Urologen warnen vor Testosteronmangel durch Opioidtherapie

Immer schlapp und müde? Vielleicht liegt ein Testosteronmangel vor. Foto: fresnel6 – stock.adobe.com

Vielen Schmerzpatienten hilft eine Therapie mit Opioiden. Die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) gibt jedoch zu bedenken, dass die Einnahme einiger Opioide einen Hypogonadismus begünstigen könne.

Auch wenn es zahlreiche Ursachen für das Absinken des Testosteronspiegels gibt, sind diese nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Umso wichtiger seien umfassende Untersuchungen und eine gründliche Anamnese, betont die DGMG in einer aktuellen Mitteilung.

„Manchmal gibt es in der Praxis Fälle, bei denen es etwas kniffeliger ist, den Grund für den Testosteronmangel zu finden“, sagt PD Dr. Tobias Jäger, Urologe in Essen und DGMG-Vorstandsmitglied. So wie bei einem 58-jährigen Patienten in seiner Praxis, der über typische Probleme eines niedrigen Testosteronlevels, u. a. über eine allgemeine Abgeschlagenheit, einen Libidomangel und Erektionsprobleme, klagte. Dazu kam ein Rückgang der Muskulatur – und das trotz regelmäßigem Sport und Physiotherapie.

„Zusätzlich zu den geschilderten Beschwerden bestätigte auch die Laboruntersuchung einen deutlichen Testosteronmangel, wobei zunächst nicht klar war, woran dieser liegen könnte“, so Jäger. „Dann ergab die genauere Befragung – auch nach der Physiotherapie, dass der Patient nach einem Verkehrsunfall mit einer schweren Verletzung der Lendenwirbelsäule und des Beckens ein bestimmtes Opioid gegen seine chronischen Schmerzen einnahm. Und dieses trug letztendlich zu seinem Hormonmangel bei.“

Inzwischen ist bekannt, dass eine Opioidtherapie auch zu einem Absinken des Testosteronspiegels beitragen kann. Das liegt daran, dass einige Opioide über die Wirkung auf µ-Rezeptoren das Gonadotropin-freisetzende Hormon (GnRH) hemmen und die 5α-Reduktase stimulieren können, sodass es zu einer verminderten Sekretion des körpereigenen Testosterons und einer erhöhten Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) kommt. „Daher sollte bei Patienten mit nachgewiesenem Testosteronmangel an verschiedene mögliche Ursachen, inklusive bestehende Medikationen, gedacht werden“, rät Dr. Jäger. Generell gelte aber: Der Medikationsplan sollte niemals eigenmächtig abgesetzt oder geändert werden, hierauf muss der therapierende Arzt achten.

Umfangreiche Studienergebnisse und Praxiserfahrungen zeigen laut DGMG, dass bei einem vorliegenden Testosteronmangel eine Substitutionstherapie unabhängig von den Ursachen hilft, Symptome zu lindern, die Körperzusammensetzung zu verbessern und sogar die Schmerzempfindlichkeit herabzusetzen. Auch bei Jägers Patienten habe eine Testosterontherapie zu einer normalen Libido und einem erkennbar besseren Muskelaufbau geführt.

(DGMG/ms)