Vaping: Erheblicher Anstieg der Zahl von Erwachsenen, die länger als sechs Monate konsumieren

E-Zigaretten als Wegwerfartikel. Foto: © buraratn/stock.adobe.com (KI-generiert)

Der steile Aufwärtstrend fällt laut einer Untersuchung zusammen mit der raschen Zunahme von Einweggeräten seit dem Jahr 2021 und gibt den Forderungen nach stärkerer Regulierung mehr Nahrung.

Die Zahl der Personen in England, die nach eigenen Angaben seit mehr als sechs Monaten vapen, hat erheblich zugenommen: War es im Jahr 2013 noch jeder 80., dampfte im Jahr 2023 schon einer von zehn Befragten. Ein großer Teil dieser Zunahme betrifft die jüngste Vergangenheit seit 2021, als Einmal-Devices immer beliebter wurden – insbesondere unter jungen Erwachsenen, darunter auch solche, die bis dahin nicht regelmäßig herkömmliche Zigaretten geraucht hatten, wie die Ergebnisse der neuen Untersuchung zeigen.

Einfach nur mal ausprobieren oder Langzeitkonsum?

Es war bereits bekannt, dass seit der wachsenden Beliebtheit dieser Wegwerfgeräte die Vaping-Raten in England stark gestiegen sind. Unklar war jedoch, inwieweit dies einen wachsenden Trend hin zu experimentellem Gebrauch im Gegensatz zu einem längerfristigen regelmäßigen Konsum (länger als sechs Monate) widerspiegelte. Auch wusste man bisher wenig darüber, wie die Art der Produkte, die von solchen Langzeit-Vapern genutzt werden, sich mit der Zeit verändert. Zur weiteren Erforschung dieser Aspekte griffen die Wissenschaftler auf Daten zu 179.725 Erwachsenen zurück, die an der Smoking Toolkit Study teilgenommen hatten. Dabei handelt es sich um eine national repräsentative Befragung, in der monatlich Daten zum Vaping unter Erwachsenen in England erhoben wurden. So fragte man die Teilnehmenden zwischen Oktober 2013 und Oktober 2023 in Abhängigkeit von ihrem Raucherstatus nach deren Konsum einer Reihe von Nikotinprodukten.

Diejenigen, die nach eigenen Angaben seit mehr als sechs Monaten dampften, wurden als Langzeit-Vaper angesehen. Dokumentiert wurden außerdem Details zur Vaping-Häufigkeit (täglich oder nicht), welche Art von Produkten die Befragten am häufigsten konsumierten (Einmalgerät, nachfüllbar oder Pod) sowie zum Alter, dem Geschlecht und sozialem Ansehen der von den Befragten ausgeübten Arbeit.

Im Verlauf der Studie wuchs der Anteil der Langzeit-Vaper von 1,3 Prozent im Oktober 2013 auf zehn Prozent im Oktober 2023. Dabei wurde ein besonders steiler Anstieg seit dem Jahr 2021 beobachtet. Dieser Trend betraf auch Personen, die täglich und über einen längeren Zeitraum dampften: Er nahm von 0,6 Prozent auf 6,7 Prozent zu.

Der wachsende Anteil von Langzeit-Vapern betraf vor allem aktive Zigarettenraucher und Exraucher. Zu beobachten war aber auch ein Anstieg in der jüngeren Vergangenheit unter Menschen, die zuvor nicht regelmäßig geraucht hatten (von weniger als 0,5% bis März 2021 auf 3% bis Oktober 2023). Die Forschenden stellten auch fest, dass dieser Trend unter jungen Erwachsenen besonders ausgeprägt war (23% der 18-Jährigen im Vergleich zu 0,3% der 65-Jährigen). Zudem war die Rate des Langzeit-Vapens zwischen Juni 2015 und Dezember 2022 unter Männern höher als unter Frauen. Bis Oktober 2023 allerdings glichen sich die Raten bei den beiden Geschlechtern aneinander an. Ein weiteres Ergebnis der Datenanalyse: Unter sozial weniger gut gestellten Personen fiel die Rate von Langzeit-Vapern höher aus als bei sozial besser Angesehenen.

Einwegprodukte auch unter Langzeit-Vapern immer beliebter

Die Wissenschaftler machten außerdem eine Entwicklung aus, die auch für die Umwelt Konsequenzen hat: Die Hälfte der Langzeit-Vaper verwendet inzwischen hauptsächlich oder sogar ausschließlich Einweg-Devices. Strategien, mit denen sich dies am besten ausbalancieren ließe, wären wohl solchen, die sich auf die Verpackung solcher Produkte und deren Präsentation konzentrieren und auf die Kosten für den Konsum.

Der kanadische Forscher David Hammond schreibt in einem die Veröffentlichung der Studie begleitenden Leitartikel, dass es genügend Gründe für ein Verbot von Einweg-Devices gebe – schon allein aus dem Umweltschutzgedanken heraus. Jedoch würde ein solches Verbot die Konsumraten vermutlich nicht wesentlich ändern, wenn man bedenke, wie fast mühelos sich der entsprechende Markt anpasst. Anstatt zu versuchen, Einwegprodukte einzuschränken, schlägt er vor, dass sich Regulierungen auf die den Produkten zugrunde liegenden Eigenschaften konzentrieren sollten, die sie für junge Menschen so attraktiv machen – also ihre farbenfrohe Aufmachung und die allgegenwärtige Werbung an der Verkaufsstelle. Würden diese Eigenschaften wegfallen, könnte dies die Attraktivität und die Glaubwürdigkeit des Vapings als Methode zur Zigarettenentwöhnung unter Rauchern mittleren und höheren Alters erhöhen, glaubt Hammond.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können aus ihren Ergebnissen keine Schlussfolgerungen in puncto Ursache und Effekt gezogen werden. Die Autoren räumen außerdem einige Aspekte bezüglich Studiendesign und den erhobenen Maßen ein, die die Aussagekraft der Arbeit möglicherweise einschränken könnten. Dennoch halten sie fest, dass der Anteil der Langzeit-Vaper unter jungen Erwachsenen seit 2021 deutlich zugenommen hat – auch unter Personen, die zuvor nicht regelmäßig geraucht hatten. Dies deute darauf hin, dass Vaping-Produkte, die für den einmaligen Gebrauch konzipiert sind, junge Erwachsene dazu verleiten, in einen längerfristigen Konsum einzusteigen.

Den Forderungen nach einer strengeren Regulierung von Vaping-Produkten verleiht die aktuelle Untersuchung daher Gewicht. Dabei müssten aber entsprechende Maßnahmen und Strategien sorgfältig überlegt werden, meinen die Forschenden. Denn. Sie könnten Zigarettenraucher, die eine Entwöhnung anstreben und deshalb auf E-Produkte umsteigen, davon abhalten. Nach Auffassung der Studienautoren