USA: Neue Daten zu krebserregenden Konservierungsstoffen in Pflegeprodukten

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Eine Studie zu Pflegeprodukten, die von Schwarzen und Latina-Frauen in Los Angeles verwendet werden, deckt krebserregende Konservierungsstoffe auf – und zeigt gravierende Sicherheitslücken in der US-Regulierung.

In den letzten Jahren lag der Fokus hinsichtlich einer Formaldehyd-Exposition in Körperpflegeprodukten auf Haarglättungsmitteln. So belegen aktuelle Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen der Nutzung solcher Produkte und einem erhöhten Risiko für Uterus- und Brustkrebs bei Schwarzen Frauen. Die nun vorliegende Studie gehört zu den ersten, die zeigen, dass Formaldehyd-abspaltende Konservierungsstoffe in einer Vielzahl von Körperpflegeprodukten vorkommen, darunter Shampoos, Lotionen, Duschgele und sogar Wimpernkleber.

Laut Dr. Robin Dodson, der leitenden Autorin vom Silent Spring Institute in Newton, USA, handelt es sich dabei nicht nur um ein Problem von Haarglättern: „Diese Chemikalien finden sich in Produkten, die wir regelmäßig und am ganzen Körper anwenden. Wiederholte Expositionen können sich summieren und ernsthafte Schäden verursachen.“

Versteckte Risiken sichtbar machen

Hersteller setzen Formaldehyd in Körperpflegeprodukten ein, um deren Haltbarkeit zu verlängern. Formaldehyd-abspaltende Konservierungsstoffe werden als Alternative genutzt; sie setzen über die Zeit hinweg Formaldehyd frei und erfüllen denselben Zweck. Um die Verwendung dieser Chemikalien zu erfassen, rekrutierten die Forschenden 70 Schwarze Frauen und Latinas aus dem Großraum Los Angeles und baten sie, ihre Produktanwendungen über 5–7 Tage zu dokumentieren. Jedes Mal, wenn ein Produkt verwendet wurde, wurde dies per Smartphone-App protokolliert, inklusive Foto des jeweiligen Etiketts mit den Inhaltsstoffen.

Frühere Studien stützten sich auf ungenaue Befragungen wie „Haben Sie in den letzten 24 Stunden Lotion verwendet?“. Doch Lotionen können sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein: Einige enthalten nur wenige natürliche Inhaltsstoffe wie Bienenwachs und Sheabutter, andere hingegen zahlreiche toxische Chemikalien wie Formaldehydabspalter, Phthalate oder Parabene. Ziel der Studie war es, ein detailliertes Bild aller in den Produkten enthaltenen Chemikalien zu erhalten.

Zur Analyse wurden die Etikettenfotos mittels optischer Zeichenerkennung in Text umgewandelt. Insgesamt wurden über 1100 Produkte hinsichtlich Formaldehyd und Formaldehyd-abspaltender Konservierungsstoffe untersucht. 53 Prozent der Teilnehmerinnen berichteten, mindestens ein Produkt zu verwenden, das einen solchen Konservierungsstoff auf dem Etikett aufführte. Viele dieser Produkte wurden täglich oder mehrfach pro Woche angewendet.

DMDM-Hydantoin war der am häufigsten identifizierte Formaldehydabspalter: Rund 47 Prozent der Hautpflegeprodukte und 58 Prozent der Haarpflegeprodukte mit Formaldehydabspaltern enthielten diese Substanz. Es wurden weitere Formaldehydabspalter identifiziert, wobei die Liste nicht abschließend ist, da möglicherweise noch weitere unbekannte Substanzen existieren.

Verbraucherschutz muss verbessert werden

Die Studie ist Teil des „Taking Stock Study“-Projekts, einer gemeinschaftsorientierten Forschungskooperation zwischen Occidental College, Black Women for Wellness, Silent Spring Institute und der Columbia University. Ziel ist es, zu untersuchen, wie Chemikalien in Schönheitsprodukten zu gesundheitlichen Ungleichheiten bei Schwarzen Frauen und Latinas in Kalifornien beitragen.

Janette Robinson Flint, Geschäftsführerin von Black Women for Wellness, betont, dass Schwarze Konsumentinnen in einer von weißen Schönheitsidealen geprägten Gesellschaft leben. Um diesen Idealen zu entsprechen, verwenden sie zahlreiche Körperpflegeprodukte, von denen viele toxische Inhaltsstoffe enthalten. Während viele gelernt haben, Produkte mit explizitem Formaldehyd zu meiden, sind Formaldehydabspalter oft unbekannt.

Dodson schlägt vor, Warnhinweise auf Produkten mit Formaldehydabspaltern – wie in Europa üblich – verpflichtend zu machen. Die Identifikation dieser Stoffe ist selbst für Fachleute schwierig, da sie lange, schwer verständliche Namen tragen und das Wort „Formaldehyd“ meist nicht enthalten. Ein vollständiges Verbot von Formaldehydabspaltern wäre aus ihrer Sicht die beste Lösung.

Franklin empfiehlt, Produkte mit DMDM-Hydantoin zu meiden. Die Website des Silent Spring Institute bietet Tipps zum Vermeiden von Formaldehydabspaltern sowie die App „Detox Me“ zur Auswahl sichererer Alternativen. Ein weiterer Ansatz zum Schutz besteht darin, sich für strengere Gesetzgebung einzusetzen. In der EU und in mindestens zehn US-Bundesstaaten sind Formaldehyd und Formaldehydabspalter in Körperpflegeprodukten bereits verboten oder entsprechende Verbote sind geplant. Die US-amerikanische Food and Drug Administration hat 2023 ein nationales Verbot für Haarglättungsmittel vorgeschlagen, das jedoch noch nicht umgesetzt ist.