US-Studie: Häufige verpflichtende COVID-19-Tests können zu Leichtsinn in puncto Ansteckungsgefahr führen

Foto: © mmphotographie.de/stock.adobe.com

Häufige obligatorische COVID-19-Tests wurden im Verlauf der Pandemie mancherorten eingesetzt, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 unter Kontrolle zu halten. Neue Forschungsergebnisse zeigen aber nun, dass solche Tests tatsächlich eine größere Sorglosigkeit in Bezug auf eine Ansteckung nach sich ziehen können.

Basierend auf einem falschen Sicherheitsgefühl zeigten Studierende, die an häufigen COVID-19-Tests an zwei US-amerikanischen Universitäten teilgenommen haben, mehr Verhaltensweisen, die das Risiko für eine Verbreitung des Virus erhöhen, als sie es sonst getan hätten. Das geht aus Umfragen hervor, die von Ökonomen der University of Wyoming (USA) durchgeführt wurden.

„Jüngste Forschungsergebnisse liefern einige Hinweise darauf, dass sich Menschen als Reaktion auf das Tragen von Gesichtsmasken und Impfungen vermehrt riskant verhalten. Dies ist jedoch die erste Studie, in der die Verhaltensreaktionen auf obligatorische Tests untersucht wurden“, schreiben Chian Jones Ritten, Linda Thunstrom und Todd Cherry von der University of Wyoming und J. D. Wulfhorst von der University of Idaho. „Insgesamt deuten (unsere) Ergebnisse darauf hin, dass die Studierenden der Meinung waren, dass die Richtlinien für obligatorische Tests ihr Risiko, an COVID-19 zu erkranken, verringerten und dass diese Wahrnehmung zu einer höheren Teilnahme an Veranstaltungen mit hohem COVID-19-Risiko führte.“

Während des Herbstsemesters 2020 forderte die University of Wyoming, dass alle Studierenden auf dem Campus zweimal wöchentlich auf COVID-19 getestet wurden, während die University of Idaho wöchentlich eine kleine zufällige Stichprobe von Studierenden testete. Beide Universitäten forderten eine Maskenpflicht für alle Veranstaltungen in Innenräumen auf dem Campus.

Die Wissenschaftler befragten Studierende beider Universitäten und stellten fest, dass in beiden Fällen Befragte, die häufiger getestet wurden, ein geringeres Risiko wahrnahmen, sich mit dem Virus zu infizieren. Diese Personen nahmen auch häufiger an „riskanten“ Veranstaltungen wie großen und kleinen Zusammenkünften in Innenräumen teil und besuchten Restaurants und Bars.

Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit ist ein solches Verhalten problematisch, da ungenaue und verzögerte Testergebnisse dazu führen können, dass Menschen, die glauben, nicht infiziert zu sein, das Virus in sich tragen und andere anstecken. Obwohl vielleicht unwahrscheinlich, ist es möglich, dass die Vorteile von Testprogrammen durch eine erhöhte Virusübertragung vollständig aufgehoben werden, sagen die Forscher.

Während andere Untersuchungen zeigen, dass diese Art von Risikokompensationsverhalten in anderen Kontexten im Allgemeinen in nur geringem Ausmaß vorkommt, können kleine Verhaltensänderungen zu einer bedeutenden Zunahme der Krankheitsausbreitung führen.

„Diese unbeabsichtigten Folgen können eine besonders große Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen, wenn die Inkubationszeiten kurz sind, das Virus stark übertragbar ist und das Risiko für falsch-negative Ergebnisse hoch ist, wie zum Beispiel bei der Omikron-Variante des Coronavirus“, erklären die Forscher.

Interessanterweise ergaben die Umfragen, dass Frauen mehr als Männer der Meinung sind, dass vermehrte Tests das Risiko für eine Ansteckung mit dem Virus verringern – und sich daher mit höherer Wahrscheinlichkeit einem stärkeren Risiko aussetzen als Männer.

Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass obligatorische Testprogramme von Maßnahmen zur Verminderung der Übertragungswahrscheinlichkeit begleitet werden sollten, um die unbeabsichtigten Folgen von riskanterem Verhalten von Menschen zu reduzieren, führen die Wissenschaftler aus. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Programme mit häufigen Tests unbeabsichtigt das Verhalten verstärken können, von dem bekannt ist, dass es zur Virusverbreitung beiträgt – deren potenzielle Folgen durch die exponenzielle Natur der Virusverbreitung verstärkt werden“, lautet die Schlussfolgerung der Arbeitsgruppe. „Daher ist es bei der Durchführung von Programmen mit obligatorischen Tests für den Umgang mit einem Krankheitserreger wichtig, die Grenzen dieser Programme beim Schutz vor Infektionen zu kommunizieren und das Potenzial für unbeabsichtigte Verhaltensreaktionen hervorzuheben.“