Unkontrolliertes Asthma in der Schwangerschaft: Gefahr für Mutter und Kind

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Frauen mit Asthma, die während der Schwangerschaft an schweren Symptomen leiden, besitzen ein höheres Risiko für eigene Gesundheitsprobleme und solche ihres Kindes als Frauen mit gut kontrolliertem Asthma. Dies geht aus Untersuchungen hervor, deren Ergebnisse gerade im „European Respiratory Journal“ veröffentlicht worden sind.

Die Studie, die Daten zu mehr als 100.000 Schwangerschaften enthält, zeigte, dass Frauen mit Asthma, bei denen schwere Symptome auftraten, häufiger an einer schwangerschaftsbedingten Hypertonie sowie Präeklampsie litten. Es zeigte sich auch, dass Babys von Frauen, die Asthmaattacken erlitten, mit höherer Wahrscheinlichkeit ein niedriges Geburtsgewicht hatte oder vor dem errechneten Termin oder mit einer angeborenen Anomalie wie einem Herzfehler oder einer Lippenspalte geboren wurden. Das Risiko für Asthma und Pneumonie war in den ersten fünf Lebensjahren bei diesen Kindern ebenfalls erhöht.

Laut den Forschern sind diese Erkenntnisse deshalb von Bedeutung, weil man weiß, dass viele Frauen mit Asthma während der Schwangerschaft ihre Medikation reduzieren oder ganz absetzen.

Geleitet wurde die Studie von Dr. Kawsari Abdullah geleitet, die derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Children’s Hospital of Eastern Ontario, Research Institute in Ottawa (Kanada) tätig ist. Während der Studie arbeitete Abdullah im Hospital for Sick Children (SickKids) in Toronto. Abdullah erklärt: „Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei schwangeren Frauen und betrifft weltweit acht bis 13 Prozent aller Schwangeren. Wenn Asthma schlecht kontrolliert ist, können die Patienten unter schweren Symptomen wie Wheezing, Husten oder Atemnot beziehungsweise einem Engegefühl leiden. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass jede dritte schwangere Frau mit Asthma schwere Symptomen hat. Wir müssen also verstehen, was dies für Frauen und ihre Babys bedeutet.“

Abdullah und ihre Kollegen untersuchten zwischen April 2003 und März 2012  insgesamt 103.424 Schwangerschaften bei 58.524 Frauen mit Asthma in der kanadischen Provinz Ontario. Darunter waren 4455 Schwangerschaften bei 2663 Frauen, bei denen während der Schwangerschaft schwere Symptome auftraten. Dies bedeutet, dass sie entweder wegen ihrer Asthmasymptome mindestens fünfmal zu ihrem Arzt gingen, in einer Notaufnahme vorstellig wurden oder während der Schwangerschaft mindestens einmal wegen Asthma ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Die Forscher berücksichtigten andere Faktoren, die die Gesundheit von Mutter und Kind beeinflussen können, darunter das Alter der Mutter, ob sie bereits eine Schwangerschaft hinter sich hatte, ob sie geraucht hat und ihren sozioökonomischen Status. Die Wissenschaftler verglichen Schwangere mit Asthma, bei denen schwere Symptome aufgetreten waren, mit schwangeren Frauen, deren Asthma gut unter Kontrolle war. Sie fanden heraus, dass diejenigen, die Asthmaanfälle hatten, mit einer um 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Präeklampsie und mit einer um 17 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an einer schwangerschaftsbedingten Hypertonie litten. Die Ergebnisse zeigten, dass Säuglinge von Müttern, die während der Schwangerschaft Asthmaanfälle erlitten hatten, mit einer um 14% höheren Wahrscheinlichkeit mit einem geringeren Gewicht und zu früh geboren wurden und ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko für eine angeborene Anomalie besaßen.

Das Risiko der Kinder, bis zum Alter von fünf Jahren an Asthma zu erkranken, war um 23 Prozent höher, wenn die Mutter in der Schwangerschaft schwere Asthmasymptome gehabt hatten. Das Pneumonierisiko war unter diesen Umständen um zwölf Prozent erhöht.

Dr. Teresa To, Seniorautorin der Studie und Forscherin bei SickKids, sagte: „Dies ist die größte Studie, die sich mit den Risiken beschäftigt hat, die schwere Asthmasymptome während einer Schwangerschaft mit sich bringen, und es ist auch die erste, die die längerfristigen Auswirkungen auf Kinder aufzeigt. Unsere Resultate bestätigen die Ergebnisse kleinerer Studien, in denen festgestellt wurde, dass unkontrolliertes Asthma für Mütter und ihre Babys schädlich sein kann.“

„Fast 40% der schwangeren Frauen nehmen weniger oder gar keine Asthmamedikamente mehr ein, weil sie befürchten, dass dies für ihr ungeborenes Kind schädlich sein könnte. Unsere Studie zeigt jedoch, dass schwere Asthmasymptome das größere Risiko für Mutter und Kind darstellen“, ergänzt die Wissenschaftlerin. „Diese Studie erklärt nicht, warum Asthmaanfälle zu all diesen Gesundheitsproblemen beitragen, aber der wahrscheinliche Mechanismus ist eine verminderte Sauerstoffversorgung der Mutter und in der Folge auch des Kindes im Mutterleib.“

Prof. Jørgen Vestbo ist Vorsitzender des Advocacy Council der European Respiratory Society an der Universität von Manchester und war nicht an der Studie beteiligt. Er kommentiert: „Diese große und wichtige Studie legt nahe, dass Asthma, das nicht gut kontrolliert werden kann, schwerwiegende Auswirkungen auf schwangere Frauen und ihre Kinder haben kann. Dies unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Asthmakontrolle und des Umgangs mit Asthmasymptomen während der Schwangerschaft. Schwangere, die an Asthma leiden, benötigen eine regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge, um ihre Symptome zu diskutieren und sicherzustellen, dass ihre Medikamente wirksam sind.“