Verlust des Geruchssinns bei COVID-19 mit milderem Verlauf assoziiert30. April 2020 Foto: ©Stockwerk-Fotodesign/Adobe Stock Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn können auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 hindeuten. Ergebnisse einer aktuellen Studie legen nahe, dass COVID-19 bei Patienten mit diesen Symptomen nur mild bis mittelschwer verläuft. Dies könne als früher Indikator bei der Entscheidung helfen, welche Patienten in eine Klinik müssen, so die Autoren. “Eine unmittelbare Herausforderung für medizinisches Personal ist die Entscheidung, wie Personen, die mit dem neuen Corona-Virus infiziert sind, am besten behandelt werden sollten”, sagte die leitende Autorin der Studie, Carol Hahn, MD, Rhinologie und Kopf-Hals-Chirurgin an der UC San Diego Health, San Diego, USA. “Wenn die Betroffenen nur milde Symptome zeigen, können sie dann zurück in die häusliche Quarantäne oder brauchen sie wahrscheinlich einen Klinikaufenthalt? Das sind entscheidende Fragen für Kliniken, die versuchen medizinische Ressourcen effektiv und effizient zu verteilen.” Yans neueste Studie, die sie mit ihren Kollegen Farhoud Faraji, MD, PhD, Benjamin T. Ostrander, MD und Adam S. DeConde, MD von der chirurgischen Abteilung an der UC San Diego Health sowie Divya P. Prajapati, Studentin an der UC San Diego School of Medicine, durchgeführt hat, legt nahe, dass der Verlust des Geruchssinns ein Vorhersagefaktor für einen milden Verlauf von COVID-19 ist. “Normosmie, also der normale Geruchssinn, ist ein unabhängiger Prädiktor einer Klinikaufnahme bei COVID-19-Fällen”, so Yan. “In vorangegangenen Studien konnten wir nachweisen, dass der Verlust des Geruchssinns ein frühes Symptom ist, nach Fieber und Müdigkeit.” “Bemerkenswert an den neuen Ergebnissen ist die Tatsache, dass der Verlust des Geruchssinns anscheinend ein Prädiktor dafür sein könnte, dass die SARS-CoV-Infektion nicht so schwer verläuft und ein Krankenhausaufenthalt weniger wahrscheinlich ist. Wenn eine betroffene Person den Geruchssinn verliert, ist ein milder Verlauf wahrscheinlicher, es sei denn es liegen andere Risikofaktoren vor”, kommentiert Yan die Studienergebnisse. Zu diesen bereits bekannten Risikofaktoren zählen Alter und bestimmte Vorerkrankungen, etwa chronische Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas. Die Studie von Yan und ihren Kollegen ist eine retrospektive Analyse die zwischen dem 3. März und dem 8. April diesen Jahres durchgeführt wurde. 169 positiv auf SARS-CoV-2 getestete Personen wurden in die Studie mit eingeschlossen. Daten zu Geruchs- und Geschmackssinn wurden bei 128 Patienten erhoben, von den 26 stationär aufgenommen werden mussten. Stationär in die Klinik aufgenomme Patienten berichteten signifikant seltener von einer Anosmie. (26,9 % verglichen mit 66,7 % der ambulant behandelten Patienten). Ähnliche Prozentzahlen ergaben sich für den Verlust des Geschmackssinns. Patienten, die von einem Verlust des Geruchssinns berichteten, hätten eine um den Faktor zehn geringere Wahrscheinlichkeit, stationär behandelt werden zu müssen, verglichen mit denen, die keine Anosmie erlitten, so Seniorautor DeConde. “Darüber hinaus war die Anosmie nicht mit weiteren Maßnahmen assoziiert, die typischerweise bei der Entscheidung über eine Krankenhauseinweisung herangezogen werden. Dies legt nahe, dass es sich um einen wirklich unabhängigen Faktor handelt, der als Marker für mildere Verläufe von COVID-19 dienen könnte”, so DeConde weiter. Für die Autoren deuten die Ergebnisse auf bestimmte pathophysiologische Charakteristika der Infektion hin. “Lokalisation der Viren und die initiale Viruslast, zusammen mit der Effektivität der Immunantwort sind alles potenziell wichtige Variablen, die die Ausbreitung des Virus im Körper und letztendlich den klinischen Verlauf bestimmen”, sagt DeConde. Anders ausgedrückt: Wenn sich das Virus anfangs in der Nase und den oberen Atemwegen konzentriere und dort den Geruchssinn beeinträchtige, könnte das in eine weniger schwere Infektion münden, die weniger plötzlich beginnt. Dies könnte das Risiko einer überschießenden Immunantwort, eines Lungenversagens und eines Krankenhausaufenthaltes mindern. “Bisher ist das nur eine Hypothese”, betonte DeConde. Der Verlust des Geruchssinnns könnte auch auf eine robust Immunantwort, die sich auf die Nasengänge beschränkt und Effekte im Rest des Körpers limitiert, hindeuten, so DeConde weiter. Das Autoreteam weist auf die Beschränkungen der Studie hin: So beruhen die Daten zum Geruchs- und Geschmackssinn auf Selbstauskunft der Patienten. Möglich sei eine Erinnerungsverzerrung bei den Patienten, nachdem sie mit COVID-19 diagnostiziert wurden. Außerdem sei es möglich, dass Patienten mit Krankenhausaufenthalt und schwerwiegenderen Symptomen den Verlust des Geruchssinns seltener wahrnehmen oder sich seltener daran erinnern. Weitere Studien seien nötig, betonen die Autoren, auch wenn die Ergebnisse bereits jetzt wichtige praktische Hinweise geben.(red/ja) Originalpublikation:Yan CH et al. Self‐reported olfactory loss associates with outpatient clinical course in Covid‐19. Forum of Allergy and Rhinology 2020.
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