Universitätsmedizin Göttingen: Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie unter neuer Leitung2. Oktober 2025 Prof. Anna Lena Illert, Direktorin der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Foto: ©Privat/Bildquelle: Universitätsmedizin Göttingen – Georg-August-Universität Prof. Anna Lena Illert ist seit dem 1. Oktober 2025 Universitätsprofessorin für Hämatologie und Medizinische Onkologie und neue Direktorin der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Illert folgt damit auf Prof. Lorenz Trümper, der die Leitung der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie von 2000 bis 2021 inne hatte und am 1. Mai 2021 zum Vorstand Krankenversorgung der UMG bestellt wurde. Seit 2021 wurde die Klinik von Prof. Gerald Wulf kommissarisch geleitet. Als klinisch und wissenschaftlich ausgewiesene Onkologin ist es Illert ein besonderes persönliches Anliegen, die translationale Onkologie weiterzuentwickeln, um innovative Therapien möglichst schnell und wirksam in die Versorgung von Krebspatienten zu überführen. „Die Verbindung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung ist entscheidend, um neue Erkenntnisse direkt zum Nutzen unserer Patient*innen einsetzen zu können. Mein Fokus liegt dabei insbesondere auf der personalisierten, zielgerichteten Tumor-Therapie, um für jede*n Einzelne*n den bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen. Ein vielversprechender Ansatz ist dabei, die körpereigene Immunabwehr so zu aktivieren, dass sie Krebszellen gezielt erkennt und bekämpft“, erklärt Illert. „Ziel meiner Forschung ist es, die biologischen Prozesse der Tumorentstehung zu entschlüsseln, um daraus individualisierte Behandlungsstrategien ableiten und die Achillesverse des Tumors angreifen zu können. Dabei steht für mich die Perspektive der Patient*innen und deren Angehörige im Mittelpunkt. Eine personalisierte Therapie bedeutet nicht nur medizinische Präzision, sondern auch ein hohes Maß an Sicherheit, Lebensqualität und Teilhabe”, führt die Medizinerin weiter aus. „Mir ist es zudem ein großes Anliegen, den wissenschaftlichen Nachwuchs für die translationale Onkologie zu begeistern und gezielt zu fördern. Hier bietet die Universitätsmedizin Göttingen mit ihren interdisziplinären Forschungsstrukturen und Sonderforschungsbereichen, dem Comprehensive Cancer Center Niedersachsen (CCCN) sowie der engen Verbindung von Klinik und Forschung ideale Voraussetzungen, um gemeinsam im Team neue Wege in der Krebsmedizin zu gehen und die Grenzen für unsere Patient*innen zu verschieben“, so Illert. Wissenschaftliche Schwerpunkte Der Schwerpunkt von Illerts Arbeit liegt auf personalisierter, molekularer Medizin zur Behandlung von hämatologischen und soliden Krebserkrankungen. Sie entwickelt individuelle, zielgerichtete Therapien, die auf die spezifischen Eigenschaften jeder Tumorerkrankung abgestimmt sind. Im Fokus ihrer Forschung stehen die molekularen Mechanismen der Krebsentstehung, insbesondere Tyrosinkinasen. Diese Enzyme spiele eine zentrale Rolle beim Zellwachstum und können bei Fehlregulation unkontrollierte Zellteilung und Tumorbildung auslösen. Darüber hinaus beeinflussen sie die Kommunikation sowohl innerhalb der Krebszellen als auch zwischen Tumorzellen und dem Immunsystem. Dies kann dazu führen, dass Tumoren Schutzmechanismen entwickeln, die sie für das Immunsystem „unsichtbar“ machen und so nicht mehr effektiv vom Körper bekämpft werden können. Die Entschlüsselung dieser Tarnmechanismen eröffnet neue Wege für gezielte Therapien. Zur Fortführung dieser Arbeiten wurde Illert 2021 eine Mildred-Scheel-Professur für „Immunmodulatorische Onkogene Signaltransduktion“ der Deutschen Krebshilfe verliehen, eine Auszeichnung, die bundesweit nur einmal jährlich an eine*n herausragende*n Nachwuchswissenschaftler*in vergeben wird und exzellente Leistungen in der translationalen Krebsforschung würdigt. Die Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Versorgung ist Illert ein weiteres besonderes Anliegen. Sie hat maßgeblich den Aufbau der Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) in Deutschland vorangetrieben und leitet die bundesweite Arbeitsgruppe „Molekulare Tumorboards“ des Deutschen Netzwerkes für Personalisierte Medizin. In diesen Strukturen erhalten jährlich mehr als 5000 Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, für die keine Standardtherapien mehr zur Verfügung stehen, individuelle Therapieempfehlungen. Lehre Illert ist seit 2007 in der Lehre tätig. Dabei legt sie besonderen Wert auf innovative Lehrformate und eine praxisnahe Vermittlung moderner Therapiekonzepte, etwa durch interaktive Fallbesprechungen mit molekularen Daten sowie beispielsweise die aktive Einbindung in das Molekulare Tumorboard. Mentoring-Konzepte sind ihr besonders wichtig – sowohl für Medizinstudierende als auch für Frauen in der Wissenschaft, wobei sie selbst als Mentorin tätig ist. Die Konzepte ermöglichen den Austausch mit unterschiedlichen Mentoren je nach Fragestellung und Bedürfnis. Für Studierende und Assistenzärzte bietet dies eine individuelle Förderung, Orientierung und frühzeitige Einblicke in klinische und wissenschaftliche Arbeitsweisen. Gerade in komplexen Fächern wie der Onkologie können so Interessen geschärft, Karrierewege geplant und persönliche Stärken entwickelt werden. Zur Person Anna Lena Illert, 1977 in München geboren, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Sie studierte von 1996 bis 2004 Humanmedizin an der Universität Göttingen und promovierte dort 2004 zum Thema „Autophagosomen- und Lysosomenbiogenese LAMP-2 defizienter Hepatozyten” im Zentrum Biochemie und Molekulare Zellbiologie bei Prof. Kurt von Figura. Anschließend arbeitete sie drei Jahre als Postdoktorandin zur Zellzyklusregulation an der TU München in der Arbeitsgruppe von Prof. Justus Duyster. Es folgte die Facharztausbildung für Innere Medizin von 2007 bis 2011 am TUM Klinikum bei Prof. Christian Peschel. Seitdem ist sie als Prüfärztin für klinische Studien tätig und betreut mehr als 80 Studien. 2012 wechselte sie mit Duyster ans Universitätsklinikum Freiburg, wo sie ihre Forschungsgruppe „Signaltransduktion onkogener Tyrosinkinasen“ gründete. 2016 habilitierte sie an der TU München und übernahm die Position der Oberärztin sowie Personaloberärztin am Universitätsklinikum Freiburg. 2018 wurde sie Geschäftsführende Oberärztin, Sprecherin des Molekularen Tumorboards, Co-Direktorin und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes des Comprehensive Cancer Centrum Freiburg. Im Jahr 2019 übernahm sie die Leitung der onkologischen Ambulanz, wurde 2020 außerplanmäßige Professorin und legte 2022 die Zusatzbezeichnung Palliativmedizin ab. 2023 folgte sie dem Ruf auf die Mildred Scheel-Professur und den Lehrstuhl für Personalisierte Onkologie an die TU München. Seit dem 1. Oktober 2025 hat Illert die Universitätsprofessur für Hämatologie und Medizinische Onkologie inne und ist neue Direktorin der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der UMG. Auszeichnungen und Mitgliedschaften Illert ist mehrfache Preisträgerin unterschiedlicher Fachgesellschaften. 2015 erhielt sie den Mathilde-Wagner-Preis für herausragende Habilitationsschriften an der Medizinischen Fakultät Freiburg. 2017 folgte der Eleonore-und-Fritz-Hodeige-Preis für innovative medizinische Therapien. Sie ist unter anderem Mitglied multipler Wissenschaftskommissionen wie dem Fachausschuss „Klinische Forschung/kliniknahe Grundlagenforschung“ der Deutschen Krebshilfe, der Kommission „Wissenschafts- und Nachwuchsförderung“ der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sowie im Lenkungsausschuss des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung der TU München. Zudem ist Illert Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen Netzwerks für Personalisierte Medizin (DNPM), des Beirats der German Lymphoma Alliance, der Zertifizierungskommission „Zentren für Personalisierte Medizin“ der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) sowie Mitglied mehrerer Leitlinienkommissionen, in denen Handlungsempfehlungen für eine bestmögliche Diagnostik und Therapie bestimmter Erkrankungen entwickelt werden.
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