Vergleich von Preprints und ihren endgültigen Veröffentlichungen während der Pandemie2. Februar 2022 Foto: ©enjoys25 – stock.adobe.com Während der Coronapandemie haben sie wichtige Daten geliefert, noch bevor diese von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begutachtet waren: Die Preprints. Doch kann man ihnen trauen? Zwei aktuelle Studien zu dem Thema gelangen insgesamt zu einem positiven Urteil. Die gemeinsame Nutzung frei verfügbarer Manuskripte vor der Begutachtung durch Fachkolleginnen und -kollegen, das sogenannte Preprinting, ist in den Biowissenschaften seit 2013 auf dem Vormarsch. Es erlebte während der COVID-19-Pandemie einen wahren Höhenflug, wodurch die Verbreitung aktueller Forschungsergebnisse beschleunigt wurde. Doch wie verhalten sich die Vorabdrucke zu den endgültigen, von Experten begutachteten Arbeiten? Zwei neue Studien, die am 1. Februar in der Open-Access-Fachzeitschrift „PLOS Biology“ veröffentlicht wurden, untersuchten mit unterschiedlichen Ansätzen, wie Preprints, die auf bioRxiv und medRxiv veröffentlicht wurden, mit ihren veröffentlichten Versionen zu vergleichen sind. Die eine Studie unter der Leitung von Dr. Jonathon Coates von der Queen Mary University of London verglich manuell über 180 Preprints mit ihren veröffentlichten Versionen in den ersten vier Monaten der COVID-19-Pandemie. In der anderen Studie unter der Leitung von David Nicholson von der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania wurden mithilfe von maschinellem Lernen und Textanalyse die Beziehungen zwischen fast 18.000 bioRxiv-Preprints und ihrer veröffentlichten Version untersucht. Bedenken hinsichtlich der Qualität von Preprints gibt es schon seit ihrem Aufkommen in den Wissenschaften. „Etwa 40 Prozent der frühen COVID-19-Forschung wurde erstmals als Preprint veröffentlicht, und diese wurden bei politischen und gesundheitspolitischen Entscheidungen verwendet“, so Coates. „Daher ist die Kenntnis der Qualität dieser Vorabdrucke von entscheidender Bedeutung für das Vertrauen in die Wissenschaft in einer Zeit, in der viele versuchen, dieses Vertrauen zu untergraben.“ Die Analyse öffentlicher wissenschaftlicher Preprint-Repositorien hat auch das Potenzial, viele bisher verborgene Details des Peer-Review-Prozesses zu beleuchten. Coates und seine Kollegen verglichen alle COVID-19-Preprints, die in den ersten vier Monaten der Pandemie veröffentlicht wurden, und stellten fest, dass über 83 Prozent der COVID- und 93 Prozent der nicht-COVID-bezogenen Artikel aus dem Bereich der Biowissenschaften keine Änderungen zwischen den Preprints und den endgültig veröffentlichten Versionen aufweisen. Coates hält damit den größten Teil der Preprints für „zuverlässig und vertrauenswürdig“. Beim Vergleich des gesamten bioRxiv-Materials mit den schließlich veröffentlichten Versionen stellten Nicholson und Kollegen fest, dass viele Unterschiede offenbar auf die Satzstellung und das Hinzufügen von Zusatzmaterialien zurückzuführen sind. Die sprachlichen Merkmale der meisten Manuskripte seien während des Peer-Review- und Veröffentlichungsprozesses nur geringfügig verändert worden. Darüber hinaus hat Nicholsons Team eine Website erstellt, die mithilfe eines von ihnen entwickelten Algorithmus potenzielle Zeitschriften empfiehlt, die linguistisch ähnliche Artikel veröffentlichen. Dr. Casey Greene von der University of Colorado School of Medicine, einer der Mitautoren der Studie von Nicholson et al., fügt hinzu: „Zusammengenommen liefern unsere Studien Beweise für die Zuverlässigkeit und den Nutzen von Preprints sowohl während einer globalen Pandemie als auch für allgemeine wissenschaftliche Ergebnisse. Die Untersuchung von Paaren aus Preprint und begutachteter Publikation bietet die Möglichkeit, den Prozess des Peer-Review zu untersuchen.“ Seiner Ansicht nach sollten auf Basis dieser Ergebnisse die Rolle und die Bedeutung des Peer-Review im derzeitigen Publikationssystem überdacht werden.
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