoga für Frauen aufmerksam. Die Wirkstoffe könnten zu ungeplanten Schwangerschaften führen. Gleichzeitig eröffneten sie Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) und Kinderwunsch bessere Chancen, Mutter zu werden, so die DDG. Da sie jedoch auch Risiken für die Schwangerschaft bergen können, sollten Frauen sich hinsichtlich einer derartigen Therapie unbedingt ärztlich beraten lassen, heißt es weiter. Behandelnde fordert die DDG auf, ihre Patientinnen über die bekannten Nebenwirkungen umfassend aufzuklären. Pille kann unwirksam werden Medikamente wie GLP-1 Analoga und GIP/GLP-1 Doppelagonisten gewinnen zunehmend an Bedeutung bei der Therapie von Adipositas. „Viele stark übergewichtige Frauen unterschätzen die Auswirkungen der Therapie mit GLP-1 Analoga auf ihren Zyklus: Bereits eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 Prozent kann den Eisprung normalisieren“, warnt Prof. Ute Schäfer-Graf, Mitglied der AG Diabetes und Schwangerschaft der DDG und Oberärztin am Berliner Diabeteszentrum für Schwangere des St. Joseph Krankenhauses. Für Frauen ohne Kinderwunsch sei daher eine sichere Verhütung besonders wichtig, so Schäfer-Graf. In der aktuellen DDG Stellungnahme weist die Diabetologin aber auch darauf hin, dass die Einnahme von GLP-1 Analoga die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva wie der Pille beeinträchtigen kann – etwa durch Nebenwirkungen wie Erbrechen oder verzögerte Magenentleerung. „Deshalb sollten alternative Verhütungsmethoden während der Therapie in Betracht gezogen werden“, gibt Schäfer-Graf zu Bedenken. Hoffnung für Frauen mit PCOS und Kinderwunsch Durch die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und die Stabilisierung des Hormonhaushalts steigern GLP1-Analoga die Chance auf eine Schwangerschaft und sind in klinischen Studien sogar effektiver als das Goldstandard-Medikament Metformin. Untersuchungen zeigen, dass diese Wirkstoffe besonders Frauen mit Diabetes und einem PCOS helfen können, Gewicht zu reduzieren und ihre Fruchtbarkeit zu verbessern. „GLP-1 Analoga bieten eine vielversprechende Option für diese Patientinnen, die oft unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden“, erklärt Schäfer-Graf. Die Diabetologin warnt jedoch davor, die Medikamente in Eigenregie als „Fruchtbarkeits-Booster“ zu verwenden. GLP-1 Analoga und Tirzepatid nicht während Schwangerschaft Denn für Frauen, die während der Therapie mit diesen Antidiabetika schwanger werden, ist Vorsicht geboten: Obwohl erste Untersuchungen an Schwangeren keine direkten Fehlbildungen durch GLP-1 Analoga zeigen, gibt es Hinweise aus Tierstudien auf potenzielle Risiken wie Wachstumsstörungen und eine unzureichende Nährstoffversorgung des Fötus. „GLP-1 Analoga sollten daher mindestens zwei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden, bei langwirkenden Präparaten wie Depot-Exenatid sogar drei Monate vorher“, rät Schäfer-Graf. Einzelne Berichte zeigen, dass manche Frauen das Medikament während der Schwangerschaft fortsetzen, um die gefürchtete Gewichtszunahme durch ein Absetzen des Medikaments zu verhindern – ein Vorgehen, das aufgrund der unklaren Datenlage ausdrücklich nicht empfohlen wird. Allerdings birgt auch der so genannte „Rebound-Effekt“ Gefahren für die werdende Mutter und das Kind: „Die erneute Gewichtszunahme kann zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen wie Bluthochdruck der Mutter oder einer Fehlgeburt“, erklärt Schäfer-Graf. Daher sollten Schwangere hinsichtlich ihrer Diabetestherapie umfassend beraten werden. DDG: Beratung und Forschung notwendig „Frauen müssen wissen, wie diese neueren Antidiabetika auf ihre Fruchtbarkeit wirken und welche Risiken eine Schwangerschaft während der Therapie birgt“, so die Diabetologin. Angesichts der zunehmenden Anwendung von GLP-1 Analoga fordert die DDG weitere Studien, um die langfristigen Auswirkungen der Therapie auf Mutter und Kind besser zu verstehen. „Diese Medikamente haben großes Potenzial, doch ihre Anwendung erfordert eine enge ärztliche Begleitung und individuelle Beratung, um Chancen gezielt zu nutzen und Risiken zu minimieren“, fasst Schäfer-Graf zusammen.
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