Urologen sollen Zystoskopien aussetzen

„Es besteht die Gefahr, dass viele unserer Patientinnen und Patienten nicht mehr ausreichend versorgt werden können”, sagt BvDU-Präsident Axel Schroeder. Foto: BvDU

Nach seiner Herbstsitzung am 26. und 27. Oktober empfiehlt der Hauptausschuss des Berufsverbands der Deutschen Urologen (BvDU) seinen Mitgliedern, die Zystoskopie ab Mitte November im Rahmen einer befristeten Aussetzungsaktion den Patienten nicht mehr anzubieten. Notfälle sollen vorerst weiterbehandelt werden.

Hintergrund sind laut Berufsverband immer umfassendere Anforderungen an die Aufbereitung der Instrumente sowie Vorgaben zum Nachweis der durchgeführten Maßnahmen, die in manchen Bundesländern kostenpflichtig von externen Prüfern abgenommen werden müssen. Diese Hygieneleitlinien, die von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelt werden, dienen als Grundlage und Standard für die erforderlichen Präventionsmaßnahmen. Sie bildeten aber, kritisiert der BvDU, im Kern die Situation in Kliniken und Krankenhäusern ab und seien nicht ohne erheblichen logistischen und personellen Aufwand in die ambulante Versorgung übertragbar.

Problem externe Validierung

Das Gesundheitsamt Ludwigshafen hatte bereits Ende des vergangenen Jahres mehreren urologischen Praxen in Rheinland-Pfalz die Durchführung von Zystoskopien untersagt, weil die ergriffenen Aufbereitungsmaßnahmen nicht durch externe Prüfer validiert worden waren.

„Viele Urologen haben sich bereits an die Kassenärztlichen Vereinigungen und auch die Krankenkassen gewandt, um dieses Problem zu adressieren – bisher leider ohne Erfolg”, erläutert Dr. Axel Schroeder, Präsident des BvDU. Mit seiner Kampagne möchte der BvDU auf die immer noch ungeklärte Situation hinweisen und damit den Druck auf die Kassenärztlichen Vereinigungen sowie das Bundesgesundheitsministerium erhöhen.

Unterschiede zwischen Kliniken und Praxen

“Die Situation verschärft sich seit Jahren”, so Schroeder weiter. Das Hauptproblem: “Die rechtsverbindlichen Leitlinien der Fachgesellschaften unterscheiden nicht zwischen ambulanter und stationärer Anwendung.” Im Unterschied zu den niedergelassenen Praxen seien in den Kliniken die entsprechenden Prozesse für Aufbereitung und Validierung meist schon vorhanden. Während in den Kliniken viele operative Endoskopien durchgeführt würden, stünde in den Praxen der diagnostische Einsatz des Endoskops im Vordergrund. “Selbstverständlich wollen wir die höchsten hygienischen Maßstäbe auch für unsere Patienten in der ambulanten Versorgung. Aber dafür müssen dann auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit diese qualifiziert, wohnortnah und flächendeckend sichergestellt werden kann“, fordert Schroeder. Um die Hygienevorschriften in der Praxis einzuhalten, fallen nach BvDU-Angaben etwa für die Aufbereitung des flexiblen Zystoskops, das zur Blasenspiegelung bei Männern eingesetzt wird, bei jeder Untersuchung Lohn- und Sachkosten von circa 130 Euro an. Zum Vergleich: Das Honorar dafür beträgt nur circa 45 Euro.

Zystoskopie bald nur noch in der Klinik?

Der BvDU befürchtet daher, dass die Zystoskopie möglicherweise von niedergelassenen Urologen in Zukunft nicht mehr erbracht wird. „Es besteht die Gefahr, dass viele unserer Patientinnen und Patienten nicht mehr ausreichend versorgt werden können”, so Präsident Schroeder. Die Untersuchung sei ein wichtiges Verfahren, um Erkrankungen wie Harnwegsinfekte und Blasenleiden zu erkennen und gehöre daher zum Praxisalltag von niedergelassenen Urologen. “Für unsere Patienten ist es kaum zumutbar, dass sie zukünftig für diese Untersuchungen Kliniken und Krankenhäuser aufsuchen müssen”, betont Schroeder.

Ab Ende November lässt sich schon einmal vorfühlen, wie diese Zukunft aussehen könnte: “Notfälle werden vorerst weiter behandelt – alle anderen Patienten müssen wir dann an die Kliniken verweisen.“

(BvDU/ms)