Validierung einer neuen Definition für das akute Atemnotsyndrom bei Kindern

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Laut einer internationalen Studie führt eine neue Definition des Pediatric Acute Respiratory Distress Syndrome (PARDS) zu einer genaueren Diagnose von wesentlich mehr Kindern mit der schnell fortschreitenden Krankheit als die weit verbreitete Definition für Erwachsene.

Pädiatrische Intensivmediziner wissen schon seit langem, dass sich das akute Atemnotsyndrom (ARDS) bei Kindern anders manifestiert als bei Erwachsenen. Im Jahr 2015 veröffentlichte die Pediatric Acute Lung Injury Consensus Conference (PALICC) eine Definition, um Eingrenzungen bestehender Erwachsenendefinitionen zu beseitigen, wie z.B. der allgemein akzeptierten Berlin-Definition. “Vor dem PALICC-Standard hatten Kinderärzte Definitionen für Erwachsene verwendet und sie auf Kinder übertragen”, sagte Dr. Robinder G. Khemani, Hauptautor der Studie, Associate Director of Research für die Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Children’s Hospital Los Angeles und Leiter der Untergruppe PALICC-Definition. Dadurch wurde die Krankheit in der Vergangenheit bei Kindern nicht diagnostiziert, ergänzte Khemani. PARDS weist international eine Kindersterblichkeit von mehr als 17 Prozent auf.

Nun wurden die Ergebnisse der bisher größte internationale Kohorte von Kindern mit PARDS, die PARDS Inzidenz- und Epidemiologie-Studie, in der Zeitschrift “The Lancet Respiratory Medicine” veröffentlicht. Hierfür wurden insgesamt 700 Patienten wurden auf 145 pädiatrischen Intensivstationen in 27 Ländern untersucht. 

Von Mai 2016 bis Juni 2017 fanden die Forscher heraus, dass von den 708 pädiatrischen Patienten, die die PALICC-Kriterien erfüllten, nur 32 Prozent auch die Erwachsenendefinition erfüllten, was bedeutet, dass zwei Drittel der Kinder nicht eindeutig diagnostiziert worden wären. 

Die pädiatrischen Leitlinien empfehlen als einen wesentlichen Unterschied der beiden Definitionen die Verwendung der Pulsoxymetrie, während die Richtlinien für Erwachsene die Verwendung eines invasiven arteriellen Blutgastests vorschreiben.

Eine Haupterkenntnis der Studie war, dass entgegen früherer Ansichten ein mildes und ein moderates PARDS ähnliche Sterblichkeitsraten zwischen zehn und 15 Prozent aufweisen. Besonders bei Kinder mit einem schweren PARDS kommt es zu einem drastischen Anstieg der Sterblichkeit auf 30 Prozent. Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass über drei Prozent aller pädiatrischen Intensivpatienten und sechs Prozent der Patienten, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden, PARDS entwickeln. 

“Die Studie zeigt eindeutig, dass die PALICC-Definition als Rahmen für die zukünftige Forschung, zur Information klinischer Entscheidungen und zur Erprobung neuer Behandlungsstrategien verwendet werden kann”, sagt Khemani, außerordentlicher Professor für klinische Pädiatrie an der Keck School of Medicine der University of Southern California.