Vermeidung unnötiger präoperativer Untersuchungen7. Februar 2025 Symbolfoto: ©Pcess609/stock.adobe.com Die Einführung eines speziellen Entscheidungspfades kann dazu beitragen, die Zahl unnötiger Untersuchungen vor kleineren ambulanten Eingriffen zu reduzieren. Das zeigt eine neue US-Studie. Für viele Patienten bedeutet die Vorbereitung auf einen chirurgischen Eingriff, dass ihnen in den Wochen zuvor Blut abgenommen, ihr Herzrhythmus überprüft oder andere Tests durchgeführt werden. Aber nicht alle Patienten benötigen all diese Tests – vor allem, wenn deren Ergebnisse keinen Einfluss auf die perioperative Behandlung oder das postoperative Outcome haben. Eine neue Studie zeigt nun, wie Krankenhäuser den Einsatz solcher Untersuchungen auf jene Patienten konzentrieren können, die sie wirklich brauchen – und gleichzeitig unnötige Tests bei anderen Patienten sicher reduzieren können. Im Ergebnis lassen sich damit nicht nur Geld und Ressourcen einsparen, sondern für Patienten und Klinikpersonal auch mehr Zeit gewinnen. Konzentration auf vier präoperative Tests bei ambulanten Operationen In der Studie, die in der Fachzeitschrift „JAMA Surgery“ veröffentlicht wurde, testete ein Team der Universität Michigan (U-M) und des Brigham and Women’s Hospital (USA) ein Programm zur Reduzierung unnötiger präoperativer Tests an der U-M Health. In einer früheren Studie mit 63 Krankenhäusern in Michigan, die 2021 veröffentlicht wurde, wies U-M Health hohe Werte für (notwendige sowie unnötige) präoperative Untersuchungen auf, so dass dies als ein relevanter Bereich für Verbesserungen identifiziert wurde. Das Programm konzentrierte sich auf die Reduktion von vier Tests bei Patienten mit geringem Risiko. An der Studie nahmen 1143 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren teil, bei denen zwischen Juni 2022 bis Ende August 2023 in drei operativen Zentren des U-M Health eine der folgenden drei ambulanten Operationen vorgenommen wurde: Lumpektomie, laparoskopische Cholezystektomie oder die Reparatur eines Leistenbruchs. Bei den fraglichen Tests handelte sich um ein vollständiges Blutbild (CBC), das Basic Metabolic Panel (BMP) und das Comprehensive Metabolic Panel (CMP) sowie um Elektrokardiogramme. Den Forschern zufolge wurden diese ausgewählt, weil jahrelange Forschungsarbeiten und Empfehlungen nationaler und internationaler Qualitätsgruppen im Gesundheitswesen sie für bestimmte Patienten als unnötig erachtet hatten. Aufklärung und konsentierte Entscheidungsfindung Die Intervention konzentrierte sich auf die Aufklärung der Kliniker. Ihnen wurde die Evidenz präsentiert, dass die Zahl der Tests bei einigen Patienten sicher reduziert werden kann. Außerdem wurden sie aktiv in den Prozess einbezogen, wie dies umgesetzt werden könnte. So trafen sich während des Interventionszeitraums die an den präoperativen Untersuchungen beteiligten Chirurgen und Physician Assistants mehrfach mit dem Studienteam, um einen Konsens zu entwickeln, welche Patienten welche Tests benötigten und welche nicht. Schließlich wurden die Ärzte gebeten, anhand eines Flussdiagramms und eines Rasters – sogenannter Entscheidungshilfedokumente – zu bestimmen, welche Tests ein Patient vor der Operation durchführen lassen sollte, und zwar auf der Grundlage seiner individuellen Merkmale. Das perioperative Risiko jedes Patienten wurde auf Basis der ASA-Klassifikation bewertet. Bei denjenigen mit niedriger ASA-Einstufung konnte auf alle vier Tests verzichtet werden, es sei denn, ein Facharzt hatte sie ausdrücklich angeordnet. Aber auch Patienten am oberen Ende der Skala konnten auf bestimmte Tests verzichten, je nachdem, welche anderen Beschwerden sie hatten. Weniger unnötige Tests In „JAMA Surgery“ berichtet die Studiengruppe um die Chirugin Lesly Dossett, dass vor der Intervention bei 37 Prozent der Patienten mindestens ein unnötiger Test durchgeführt. Am Ende der Studie war diese Rate auf 14 Prozent gesunken. Die Gesamtzahl der Tests – der Prozentsatz aller Patienten, die vor den ausgewählten Operationen die vier Tests erhielten – sank von 51 Prozent auf 27 Prozent. Gleichzeitig änderte sich die Zahl der Patienten, die je nach Gesundheitszustand und Operationsrisiko präoperative Tests benötigten, nicht. Der Rückgang der Gesamttestzahl wurde in anderen Krankenhäusern des Bundesstaates nicht beobachtet. Auch die Zahl der Besuche in der Notaufnahme und der Krankenhausaufenthalte blieb in den Wochen nach der Operation gleich, was darauf hindeutet, dass die Verringerung unnötiger Tests die chirurgische Sicherheit und die Ergebnisse nicht verschlechtert hat. Mit Verständnis und hilfreichen Instrumenten zum Ziel Hauptautorin Dossett sagt, dass nicht nur der Rückgang der unnötigen Tests, sondern auch die Art und Weise, wie das Team dies erreicht und gemessen hat, die Studie von anderen unterscheidet. Um unnötige Tests wirklich zu reduzieren, müsse man den Teammitgliedern helfen, die Gründe dafür zu verstehen, betont Dossett. Auch sei es wichtig, einfach zu handhabende Instrumente zur Unterstützung klinischer Entscheidungen bereitzustellen. „Wir sind begeistert von dem, was wir in unserer präoperativen Versorgung erreichen konnten, und freuen uns darauf, dies in Krankenhäusern im ganzen Land zu testen.“ Das U-M-Team hat sich mit 16 anderen Krankenhäusern in ganz Michigan zusammengetan, um die Maßnahmen auch dort auszurollen. (ah)
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