Uniklinika warnen: Finanzielle Einschnitte gefährden Forschung und Lehre

Universitätsklinika warnen vor Auswirkungen finanzieller Engpässe auf Forschung und Lehre. Foto: alvaro/stock.adobe.com

Kürzungen und stagnierende Budgets auf der einen, steigende Ausgaben auf der anderen Seite: Die Deutsche Hochschulmedizin (DHM) warnt: Einschnitte gefährden Forschung und Lehre. Die Uniklinika fordern verlässliche Rahmenbedingen.

In einer Mitteilung warnte die DHM vor Einschränkungen, die eine Erfüllung ihrer besonderen Aufgaben deutlich erschweren könnten. Einschnitte verlangsamten den medizinischen Fortschritt und gefährdeten die qualitativ hochwertige Ausbildung künftiger Ärztegenerationen. Zudem beeinträchtigten Einschnitte die internationale Wettbewerbsfähigkeit in der Forschung und schwächen die Attraktivität des Wissenschafts- und Gesundheitsstandorts Deutschland. „Für die Umsetzung der umfassenden Aufgaben der Hochschulmedizin sind langfristige Planungssicherheit und Verlässlichkeit unerlässlich“, so die zentrale Forderung der DHM.

Zunehmend neue Aufgaben in Forschung und Lehre

Der Verband verweist darauf, dass Unikliniken sowohl in der Krankenversorgung als auch in Forschung und Lehre zunehmend neue Aufgaben übernähmen. Diese reichten von koordinierenden und konzeptionellen Tätigkeiten zwischen Wissenschaft und Gesundheitsversorgung – etwa Innovationsförderung, Aufbau einer modernen Dateninfrastruktur und Vernetzung regionaler Versorgung – bis hin zur Beschleunigung des Transfers medizinischer Innovationen in die Anwendung.

Die Fakultäten böten neue Studiengänge im Bereich der akademisierten Gesundheitsberufe an und trügen so zur zukünftigen Steigerung der Attraktivität der Gesundheitsberufe und zur Sicherstellung der Versorgung bei, so die DHM. Darüber hinaus entwickelten sie die Studiengänge von Human- und Zahnmedizin kontinuierlich weiter und verknüpfen die schnell wachsende Theoriebasis mit der praktischen Ausbildung. Die DHM geht davon aus, dass ich die Studierendenzahlen in der Humanmedizin durch die neu geschaffenen Studienplätze der letzten Jahre bis 2030 von derzeit 12.000 auf rund 13.000 Studienanfängerinnen und Studienanfänger pro Jahr an staatlichen Universitäten erhöhen werden.

Zusätzliche Belastung durch steigende Kosten

Außerdem beklagen die Unikliniken die zusätzliche Belastung der Fakultäten durch steigende Betriebs- und Personalkosten. Die Entscheidungen einiger Bundesländer, Landeszuführungsbeträge auf aktuellem Niveau zu halten oder gar zu kürzen, und die Ankündigung anderer, diesem Vorgehen zu folgen, stehen für die DHM im Gegensatz zu den politischen Zielsetzungen, Forschung und Innovation zukunftsfest zu gestalten. Für eine effektive Umsetzung der übergeordneten Aufgaben mahnt die DHM stabile Rahmenbedingungen und eine adäquate Finanzierung an.

„Die Stärke der Universitätsmedizin und des Mehrwertes ihres Wirkens für die Gesellschaft liegen in der engen Verzahnung von Krankenversorgung, Forschung und Lehre“, betont die DHM. Sie befürchtet mittel- bis langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und den Wissenschafts- und Studienstandort Deutschland durch eine Schwächung der Bereiche Forschung und Lehre zusätzlich zu der aktuellen Defizitsituation in vielen Uniklinika.

Einschränkungen bremsen Forschung und Lehre

„Einschränkungen bremsen die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren, in einer Zeit, in der der medizinische Fortschritt besonders schnell voranschreitet und die Qualität der Ausbildung der zukünftigen Ärztegeneration gesichert werden muss“, heißt es weiter in einer Mitteilung der DHM.

Prof. Martina Kadmon, Präsidentin des Medizinischen Fakultätentages, warnt: „Die Hochschulmedizin benötigt verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Es ist ein fundamentaler Widerspruch, wenn auf Bundesebene richtigerweise das Ziel ausgegeben wird, Deutschland als führenden Standort der biomedizinischen Forschung im Rahmen von Hightech-Agenda und Pharmastrategie zu stärken, während auf Länderebene die finanzielle Basis dafür entzogen wird. Kürzungen bei Forschung und Lehre sind eine Sparmaßnahme, die den medizinischen Fortschritt und die Gesundheit zukünftiger Generationen riskiert.“

„Wir benötigen vor allem eines: Verlässlichkeit“

Prof. Jens Scholz, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Universitätsklinika, ergänzt: „Gesellschaft und Politik haben zu Recht hohe Erwartungen an die Universitätsmedizin. Sie ist ein unverzichtbarer Akteur, wenn es darum geht, gesamtgesellschaftliche Herausforderungen zu meistern – auch bei Pandemien und im Krisen- und Verteidigungsfall. Für diese besonderen Aufgaben – hochspezialisierte Versorgung, zukunftsorientierte Forschung und die Ausbildung der besten Fachkräfte – benötigen wir vor allem eines: Verlässlichkeit.“