US-Studie: LGBTQ+ Personen berichten häufiger über chronische Schmerzen

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Eine Datenerhebung der US-Nationalen Gesundheitsbefragung (NHIS) 2013–2018 hat ergeben, dass die Zahl der Menschen, die über chronische Schmerzen berichten, unter LGBTQ+-Erwachsenen deutlich höher ist als unter heteronormativen Erwachsenen.

In der Vergangenheit wurden Schmerzen nicht aus einer Bevölkerungsperspektive untersucht, weil man davon ausging, dass sie ein Symptom für eine andere Erkrankung sind. „Chronische Schmerzen werden heute jedoch weitgehend als eigenständiges Leiden verstanden. Angesichts der hohen Belastung in der Bevölkerung und der enormen Auswirkung auf die Lebensqualität der Betroffenen handelt sich auch um eine relevante Erkrankung“, erläutert die leitende Studienautorin Anna Zajacova von der University of Western Ontario im kanadischen London. „Tatsächlich betrachten wir Schmerzen als ein ganzheitliches Maß für das physische und psychische Wohlbefinden der Bevölkerung.“

Die aktuelle Analyse der NHIS – einer führenden, für die US-Bevölkerung repräsentativen Querschnittserhebung – wurde von Forschenden aus Kanada und den Vereinigten Staaten durchgeführt und im Fachjournal „Pain“ veröffentlicht. Die Studiengruppe erhob daraus die Daten zu allgemeinen chronischen Schmerzen sowie chronischen Schmerzen an drei oder mehr Stellen bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren (n=134.266 bzw. n=95.675). Außerdem untersuchten die Forschenden die demographischen, soziökonomischen, gesundheitlichen und psychischen Kovariablen. Sie fanden heraus, dass Erwachsene, die sich im NHIS als schwul, lesbisch, bisexuell oder „etwas anderes“ (LGBTQ+) bezeichneten, deutlich mehr Schmerzen hatten als jene, die sich in der Befragung als „heterosexuell, d. h. nicht lesbisch oder schwul“, identifizierten. 

Konkret wiesen schwule und lesbische Erwachsene im Vergleich zu heterosexuellen Erwachsenen eine um 47 Prozent höhere Prävalenz für chronische Schmerzen an drei oder mehr Stellen auf und eine um 33 Prozent höhere Prävalenz allgemeiner chronischer Schmerzen. Bei bisexuellen Erwachsenen waren die Prävalenzen sogar um 105 Prozent bzw. 88 Prozent höher und bei jenen, die sich in die Kategorie „etwas anderes“ einordneten, um 133 Prozent bzw. 89 Prozent.

Von den untersuchten Kovariablen war psychische Belastung am stärksten mit einer höheren Schmerzprävalenz bei LGBTQ+ Personen verbunden. Der sozioökonomische Status und Kovariablen der Gesundheitsversorgung spielten nur eine geringe Rolle, die statistisch nicht signifikant war, wie die Studienautoren ausführen. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von psychosozialen Aspekten und Hilfsangeboten, die für einen Großteil der Unterschiede verantwortlich zu sein scheinen“, betont Zajacova.

Die Autoren vermuten, dass die Stigmatisierung und Diskriminierung, mit der Angehörige dieser Gruppen konfrontiert sind, das Risiko von Schmerzen erhöhen können. Sie fordern weitere Forschungsarbeiten, um ein umfassenderes Verständnis der Schmerzunterschiede in Bezug auf die sexuelle Identität zu entwickeln, mit dem letztendlichen Ziel, diese Unterschiede zu beseitigen und Schmerzen zu reduzieren, um eine bessere Gesundheit und ein besseres Wohlbefinden zu erreichen.

(ah)