US-Studie: Stärkere Sensibilisierung jüngerer Menschen gegenüber COVID-19 ist wichtig23. August 2021 Foto: © agongallud/stock.adobe.com Medizinerinnen und Mediziner vom Houston Methodist Hospital in den USA haben in zwei aktuell veröffentlichten Studie ihre Beobachtungen während der COVID-19-Pandemie beschrieben und sich dabei zum einen auf demografische und klinische Risikofaktoren bei jüngeren Patientinnen und Patienten konzentriert. In der zweiten Studie geht es um mehr als 50 Langzeitauswirkungen, die die Verfasserinnen und Verfasser bei Personen beobachtet haben, die an Long-COVID litten. In der ersten Studie untersuchten Hauptautor Prof. Edward A. Graviss, Associate Professor für Pathologie und genomische Medizin am Houston Methodist Research Institute, und sein Team demografische und klinische Risikofaktoren für schwere COVID-19-Erkrankungen bei hospitalisierten COVID-19-Patientinnen und -Patienten im Alter von 18 bis 29 Jahren im Houston-Methodist-System mit sieben Krankenhäusern. Die Analyse wurde zwischen dem 1. März und dem 7. Dezember während der ersten drei COVID-19-Wellen im Jahr 2020 durchgeführt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten auch die Wiederaufnahmeraten und begleitende Diagnosen schwerer Erkrankungen innerhalb von 30 Tagen nach der Entlassung dieser Patientinnen und Patienten aus dem Krankenhaus aus Bei 20 Prozent der 1853 Patientinnen und Patienten handelte es sich um nichthispanische Weiße, bei 32 Prozent um nichthispanische Schwarze und bei 43 Prozent um hispanische oder lateinamerikanische Patientinnen und Patienten. 62 Prozent der eingeschlossenen Personen waren Frauen, davon waren 12 Prozent schwanger. Übergewichtig oder adipös waren 68 Prozent der Personen. Als häufigste Begleiterkrankungen wurden Asthma, psychische Störungen, Bluthochdruck und Diabetes ermittelt. Während alle Patientinnen und Patienten mittels PCR positiv auf COVID-19 getestet worden waren und irgendwann im Verlauf des diagnostischen Prozesses infektiös waren, berichteten nur 43 Prozent zum Zeitpunkt der Hospitalisierung über COVID-19-Symptome. Männer hispanischer Abstammung entwickelten mit höherer Wahrscheinlichkeit schwere Krankheitsverläufe, wie die Forschenden berichten. Höheres Alter, Asthma in der Vorgeschichte, kongestive Herzinsuffizienz, zerebrovaskuläre Erkrankungen und Diabetes erwiesen sich als prädiktiv für die Diagnose einer schweren Erkrankung innerhalb von 30 Tagen nach dem ersten Krankenhausaufenthalt. Hispanische und afroamerikanische Abstammung sowie Adipositas, Fettleibigkeit, Asthma und Myokardinfarkte in der Vorgeschichte und eine Exposition gegenüber COVID-19 im Haushalt erwiesen sich als prädiktiv für eine Re-Hospitalisierung nach 30 Tagen. Bei relativ wenigen jungen erwachsenen Patientinnen und Patienten kam es während der ersten Diagnose zu pulmonalen Interventionen wie einer Atemunterstützung, wobei elf Prozent zusätzlichen Sauerstoff erhielten und drei Prozent eine Intensivversorgung benötigten. Während 96 Prozent der Patientinnen und Patienten nach ihrem ersten Krankenhausaufenthalt nach Hause entlassen wurden, kehrten 15 Prozent von ihnen innerhalb von 30 Tagen ins Krankenhaus zurück. Von den stationär Aufgenommenen verstarben vier Patientinnen und Patienten (1%) während ihres ersten Krankenhausaufenthaltes und vier weitere nach der Entlassung in eine andere Einrichtung. Insgesamt wurde innerhalb von 30 Tagen nach ihrer ersten Begegnung bei 17 Prozent der Patientinnen und Patienten eine Lungenentzündung diagnostiziert, und acht Prozent erhielten mindestens eine weitere schwerewiegende Diagnose wie Sepsis, Myokardinfarkt, zerebrovaskuläre Ereignis, Herzstillstand, Lungenembolie, Thrombose, akutes Atemnotsyndrom (ARDS) und dergleichen. Alle sind Merkmale einer schweren COVID-19-Erkrankung. Laut den Autorinnen und Autoren zeigt die Studie ein erhebliches Risiko für eine schwere Erkrankung und Re-Hospitalisierung bei jungen Erwachsenen, insbesondere bei Bevölkerungsminderheiten und bei Personen mit Komorbiditäten. Die Forschenden betonen, dass gerade bei jungen Erwachsenen eine stärkere Sensibilisierung gegenüber COVID-19 und entsprechende Präventionsmaßnahmen wichtig sind. Symptome bei Patientinnen und Patienten mit Long-COVID In der zweiten Studie entdeckten die Hauptautorin Prof. Sonia Villapol, Assistenzprofessorin für Neurochirurgie am Center for Neuroregeneration am Houston Methodist, und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als 50 Langzeitauswirkungen von COVID-19 bei den 47.910 in die Untersuchung eingeschlossenen Patientinnen und Patienten. Ganz oben auf der Liste der manchmal über Monate bleibenden Symptome standen Fatigue mit 58 Prozent, gefolgt von Kopfschmerzen (44%), Aufmerksamkeitsstörung (27%), Haarausfall (25%), Kurzatmigkeit (24%), Verlust des Geschmacks- (23%) und des Geruchssinns (21%). Andere Symptome standen im Zusammenhang mit einer Lungenerkrankung, wie Husten, Beschwerden in der Brust, verminderte pulmonale Diffusionskapazität, Schlafapnoe und Lungenfibrose. Es kam auch zu Herz-Kreislauf-Problemen wie Arrhythmien und Myokarditis sowie zu unspezifischen Problemen wie Tinnitus und Nachtschweiß. Die Forscher waren überrascht, dass auch neurologische Symptome wie Demenz, Depression, Angst und Zwangsstörungen auftraten. Um diese langfristigen Auswirkungen von COVID-19 zu analysieren, identifizierte das Forschungsteam insgesamt 18.251 Publikationen, von denen 15 die Einschlusskriterien für ihre eigene Studie erfüllten. Die von ihnen analysierten Peer-Review-Studien wurden in den USA, Europa, Großbritannien, Australien, China, Ägypten und Mexiko durchgeführt. Die Daten waren vor 2021 veröffentlicht worden und stammten aus Patientenkohorten von 102 bis zu 44.799 Erwachsenen im Alter von 17 bis 87 Jahren. Für die Studien waren Informationen aus Patientenbefragungen, aus Krankenakten und klinischen Beurteilungen mit einer Nachbeobachtungszeit von 14 bis 110 Tagen nach überstandener COVID-Erkrankung gesammelt worden. In 40 Prozent der Studien ging es um wegen COVID-19 hospitalisierte Patientinnen und Patienten, in den übrigen wurde eine Mischung aus leichten, mittelschweren und schweren Fällen nachbeobachtet. Das Forschungsteam führte eine systematische Überprüfung und Metaanalyse dieser Studien durch, um die Prävalenz aller Symptome, Anzeichen oder anomalen Laborparameter zu berechnen, die über die akute Phase einer COVID-19-Erkrankung hinausgingen. Sie führten Messungen verschiedener Biomarker durch und werteten anomale Röntgen- oder CT-Aufnahmen des Thorax aus sowie das Risiko von Thrombosen, das Vorliegen von Entzündungen, einer Anämie und Indikatoren für eine mögliche Herzinsuffizienz, bakterielle Infektion und Lungenschäden. Die Forschenden stellten fest, dass 80 Prozent der genesenen Erwachsenen mindestens ein Langzeitsymptom hatten, das Wochen bis Monate nach einer akuten leichten, mittelschweren oder schweren COVID-19-Erkrankung anhielt. Insgesamt identifizierte das Team 55 anhaltende Symptome, und anomale Laborwerte, wobei es sich bei den meisten um Symptome aus der akuten COVID-19-Phase handelte, die fortbestanden. Die Forscher identifizieren dieselben anhaltenden Auswirkungen in verschiedenen Ländern. Ihrer Auffassung zufolge bestätigt ihre Studie, dass die Belastung durch Long-COVID erheblich ist. Sie sind der Meinung, dass diese chronischen COVID-19-Komplikationen klar kommuniziert und therapeutische Strategien definiert werden müssen, um langfristige Folgen von COVID-19 zu vermeiden. Die nächste Phase ihrer Forschung wird sich darauf konzentrieren, herauszufinden, was manche Personen anfälliger für Long-COVID macht.
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