VDBD: Moderne Medikamente ersetzen nicht die individuelle Diabetes-Beratung12. November 2024 Foto: © Chinnapong/stock.adobe.com Trotz des Rufes der GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) als Wundermittel sei eine individuelle Diabetesberatung nach wie vor unverzichtbar, betont der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD). „Diese Medikamente wirken nicht nur auf den Zuckerstoffwechsel, sondern auch auf das Gewicht und bewirken eine Reduktion von kardiovaskulären Komplikationen bei Menschen mit Diabetes Typ 2“, erklärt Prof. Julia Szendrödi, Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie an der Universitätsklinik Heidelberg. Dennoch habe diese Therapie ihre Grenzen, betont sie. Ohne eine Lebensstilanpassung, wie Ernährungsumstellungen und Bewegung, könne das volle Potenzial der Medikamente nicht ausgeschöpft werden. Ganzheitlichen Betreuung bei Diabetes notwendig Eine erfolgreiche Diabetesbehandlung setze weit mehr voraus als die reine Einnahme von Medikamenten, heißt es in der Pressemitteilung des VDBD. Untersuchungen zeigten, dass Patienten, die zusätzlich zur medikamentösen Therapie eine intensive Schulung und Beratung durch Diabetesberater erhalten, langfristig bessere Behandlungserfolge erzielen.(1) „Wir dürfen nicht vergessen, dass Diabetes eine komplexe Krankheit ist, die den ganzen Körper betrifft. Eine regelmäßige Kontrolle und individuelle Anpassung der Behandlung sind deshalb entscheidend“, betont VDBD-Vorstandsmitglied Dr. Lars Hecht aus Oldenburg. Auch auf psychosoziale Faktoren, wie Stress oder der Zugang zu gesunden Lebensmitteln, müsse in der Behandlung eingegangen werden. Besonders wichtig sei es, die Patienten im Blick zu behalten, wenn sie eine Kombination aus Medikamenten zu sich nehmen. Werden GLP-1-RA beispielsweise mit Insulin kombiniert, müsse die Therapie angepasst werden um Unterzuckerungen zu vermeiden. Zudem müssen weiterhin regelmäßige Untersuchungen zur Überwachung von Blutdruck, Cholesterin und Nierenfunktion stattfinden. „Nur so können kardiovaskuläre Komplikationen, die bei Menschen mit Diabetes häufig auftreten, verhindert werden“, erläutert Szendrödi. Therapietreue ist entscheidend – viele brechen ab Die Diabetologin betont, dass viele Menschen die medikamentöse Behandlung mit GLP-1-RA nach wenigen Monaten abbrechen. „Die Gründe dafür sind vielfältig – vermutlich spielt eine überhöhte Erwartung an die Effekte eine Rolle – insbesondere den Gewichtsverlust – oder dass für sie unerwartete Nebenwirkungen eintreten. Therapietreue ist hier entscheidend: Die besten Medikamente nützen nichts, wenn die Patienten sie nicht konsequent einnehmen“, berichtet Szendrödi. „Deshalb ist es wichtig, sie eng zu begleiten, ihre Erwartungen realistisch zu gestalten und ihnen zu helfen, mögliche Nebenwirkungen besser zu verstehen“, betont sie. Menschen, die gut in die Therapie eingebunden sind, würden weniger häufig an Folgeerkrankungen leiden und müssen seltener ins Krankenhaus. Therapieerfolg durch Kombination aus Medikamenten und Beratung GLP-1-Rezeptor-Agonisten bieten große Chancen bei der Behandlung von Diabetes, doch sie seien kein Ersatz für eine umfassende Beratung und Betreuung. Hecht fasst zusammen: „Die Abnehmspritze ist ein wichtiger Fortschritt, aber sie ersetzt nicht die individuelle Beratung. Wir müssen den Menschen helfen, ihre Krankheit zu verstehen und ihnen zeigen, wie sie mit Diabetes gut leben können – nur so lässt sich die Therapie langfristig erfolgreich gestalten.“ Dabei helfen strukturierte Schulungen durch Diabetesberater, die auch eine gemeinsame Entscheidungsfindung und das Umfeld der Patienten berücksichtigen, heißt es abschließend in der Pressemitteilung.
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