Unterbringung von Mäuseweibchen verändert die Anziehungskraft der männlichen Balzgesänge31. Oktober 2023 Foto: © Bettina Wernisch/ Vetmeduni Männliche Hausmäuse erzeugen komplexe Ultraschalltöne (ultrasonic vocalizations, USVs), insbesondere während der Balz und der Paarung. Diese Balzgesänge kommen gut an, allerdings nur, wenn Weibchen nicht allein sind. Das zeigt eine Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni. Die Laute ähneln dem Vogelgesang, obwohl wir sie nicht hören können, weil sie oberhalb des Frequenzbereichs des menschlichen Gehörs liegen (>20 kHz). In ihrer Studie führten die WissenschafterInnen ein Playback-Experiment mit wild lebenden weiblichen Hausmäusen (Mus musculus musculus) durch. Sie ließen die Mäuseweibchen zwischen einem Bereich mit einem Lautsprecher, der Aufnahmen von männlichen USVs abspielte, und einem anderen Bereich mit einer Kontrollaufnahme ohne männliche USVs wählen. Dabei wurde getestet, ob die Anziehungskraft der Weibchen auf männliche USVs durch drei Faktoren beeinflusst wird: soziale Erfahrung – dazu wurden die Weibchen allein oder mit einem anderen Weibchen gehalten, neonatale väterliche Exposition – nach der Geburt wurden die Weibchen mit oder ohne ihren Vater aufgezogen, sowie sexuelle Empfänglichkeit – die WissenschafterInnen kontrollierten während der Studie, ob die Weibchen in Brunst waren oder nicht. Frühere Studien deuten darauf hin, dass sich Mäuseweibchen aufgrund dieser drei Faktoren von männlichen USVs unterschiedlich stark angezogen fühlen. Frauenrunden wirken positiv, Vaterbeziehung spielt keine Rolle „Wir stellten fest, dass sich die Weibchen zu männlichen USVs hingezogen fühlten. Allerdings nur, wenn sie mit einem anderen Weibchen zusammen untergebracht waren. Einsame Weibchen, die einzeln untergebracht waren, zeigten die entgegengesetzte Reaktion und schienen männliche USVs sogar zu meiden. Es ist unklar, warum die Einzelunterbringung der Weibchen ihre Vorlieben für männliche Balzgesänge umkehrte. Allerdings könnten sie dadurch vorsichtiger sein, wenn sie sich einem unbekannten Männchen nähern,“ erklärt Sarah M. Zala vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni. „Zudem fanden wir heraus, dass die Weibchen männliche USVs stärker bevorzugten, wenn sie nicht in Östrus (die Brunst bei Mäusen) waren, und insbesondere, wenn die Weibchen nicht in Östrus und nicht einzeln untergebracht waren“, so Co-Autor Dustin Penn vom KLIVV. „Dieser Brunst-Effekt stimmt mit einer früheren Studie an Labormäusen überein“, betont er, „aber wir haben keine Erklärung dafür.“ Schließlich hatte die frühe Exposition gegenüber einem Vater keinen Einfluss auf die Vorliebe der Weibchen für männliche USVs. Soziale Erfahrung und Sexualzyklus machen den Unterschied In Summe deuten die Forschungsresultate darauf hin, dass die Anziehungskraft der Weibchen auf männliche USVs von ihrer sozialen Erfahrung (Unterbringung) und dem Östrus-Stadium – also ob die Weibchen in Brunst sind oder nicht – abhängt. Diese Ergebnisse dürften die Erforschung der genetischen Kontrolle von Hörverlust erleichtern, die häufig mit Labormäusen durchgeführt wird. Laut den ForscherInnen zeigen die Studienergebnisse, wie scheinbar unwichtige Faktoren wie die soziale Unterbringung und der Sexualzyklus das Verhalten von Mäusen beeinflussen können, obwohl diese und viele andere derartige Variablen in der Regel nicht in wissenschaftlichen Arbeiten erwähnt werden. Diese Ergebnisse geben Anlass zur Sorge, dass nicht berichtete Variablen möglicherweise zur „Replikationskrise“ in der Wissenschaft beitragen.
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